Der Nächste, bitte! Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses Mülheim. Heute: Reflux

Ein Schwerpunkt der Klinik sind die Erkrankungen der Speiseröhre und des Magens. | Foto: Andreas Köhring
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Es ist ein unangenehmes Gefühl: Nadine K. muss nach dem Essen aufstoßen. Sie hat ein Brennen in der Speiseröhre und einen schlechten Geschmack im Mund. Nichts, was ich nicht aushalten könnte, denkt sie. Doch irgendwann wird es schlimmer: Auch das Schlucken tut weh. Das gibt schließlich den Ausschlag. Sie geht zum Arzt.

Sodbrennen kennen viele Menschen, besonders nach fettigem und reichhaltigem Essen. „Patienten fühlen einen brennenden Schmerz hinter dem Brustbein oder haben Schmerzen im Oberbauch“, erklärt Prof. Dr. Philip Hilgard, Chefarzt der Klinik für allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). Dabei läuft Säure aus dem Magen in die Speiseröhre zurück. Tritt das Sodbrennen nur gelegentlich auf, ist es harmlos. Kommt es regelmäßig vor, spricht man von der Refluxkrankheit. Die Beschwerden verschlimmern sich im Liegen oder beim Bücken und werden im Stehen besser. „Rund 30 Prozent der Bevölkerung leiden darunter“, sagt Prof. Hilgard.

Normalerweise verhindert ein Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Mageneingang, dass Säure zurückfließt. Ist er geschwächt, kann er seine Aufgabe nicht mehr erfüllen. Patienten mit Refluxkrankheit hilft es oft schon, ein paar Regeln zu befolgen. Schlafen mit erhöhtem Oberkörper verhindert den Rückfluss von Magensäure. Und, ganz wichtig, die Ernährung: lieber öfter kleinere Mahlzeiten essen und die sollten nicht zu scharf, fett, süß oder sauer sein. Kaffee, Alkohol und Nikotin gilt es ohnehin zu vermeiden.

Mit ständigem Sodbrennen zum Arzt gehen

Hilft das nicht, kann der Arzt zu einer konservativen Therapie mit bestimmten Medikamente wie Protonenpumpenhemmern, also Säuerblockern, greifen. Bei einigen wenigen Patienten bleibt jedoch auch das wirkungslos – dann können die Ärzte in einer Operation eine Manschette um die Speiseröhre legen, so dass der Reflux reduziert wird (Fundoplikatio nach Nissen).

Wenn Patienten immer wieder oder länger als zwei Wochen Refluxbeschwerden haben, das Schlucken schmerzt und sie sich erbrechen müssen, kann das auch auf eine Speiseröhrenentzündung (Reflux-Ösophagitis) hindeuten, so wie bei Nadine K. „Ob die Speiseröhre tatsächlich entzündet ist, können wir mithilfe einer Endoskopie feststellen“, sagt Prof. Hilgard.

Das ständige Sodbrennen sollte auf jeden Fall behandelt werden. „Durch den Rückfluss der Säure kann beispielsweise der Zahnschmelz angegriffen werden“, sagt Prof. Hilgard. Der Reflux kann auch Reizhusten auslösen, der zu einer chronischen Bronchitis oder asthmatischen Beschwerden führen kann. Im schlimmsten Fall kann sich durch den zerstörerischen Einfluss der Säure die Zellcharakteristik der Speiseröhrenschleimhaut verändern.

Dieses als Barrett-Ösophagus bezeichnete Phänomen ist eine Vorstufe des Speiseröhrenkrebses. „Aber nur in ein bis zwei von 1000 Fällen pro Jahr entwickelt sich aus einer solchen Entzündung ein Karzinom“, erklärt Prof. Hilgard. "Und durch eine regelmäßige endoskopische Vorsorge und Behandlung können wir fast immer verhindern, dass Tumore entstehen.“

Ein Schwerpunkt der Klinik sind die Erkrankungen der Speiseröhre und des Magens. | Foto: Andreas Köhring
Prof. Dr. Philip Hilgard | Foto: Andreas Köhring
Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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