Mit den betroffenen Menschen wird nicht gesprochen

Seit 9 Jahren arbeite ich nun als Lehrer an Hauptschulen in Mülheim. Doch seit drei Jahren muss ich miterleben, wie eiskalt bestimmte Kreise in den verantwortlichen Ressorts und im Rat mit den von ihren Entscheidungen betroffenen Menschen umgehen. Binnen drei Jahren erlebe ich zum zweiten Mal eine Schulschließung. Damals an der GHS Kleiststraße haben die Schüler, Eltern, meine Kolleginnen und Kollegen und ich aus der Zeitung erfahren, dass die Schule geschlossen wird. In einem Nebensatz zum Thema Grundschulentwicklung erwähnte der Schuldezernent Vermeulen, dass die Hauptschule am Gymnasium Heißen aufgegeben wird. Nur wenige Tage zuvor ließ er die damalige Rektorin mit schönen Bibelzitaten wissen, wie wichtig der Mensch und seine Arbeit sei und dass man gemeinsam das nächste Jahr zum Erfolg führen werde. Zu diesem Zeitpunkt muss er schon gewusst haben, dass die Schule geschlossen wird. Er hat es damals nie geschafft, mit den betroffenen Menschen zu reden, sondern schickte Leute aus der dritten oder vierten Reihe in unsere Schule, um sich uns zu stellen und die Schließung zu erklären. Das zeugt nicht gerade von Charakterstärke. Kaum zwei Jahre später erlebe ich eine ähnliche Situation. Nach einem Jahr bin ich gut im Kollegium aufgenommen worden und habe ich mich mit meiner Arbeit einbringen können, erfahren wir aus der Zeitung, dass sich vier Parteien dazu entschlossen haben, das Projekt Zukunftsschule mit eigener Mehrheit zu beerdigen. Das hat uns völlig überrascht, zumal der CDU Dezernent sich für dieses Projekt eingesetzt hatte. Herr Vermeulen besuchte uns häufig und nahm an verschiedenen Veranstaltungen teil. Zu diesem Zeitpunkt waren schon vier Jahre Planungen vergangen. Nun ist alles für die Katz'. Aber was lässt sich aus meinen Erfahrungen mit der Mülheimer Schulpolitik an Bilanz ziehen? Politik und Verwaltung sind eiskalt beim Durchziehen von Entscheidungen. Die betroffenen Menschen spielen keine Rolle. Sie sollen das einfach hinnehmen. Die verantwortlichen Entscheider stellen sich nicht den betroffenen Menschen. Mögen die Entscheidungen, die ich hautnah miterlebt auch eventuell sachlich in Ordnung sein, so hat die repräsentative Demokratie in Mülheim durch das charakterlose Verhalten ihrer Repräsentanten Schaden genommen. Ich bin froh, dass ich nicht in Mülheim wohne.

Autor:

Benno Justfelder aus Essen-Süd

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