Vorurteile abbauen
Schweizer Dialekt eine Halskrankheit?

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Warum machen die sich eigentlich die Mühe? Das tut doch weh im Hals! Die könnten doch in einer Volksabstimmung beschließen, das abzuschaffen, die haben doch die Möglichkeit, die sind doch nicht auf ewig dazu verdammt. Aber vielleicht sind wir es ja, die übertreiben? Ja, worum geht’s denn da eigentlich?

Viele Deutsche und auch andere, sie denken, die Schweizer Sprache bestehe nur aus diesem Gekrächze im Hals, während die übrigen Laute drum herum nur Pausenfüller darstellten, bis eben wieder jenes unvermeidliche Gekrächze dran ist. Und es geht außerdem der Glaube, der Schweizer ernähre sich regelrecht vom Rachenlaut, sozusagen als lautliche Erfrischung.
Andere glauben eher an eine verbale Abschreckwaffe, die uns Deutsche oder andere daran hindern soll, in noch größeren Scharen als ohnehin schon in das herrlich anzuschauende Land einzufallen. Andere wiederum möchten mit Blick auf die schneebedeckten 4000er im verachteten Krächzlaut eine Art alpine Frömmigkeit sehen: So wie der Buddhismus sein Om, so habe der Schweizer eben sein Ch (sprich ch wie in ach).

Ja, und so ist es tatsächlich, möchte man eigentlich sagen, falls man nicht gerne doch mal eine Weile genauer hinhört und dann eigentlich sofort wissen müsste, wie vielfältig die helvetische Ausdrucksweise daherkommt und sich nicht allein im ch erschöpft.
Ist es nicht vielmehr die betörende Sprachmelodie, die wie ein ständiger Schluckauf den Sprachfluss nach oben schraubt als sei jede Äußerung eine Frage? Dadurch entsteht doch erst - zusammen mit dem Krächzlaut - jenes Spannungsfeld, das wir wahrnehmen, sobald sich ein eidgenössischer Mund öffnet.
Genug der Häme, eh dass ich mich schäme. Ein Blick auf die Schweizer Musikszene lässt alle Sprachkritiker verstummen: Nirgends in Europa gibt es so eine vielfältige Musikszene mit Gesang im Dialekt. Mit Krächzlaut und Schluckauf allein wäre das wohl kaum zu schaffen-

Neue Entdeckung von mir: Patent Ochsner:

Link zu dem Musikvideo" Bälpmoos" (gemeint ist der Berner Flugplatz Bälpmoos

https://www.youtube.com/watch?v=rIENBFlvcTs

Da bleibt einem die Luft weg!

Ja, im Schwyzerdütsch, da ist Musik drin!!!

Und was sagt der Schweizer zur Kritik am angeblichen Krächzsyndrom?

Chotzbrockemässig isch das gruusig
Himutruurig, mies - potztuusig
Gagugälb und steihässlech
Obermäd und gruebegrässlech
S tuet mer ekle, s tuet mi gruuse
Ade zäme, i muess use
Soustallmässig usebrunze
Gruusig stinke, gruusig grunze
Gruusig schnure wiene Moore
Gruusig bohre i de Ohre
Gruusig schläcke a de Böögge
Ade zäme, i muess göögge

Man staune, nur einmal der Rachenlaut und viel g! Kein Grund also, dem Schweizer immer den Schweigefuchs zu zeigen.

Und hier eine weitgehende Übertragung:

Kotzbrockenmäßig ist das gruselig,
himmeltraurig, mies – potztausig
Kackgelb und steinhässlich
Oberfaul und grubengrässlich
Es ekelt mich, es tut mich grausen
Ade zusammen, ich muss raus
Saustallmäßig pinkeln gehen
Grausig stinken, grausig grunzen
Grausig grunzen wie eine Sau
Grausig --- in den Ohren
Grausig schlecken an den ---
Ade zusammen, ich muss kotzen

Das gibt’s noch etwas ausführlicher mit zünftiger dörflicher Blasmusik unterlegt von dem bekannten Schweizer Stiller Has.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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