Invasion der Bildschirmmenschen

Man entdeckt sie überall. Ob als Gärtner, Elektriker oder Obstverkäufer… Sie nutzen die mehr oder weniger langen Drehpausen, um sich auch im täglichen Leben nützlich zu machen.
Manchmal sind sie schon in deinem Haus und du weißt es gar nicht. Beispielsweise als Mitarbeiter eines Elektrobetriebs, der den Auftrag hat, den Zähler auszuwechseln. Du öffnest dem bekannten Chef des Elektrobetriebs, dem Herrn Wolter, die Außentür zum Keller. Später folgen seine Mitarbeiter. Nach einer Weile schaust du mal unten nach, du biegst in den Kellerraum mit dem Sicherungskasten, und wer schraubt da drin rum: Heino Ferch! Man sagt sich 'Hallo' und man denkt: das ist doch Heino Ferch, wie kommt der denn in deinen Keller. Aber natürlich kann das nicht sein, das ist sicher einer, der ihm sehr ähnlich sieht. Wenn jetzt einer hinter dir „Heino“ ruft, und der „Heino Ferch“ antwortet „Ja“, dann bist du sehr verwirrt, besonders, wenn hinter dir Axel Prahl im Blaumann mit einem Werkzeugkasten auftaucht und dich mit „Hallo, Firma Kurzschluss!“ begrüßt.
Neulich saß Katharina Böhm an der Supermarktkasse, auf ihrem Namensschild stand zwar Rita Bungert, aber das war sie, hundertprozentig. Ich zeigt mit dem Finger auf ihr Namensschild und lachte „Bungert, hahaha!“ Sie aber blieb ernst und sagte ruhig mit kölschem Akzent: “Wenn Sie sich über mich lustisch machen wollen, kann ich ja mal den Herrn Bungert herrufen, den Filialleiter!“

Manche wollen einfach nicht erkannt werden. Genau wie der Dietmar Bär, der im Duisburger frei herumlief, sich in seinem gewaltigen Mantel aufplusterte aber niemanden eines Blickes würdigte.
Gestern Mittag, ich schaute zufällig aus dem Fenster schob Kai Pflaume unsere Mülltonne in die Einfahrt, sprang dann hinten auf das anfahrenden Müllmobil, wo sich auf der anderen Seite bereits Uwe Ochsenknecht angeklammert hatte. Wer denn sonst wohl?

Praktisch überall begegnen sie einem. Selbst beim Urologen. Da hat mir Susanne von Borsody schon öfter den Pappbecher überreicht. Und nie werde vergessen, wie mir Wotan Wilke Möhring an der Wurstbude die Bratwurst rüberreichte und neben ihm Mariele Millowitsch sehr freundlich „Guten Appetit“ wünschte. Oder war es doch Ina Müller?

Ich meine auch beim Optiker mal von Achim Rohde bedient worden zu sein. Er legte allerhand Brillengestelle vor mir ab und schnauzte mich an: „Ziehn se die mal fix an!“ Ich entschied mich gleich für das erste. Er fand auch, dass ich einen guten Geschmack hätte!

Und selbst im Fernsehen begegnen sie einem an Stellen, wo man sie nicht vermutet. Jetzt bei der Übertragung vom Karneval in Rio so eine Sambatänzerin auf so einem riesigen gelbgrünen Wagen, das war doch Jana Pareigis! Aber sicher.

Bei Reportagen sieht man, wenn man aufpasst, auch Axel Milberg, Christin Otto, Eckart von Hirschhausen, Susanne Daubner und Jörg Hartmann wie sie alle in anonymen Menschenmassen untertauchen. Schaun sie mal bei Fußballspielen, wenn die Kamera über die Zuschauerränge schweift. Da werden Sie keine Prominenten sehen; die sitzen nämlich in den geschützten Logen: Fritz Karl, Sabine Postel und Martin von Mauschwitz beispielshalber.

Aber auf dem Gemüsemarkt ist das anders, da habe ich schon öfter Yvonne Willicks angetroffen, die quatscht zu gerne mit Dr. Brigitte Bäuerlein.

Nein, ich mache mir überhaupt nichts aus diesen Figuren aus dem elektronischen Kasperletheater, deren Namen man im wahrsten Sinne des Wortes täglich auf die Augen gedrückt bekommt, aber du kommst einfach nicht umhin, dir irgendwann auch die Namen zu merken. Esther Schweins oder Ulrich Tukur z.B. konnte ich mir lange Zeit nicht merken, jetzt geht’s wieder.

Und schwärmen tu ich weder für Desirée Nosbusch, noch Katharina Wackernagel, Klaudia Kleinert, Susanne Wiesler oder Anna Schudt. Am ehesten noch für Judith Rakers oder Alexa Maria Surholt, aber nur zusammen mit Udo Schenk.
In der Uniklinik Essen lag ich mal mit Martin Brambach auf einem Zimmer und die Stationsschwester sah aus wie Veronica Ferres. Wir haben vielleicht gelacht. Und übern Flur humpelte ständig Leonard Lansik und wartete im Treppenhaus auf Rita Russek. Stattdessen kam meistens Roland Jankowsky.

Ebensowenig wie auf das Aussehen darf man sich bei den Fernsehgrößen auf ihre angeblich privaten Namen verlassen. Seit ich weiß, dass Bob Dylan Robert Zimmermann und Udo Jürgens Jürgen Udo Bockelmann hießen, vermute ich, dass auch unsere Darsteller-Prominenz irgendwas mit -mann heißen.
Also Tobias Moretti z.B. Erwin Mümmelmann, der Björn Freitag vielleicht Bernd Eiermann und die Maria Furtwängler möglicherweise Beate Fuhrmann. 
Aber muss sich deshalb Barbara Schönemann in meiner Badewanne suhlen?

Ich habe dann den Elektriker Wolter angerufen und ihn gefragt, ob der Heino Ferch und der Axel Prahl bei ihm angestellt wären. Nein, sagte er, aber bei Personalengpässen rief er schon mal in der Künstleragentur an. Die etwas höheren „Gagen“ für die Elektrikermimen lohnten sich aber, weil sich das ja rund spricht und das Auftragsbuch anschwillt. Wer würde nicht mal gerne einen Atze Prahl in seinem Keller haben? Oder Heini Ferch?
Ich sollte aber keine Angst wegen Murksarbeit haben: Ehe der Strom eingeschaltet werde, käme er wieder rein und würde alles kontrollieren.
Na dann.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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