Nicht Schlotterbeck - Schneppenbeck!
Mölmsch Platt erschließt Mülheimer Geschichte

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Nein, noch lange ist nicht alles erschlossen, was sich mit „Schneppenbeck“ an Möglichkeiten andeutet, aber ein vorläufiges Resumee sei gestattet:

Eine Nachfrage beim Mülheimer „Amt für Umwelt und Natur“ brachte es an den Tag:
Vor zweihundert Jahren gab es ein Gebiet südlich der Zeche Rosenblumendelle, das auch offiziell als „In der Schneppenbeck“ bezeichnet wurde. Diesen Begriff, was immer er bedeuten würde, kannten bisher höchstens Mölmschplattkenner von einem Bericht über ein 50jähriges Schuljubiläum, geschrieben von der Lehrerin Emilie Jansen „Ut dä aulen Schnäppenbäck“ aus dem Jahre 1928. Diese interessante Milieustudie hatte Franz Firla vor geraumer Zeit von Hans-Dieter Strunck erhalten, gelesen und übersetzt. Strunck schickte ihm auch einen Plan der Heißener Bürgermeisterei von 1907, wo der Name „Schneppenbeck“ unter der Zeche Rosenblumendelle als Landschafts-oder Wohngebietsbezeichnung verwendet wird, nicht aber als Bachname.
Firla war aber überzeugt, dass es so einen Bach geben müsse, ähnlich wie bei der benachbarten Wackelsbeck usw. Aber selbst erfahrene Mülheimkenner schüttelten bei „Schneppenbeck“ regelmäßig den Kopf.
Lars van den Berg brachte ihn schließlich auf die Spur. Der Bergbauexperte erinnerte sich an die Verrohrung eines Bachlaufes entlang der Blumendeller Straße und and auch einen entsprechenden Plan.
Der nächste Schritt war dann, sich an das Amt zu wenden, dass für die Kartierung von Gewässern zuständig ist. Hier wies Frau Schirmer (Amt für Umwelt und Natur) den Weg zu einer Karte, die tatsächlich die Bezeichnung „Schneppenbeck“ wie an einem Bachverlauf entlang aufweist. Und sie machte ihn auf eine weitere Karte aufmerksam, die man bei Jürgen Schimanski beim ServiceCenterBauen einsehen könne.
Bereits am übernächsten Tag hatte ich sie per Email auf dem Schirm: 1821, also vor über 200 Jahren wurde sie erstellt und 1871 noch einmal aktualisiert: die Urkarte von Heißen.

Hier ist allerdings kein Bach mit dem Namen beschriftet, sondern „In der Schneppenbeck“ ist hier eine Gebiet mit nur wenigen Häusern, und es gibt auch ein „Hinter der Schneppenbeck“, das schon eher einem Wohngebiet gleicht.
„In der Schneppenbeck“ sieht auf dieser Urkarte ganz nach einem Feuchtgebiet aus, zu dem die Schnepfen ideal passen, kommen sie doch bevorzugt in Feuchtgebieten vor, auch im Ruhrgebiet.
Neben "Schnepfe" in zweifacher Bedeutung als Vogel und (liederliche) Frau, was wir einfach mal ausschließen, kommt natürlich auch eine Ableitung vom Verb „schnappen“ in Betracht.
Schneppen als angeln, herausangeln steht in keinem Mölmsch Platt – Wörterbuch, aber in einem Reeser. Reeser Platt ist mit Mölmsch Platt als niederfränkische Variante verwandt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Bedeutung zutrifft, ist eher gering. Sicher ist aber, und das war Firla wichtig, dass der Name bereits im 18. Jahrhundert gebraucht wurde, vielleicht sogar noch früher.

Und hier die erste Seite des Mölmsch-Platt-Dokuments, das die Recherche ausgelöst hat:

Emilie Jansen, Lehrerin der alten Luisenschule (nicht Gymnasium) unter Rektor Simon:
1928 Seite 1

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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