Bildungsentwicklungplan: Protest blieb ohne Wirkung

Foto: PR-Foto Köhring/AK

Mit einiger Verspätung erst konnte die Sitzung des Bildungsausschusses am gestrigen Freitag beginnen. Sie war mit gutem Grund in das Foyer der Volkshochschule verlegt worden: Die Teilnehmer des Protestzuges, den das „Bündnis für Eppinghofen“ initiiert hatte, füllten die Ränge.
Bevor die politische Diskussionen begannen, nahm Ausschussvorsitzende Meike Ostermann (FDP) eine Liste mit 3095 Unterschriften entgegen. Anschließend hielt Richard Grohsmann, Leiter des Jugendzentrums Stadtmitte und Organisator des Protestes, ein flammendes Plädoyer für den Erhalt der Schulen in Eppinghofen. 94 Nationen bildeten hier eine einzigartige kulturelle Vielfalt in einem der wenigen Stadtteile Mülheims, dem ein Wachstum an Kindern prognostiziert wird. Die Hauptschule sei tief im Stadtteil verwurzelt und hätte unzählige Kooperationspartner. An dieser Stelle zu sparen, hieße, an der Zukunft zu sparen. Sein Appell: Die Schule muss bleiben.
So emotionsgeladen wie der Start in die Sitzung ging es teilweise auch in den anschließenden Diskussionen zu den Anträgen der Allianz aus CDU, Grüne, FDP und MBI einerseits und SPD und WIR -Linke auf der anderen Seite.
Rolf Mühlenfeld (SPD)wies daraufhin, dass Teilstandorte, wie sie das Vierer-Bündnis an der Gathestraße, im Dichterviertel und am Saarnberg vorsieht, kein geeignetes Mittel seien, Unterrichtsausfall aufzufangen. Im Gegenteil werde damit das Lehrerkollegium zusätzlich belastet. Auch der plötzliche Tod einer Schule werde dadurch nicht verhindert. Klientelpolitik warf er dem Bündnis vor, da auf Proteste von Standorten links der Ruhr direkt reagiert werde, der Eppinghofer Unmut aber nicht beachtet werde. Besonders den schulpolitischen Sprecher der CDU Heiko Hendriks ging Mühlenfeld direkt an. Ihm ginge es um Stimmen für seinen Wahlkreis Broich, den er vor zwei Jahren verloren habe. Dafür sei er bereit, Schulen rechts der Ruhr zu kippen, und auch von der in Styrum gewünschten Stadtteilschule sei keine Rede mehr.
Hendricks mochte auf die persönlichen Anfeindungen nicht eingehen. „Ich war bestimmt an 20 Schulen, das hat sich auch in unserem Antrag niedergeschlagen.“ So habe man den Wunsch des Gymnasiums Heißen nach mehr Klassenraum berücksicht. Durch die Auslagerung des Sprachheilkindergartens an der Schildbergschule könnte auch diese ohne große Investitionen dreizügig werden. Den Vorwurf, dass das Vierer-Bündnis das Bildungszentrum an der Grundschule Dichterviertel unter finanziellen Vorbehalt gestellt hat und eine Realisierung damit auch unsicher sei, wies er zurück. „Die Verwirklichung ist sicher, hier müssen wir auch Geld in die Hand nehmen.“ Und dass Schulen mit Teilstandorten funktionieren könnten, zeige das Beispiel Oembergschule mit der Dependance in Selbeck. Der Punkt Hauptschule Bruchstraße blieb allerdings unkommentiert.
Dazu nahmen die Grünen und die MBI Stellung. Sie seien immer für eine Hauptschule in Eppinghofen gewesen, aber realistisch genug zu wissen, dass diese keine Chance mehr habe - und zu einer anderen Schule reichten die Bedingungen eben nicht, führte Annette Klövekorn (MBI) aus. Inge Göricke (Grüne) ärgerte sich über den Vorwurf, eine Politik wider den Zielen der grünen Landespartei zu machen, die die Gemeinschaftsschule etablieren will. „An der Bruchstraße reichen die Bedingungen nicht aus.“ Die SPD rede die Schüler in Eppinghofen klein. Die allerwenigsten der Kinder aus der Grundschule am Dichterviertel besuchten anschließend die Hauptschule, die meisten gingen auf andersführende Schulen. Diese Kinder gingen der Bildungslandschaft nicht verloren. Peter Beitz (FDP)kritisierte, dass die Oberbürgermeisterin die städtische Internetseite nutze, ihre persönliche Meinung zum Bildungsstreit zu veröffentlichen.
Die SPD hingegen blieb dabei: Das Vierer-Bündnis hantiere mit falschen Zahlen und schließe deshalb falsche Schlüsse. So listete Norbert Mölders, selber Schulleiter, detailliert auf, warum es in Mülheim keine Lehrerunterversorgung gebe und auch größere Schulverbünde Unterrichtsausfall nicht besser kompensieren können.
Er erhielt Unterstützung von Schulrätin Gisela Stocks von der Schulaufsichtsbehörde. Keine Schule in Mülheim sei unterversorgt. Dass Lehrer krank oder Lehrerinnen schwanger werden, dagegen sei kein System gefeit. Die meisten Ausfälle gebe es in großen Schulen. Auch Schulen mit Teilstandorten hält sie aufgrund des organisatorischen Aufwandes für problematisch. So habe das Vierer-Bündnis die Schulleitung der Astrid-Lindgren-Schule gar nicht gefragt, ob sie die Schule im Dichterviertel als Teil-standort übernehmen will. „In der Schule herrschen große Ängste, das zu stemmen.“
Das änderte an der Abstimmung aber nichts, das Vierer-Bündnis blieb auf Linie. Die Beschlussvorlage im Rat am 21. Juli wird neben dem inhaltlichen ersten Teil der Verwaltungsvorlage im Bereich der organisatorischen Maßnahmen den Antrag von CDU, Grüne, FDP und MBI beinhalten.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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