"Sternstunden" für Senioren

Dr. Claudia Gärtner (wissenschaftliche Mitarbeiterin der Theodor Fliedner Stiftung), erklärt den Schülern der neunten Klasse im Biologie-Unterricht, wie sich der Körper im Alter verändert. | Foto: Jiri Kollmann
  • Dr. Claudia Gärtner (wissenschaftliche Mitarbeiterin der Theodor Fliedner Stiftung), erklärt den Schülern der neunten Klasse im Biologie-Unterricht, wie sich der Körper im Alter verändert.
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2008 wurde das Projekt „Sternstunden“ in der Realschule Broich in Zusammenarbeit mit dem Centrum für Bürgerschaftliches Engagement (CBE) aus der Taufe gehoben. Freiwillig besuchten Neuntklässler über sechs Monate regelmäßig Senioren. Inzwischen wurde das Projekt sogar ausgeweitet.
Ungebrochen ist das Interesse der Schüler an dieser freiwilligen Aktivität außerhalb der Schulzeit. Obwohl sie dafür ihre Freizeit opfern müssen und auch keine Noten bekommen. Am Anfang nahm ein Drittel der Jahrgangsstufe teil, inzwischen sind es 70 von rund 140 Schüler. Es kommen auch immer mehr Einrichtungen hinzu. „Inzwischen besuchen die Schüler die Seniorenheime Gracht und Kuhlendahl und das Fliedner-Dorf der Theodor-Fliedner-Stiftung“, freut sich Lehrerin Carmen Speckin. In Projektrunden in der Schule können sich die Schüler dann über ihre Erlebnisse und Erfahrungen austauschen. Welche Krankheiten plagen die Senioren? Wie gehe ich damit um, wenn mein Gegenüber dement ist oder sich seltsam verhält? Auch in den Einrichtungen selber steht jeweils ein Mitarbeiter als Ansprechpartner für die Schüler zur Verfügung.
Inhaltlich wurde das Projekt ebenfalls weiterentwickelt. Dr. Claudia Gärtner, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Theodor-Fliedner-Stiftung, besuchte die neunten Klassen im Biologie-Unterricht. Hier wird das Thema Alter bereits im Vorfeld behandelt. Von Dr. Gärtner erfuhren die Jugendlichen nun detaillierter, was im Alter im Körper vorgeht, welche Auswirkungen das hat und bekamen Tipps zum Umgang mit den Senioren. Um sich in ihre Lage reinzuversetzen, konnten die Schüler eine Brille aufsetzen, die die Sehkraft bei einer Augenerkrankung simulierte.
Der 15-jährige Maximilian und der 14-jährige Toni haben den ersten Besuchstermin im Fliedner-Dorf und die Bio-Stunde gerade hinter sich. „Wir haben mit einem alten Herrn geknobelt“, erzählen sie von ihrer ersten Begegnung.
Den Unterricht von Dr. Gärtner fanden sie auch sehr hilfreich. „Jetzt weiß man auch besser, wie sich die Großeltern fühlen und kann anders darauf eingehen“, findet Maximilian. Toni nimmt an dem Projekt teil, weil auch sein älterer Bruder mitgemacht und ihm erzählt hatte, dass das Spaß gemacht habe.
„Es gibt auch viele Schüler, die sich nicht nur darauf beschränken, die Senioren nur die sechs Monate zu besuchen. Sie gehen teilweise auch später noch in die Einrichtungen. Auch zu Weihnachten oder an Geburtstagen gab es Besuche, wenn die Schüler merkten, dass jemand gar keine Familie mehr hatte“, weiß Carmen Speckin. Häufig entwickeln sich richtige Beziehungen zu einzelnen Senioren. Und wer meint, dass er Spaß an einem Beruf rund um die Altenpflege haben könnte, hat die Möglichkeit, das Fachseminar der Theodor-Fliedner-Stiftung an der Kölner Straße zu besuchen und einen Einblick in die Fortbildungsangebote zu bekommen.

Hintergrund: Im Rahmen des Projektes „Sternstunden“ besuchen die Schüler einmal monatlich am Nachmittag Bewohner von Senioreneinrichtungen. Den Termin dafür können sie frei wählen. Wer sich ein Halbjahr lang an dem Projekt beteiligt, erhält einen positiven Vermerk auf dem Zeugnis. Wer ein Jahr oder länger mitmacht, erhält ein Zertifikat über den ehrenamtlichen Einsatz.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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