Buchbesprechung
Wie ich Livingston fand

Was ich Weihnachten gelesen habe? Was ich immer schon mal lesen wollte: „Wie ich Livingston fand“. Ein Journalist sucht den verschollenen Afrikaforscher im Auftrag  der Zeitung "New York Herold".
Und das ging quer durch das wenig später als „Deutsch-Ostafrika“ reklamierte Gebiet zwischen Bagamoyo und Tanganjikasee. Also das heutige Tansania. Das sind fast 1 Million km², fast dreimal so groß wie Deutschland.
Stanley startete 1871 von Sansibar aus zum Ostufer des Tanganjika-Sees. Das waren nur 7 Jahre vor der Berliner Konferenz, wo die Europäer Afrika unter sich aufteilten.

Obwohl es in Tansania oft ziemlich ausgiebig regnet, ist Stanleys Bericht ziemlich trocken. Alle paar Seiten werden die Ausrüstungsgegenstände durchgezählt. Die Tiere und Pflanzen und die Nachtgeräusche werden wie Zutaten ebenfalls aufgezählt. Seine volle Hingabe widmet er den Ortsnamen, von denen man fast erschlagen wird und von denen auf heutigen Karten nur die wenigsten aufgeführt sind. Hier ein Auszug:
„Am 16. erreichten wir nach kurzem Marsch Ulagalla. Dies ist der Name eines Bezirks oder eines Teils eines Bezirks, der zwischen den Bergen von Uruguru, die ihn südlich begrenzen, und denen von Udoe liegt welche nördlich und parallel mit jenen und nur zehn Meilen davon entfernt verlaufen. Der Hauptteil des so gebildeten Beckens heißt Ulagalla.“ S. 78

Die Tribute (Geschenke) an die einzelnen Dorfhäuptlinge nehmen ebenfalls einen breiten Raum ein, ferner Krankheiten sowie die skurillen, an Karl-May-Dialoge erinnernden Dialoge mit einem Herrn Shaw, der ihn eigentlich unterstützen sollte, aber immer neue Krankheiten simulierte und zurückkehren will. Mit ihm zeigt er eine gewisse Langmut, während er doch meist seine Strenge gegenüber dem „unteren“ Personal beschreibt. Prügelszenen wegen ausgerissener Helfer und Slapstick-Einlagen, wenn Shaw wieder mal vom Esel fällt, wechseln einander ab. Und wir lernen: Die Araber waren die ersten Sklavenhändler in Afrika.
Mit rund 140 Mann schlängelte sich seine Karawane durch sehr unterschiedliche Landschaften bis nach Udschidschi am See. Hier trifft er auf den schon etwas lädierten Livingstone, dem Entdecker der Viktoria-Wasserfälle. Bei der Entdeckung war sicher auch eingeborenes Personal dabei, aber das zählte damals ebenso wenig wie einheimische Personen, die vor Livingston am Wasserfall vorbei gekommen waren.

Als ich die berühmteste Stelle in dem Buch erreicht hatt, Sie wissen schon: “Dr. Livingston, wie ich vermute“, war ich erstaunt, dass das Buch noch weiter ging, denn die beiden fuhren nach dem 10.11.1871 noch etwas den Tanganjika-See rauf und runter und schossen wie der Kurfürst von der Pfalz das Wild einfach so „daher“.

Fazit: Das Beste an dem Buch war der Anstoß, sich mal mit der geographischen Lage der afrikanischen Staaten und mit ein wenig Kolonialgeschichte zu befassen.

Einen kritischen Ansatz verfolgt David Van Reybrouk mit  seinem über 700 Seiten starken Werk "Kongo - eine Geschichte".

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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