Bemerkungen zum Mölmsch Platt
Wo kommt das denn her?

Zweimal musste ich jetzt wieder lesen von Mülheim als Sprachinsel, in der der Zuzug von „Holländern“ die gesamte Sprache der Einheimischen verändert habe. Was vor dem Zuzug war, wird entweder nicht erklärt oder man nimmt an, es sei Westfälisch gewesen. Von einer Sprachgrenze zwischen Mülheim und Essen ist dabei nie die Rede. Und dass schon vor dem Mittelalter der gesamte linke Niederrhein und die rechtsrheinischen Flussmündungen von Franken als Erben der Römer besiedelt waren, ebenfalls nicht.
Nein, es mussten keine „Holländer“ kommen, am Niederrhein waren zumindest in einem schmalen Streifen auf beiden Seiten Niederfranken 
Was Anderes ist es mit der Amtssprache Niederländisch, die vor 1814 im Kleverländischen oft anzutreffen war. Dieser Einfluss wurde danach durch preußische Verordnungen nach und nach zurückgedrängt. Im Anschluss an das in diesem Zusammenhang in der Dialektforschung öfter genannte Duisburg wäre bei Mülheim von einer letzten, östlichsten Grenze des niederrheinisch-niederländischen Spracheinflusses zu reden.
Dass im Gebiet von Sprachgrenzen naturgemäß Mischungen geschehen, ist selbstverständlich, so ist Mölmsch Platt durchaus eine Mischsprache mit (nieder-) rheinisch-bergischen und münsterländisch-westfälischen Einflüssen, aber keinesfalls eine „holländische“ Sprachinsel. Es gibt keinen Sprachwissenschaftler, der das nachgewiesen hätte.
Ob die Aussprache des Anlaut-g als Kuchen-ch aus den Niederlanden oder aus dem Westfälischen stammt, darüber schweigt sich die Wissenschaft leider aus. Das ist, glaube ich, was die meisten, die von Sprachinsel reden, interessiert.

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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