Die andere Perspektive
Maskenpflicht als Fortschritt

Wenn verordnete Einschränkungen für die Meisten zumindest sehr lästig sind, gibt es immer auch einige wenige, die davon enorm profitieren. Der Schweizer Mundart-Meister des humorvoll Absurden oder absurden Humors, jedenfalls des schwärzlichen Lesevergnügens, der Gerhard Meister, hat das aktuell am Thema Maskenpflicht im ÖPNV exerziert. Er stellt sich vor, dass eine Gruppe besonders von dieser atemberaubenden Maßnahme profitieren könnte, nämlich die Misanthropen und Menschenallergiker unter uns. Für sie war nämlich, und das ist uns kaum bewusst, vor Corona eine Fahrt mit Straßenbahn oder Zug der nackte Horror.
Das hört sich dann Hochdeutsch so an: „Ich bin in die Straßenbahn eingestiegen und habe an der nächsten Station wieder raus müssen. Ich bin in den Zug eingestiegen und bin sofort auf’s WC geflüchtet. Die Fratzen um mich herum, das dumme Geschwätz, das aus diesen Fratzen herauskommt, unerträglich! Und noch unerträglicher die Luft, die aus diesen Fratzen herauskommt. Die Luft, die vorher noch gerade tief in ihren Lungen gewesen ist, wo es dunkel ist und feucht, feucht vom Stoffwechsel von dem Menschen, der da kaum einen Meter von mir entfernt steht oder sitzt, feucht von seiner Ausscheidung, feucht von dem ganzen Dreck, das vom Blut aus allen Körperzellen zurück in die Lunge gespült wird und dort übergeht in die Luft, die nachher wieder aus dem Menschen herauskommt, durch seine schleimige Luftröhre, über seine belegte Zunge, seine schlecht geputzten Zähne, seine herpesverseuchte Lippen heraus in die Straßenbahn oder in den Zug, wo ich mit kaum einem Meter Abstand von dem Menschen stehe oder sitze und die Luft anhalte.“
Welch ein Segen ist nun für diese gebeutelte Minderheit unter uns die Maskenverordnung. Jetzt müssen sie die Fratzen nicht mehr anschauen, jetzt kommt aus diesen Fratzen kein Geschwätz mehr raus oder wenigstens viel weniger und die Abluft, die aus diesen Fratzen rauskommt, die ist jetzt gefiltert, das Gröbste bleibt jetzt an der Maske hängen. Natürlich ist für den Menschenallergiker der Gedanke, was trotz der Maske aus dem Körperinneren des anderen Menschen in das eigene Körperinnere gelangen könnte, noch immer kaum auszuhalten und die tiefen Ekelgefühle, die für Menschenallergiker, die mit anderen Menschen konfrontiert werden, typisch sind, gehen nicht einfach weg, aber der Würgereflex, der wird dank der Maske vor der Fratze nicht mehr ausgelöst.
Hier ist die Maskenpflicht im ÖPNV ein echter Fortschritt.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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