Käffchen bei Kafka

Foto: Idee: Firla - Umsetzung: Designer-GPT-Bing

Bei Kafka eingeladen. Ja, da kam ein Franz zum andren. Blieb auch eine Weile. Ohne Max wäre auch schön gewesen, sagte er zum Abschied. Der andere Franz.
Ach Karel, ist das lange her. Ich meine, es war noch in Prag, im Goldenen Gässchen, wo wir tranken das Tässchen. Es stand noch kein Torhüter draußen, er hatte noch keinen einzigen Gregor in einen Käfer verwandelt, und in seinem Wohnzimmer war die Guillotine aus der Strafkolonie noch nicht eingetroffen. Nur die Zirkusreiterin drehte gelegentlich eine Runde im Hintergrund. Da war er nämlich noch ein ganz normaler František gewesen. Also ziemlich.
Er hatte große Zweifel an seiner Kunst und wollte, dass Max sie verbrenne. Oft meinte er: "Das Gute ist in gewissem Sinne trostlos." Was er damit meinte, blieb mir rätselhaft.
Ich gab ihm zu bedenken: „Wer schreibt, der bleibt!“ Ich sollte Recht behalten.
Er war immer schmal, ein Hungergesicht mit großen schwarzen Augen. Ich riet: „Lass das wenigstens mit den Prostituierten!“ Er sagte darauf: „Es ist nie richtig Ruhe in meinem Kopf. Und wenn doch, dann bekomme ich gleich Schmerzen.“
Er war schon komisch: Statt zu lachen, erzählte er mir von seinem Lachanfall bei seiner Beförderung 1910.
Dann kamen wir auf Musik zu sprechen. Im Grunde brauche man nur zwei Schallplatten: „Silence is golden“ und „Wooly Bully“, immer abwechselnd, je nach Lage. Das fand ich erstaunlich. Diese hellseherischen Fähigkeiten. Es sollte zwei Weltkriege dauern, bis ich seinen Musikgeschmack übernahm.
Als ich mich von František verabschiedete, verriet er mir, dass er gerade an einem Roman arbeitete. Er solle den Titel „Was geschieht während der ganzen Zeit mit den Ohrläppchen?“ erhalten. Max hat ihn wohl verbrannt.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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