AUF DER LOKALKOMPASS-COUCH
INTERVIEW MIT MEINEM HAUSTIER

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So, jetzt bin ich auch dem Aufruf von Michael Menzebach gefolgt und lasse mich auf der Lokalkompass-Couch nieder und gebe meinem Haustier eine Stimme. Viel Spaß bei dem Interview mit Bella, einem wundervollen Zwergkaninchen.

Bella, kannst du uns zu Beginn des Interviews einen Einblick in dein Leben geben? Sagen wir mal so etwas wie einen kurzen Lebenslauf: Wo kommst du her? Wie alt bist du?.....

Über mein bisheriges Leben ist fast gar nichts bekannt. Ich wurde diesen Sommer mit weiteren Zwergkaninchen in Oberhausen ausgesetzt. Wir sind gefunden und ins Tierheim nach Mülheim gebracht worden. Warum wir ausgesetzt wurden, kann ich nicht beantworten, aber mein neues "Frauchen" Nina sagt immer, dass es keinen Grund gibt, der ein ausgesetztes Tier rechtfertigt.
Mein genaues Alter ist unbekannt. Geschätzt und vermutet, liegt es bei etwas über einem Jahr. Auch wusste man nicht, wie mein bisheriger Name lautete, oder ob ich vielleicht sogar namenlos war. Im Tierheim taufte man mich dann auf den Namen "Gina".
Der Name gefiel Nina aber nicht so gut. Ich bekam mit, wie sie zu einer Freundin am Telefon sagte, dass "Gina" ehr zu einer Pornodarstellerin passt als zu einem Kaninchen. Es musste ein Name her, der mit einer kleinen, zarten und hübschen Kaninchendame wie mir harmoniert: "Bella".

Ein neuer Name für ein neues Kapitel in meinem Leben.

Wie kommt es denn, dass du bei Nina ein neues Zuhause gefunden hast?

Nina musste ihre Kaninchendame "Peng" leider einschläfern lassen. Ihr trauerndes Böckchen "Cookie" sollte dauerhaft natürlich nicht alleine bleiben. Also hat sie in verschiedenen Tierheimen nach einer passenden neuen Freundin für ihn geguckt und ist auf mich gestoßen. Am 1. August ist sie nach Mülheim ins Tierheim gekommen. Sie hat mich gesehen und sich für mich entschieden. Nachdem sie alles geregelt und vorbereitet hatte, konnte ich am nächsten Tag bei ihr einziehen.

Was gibt es denn vor einem Einzug in ein neues Zuhause vorzubereiten?

Da gibt es schon einiges zu bedenken und zu regeln. Man kann ein neues Kaninchen nicht einfach in das Gehege eines bereits dort lebenden Kaninchens setzen. Denn das heimische Kaninchen würde das neue Kaninchen als Eindringling ansehen und sein Revier um jeden Preis verteidigen, was zu lebensbedrohlichen Verletzungen führen kann.
Die Zusammenführung von zwei Kaninchen nennt man Vergesellschaftung und sollte an einem neutralen Ort stattfinden. Am besten ein Bereich, den noch kein Kaninchen kennt. Ich nenne euch hier mal die wichtigsten Punkte, die man befolgen sollte, damit eine Vergesellschaftung klappt:
So hat Nina dann ihre Diele ausgeräumt und dort PVC Boden über den Laminat gelegt. Ein geeigneter Untergrund ist wichtig, da wir Kaninchen bei der Zusammenführung nicht immer stubenrein sind und einen guten Halt brauchen. Beim Hinterherjagen ist es wichtig, dass wir nicht wegrutschen können.
Dann muss es Unterschlüpfe geben, die mindestens zwei Ausgänge haben, damit sich nicht ein Tier vom anderen in die Enge getrieben fühlt, sondern immer einen Fluchtweg hat.
Desweiteren muss es mehrere Futterstellen mit Heu geben. Das Heufressen entspannt uns nämlich.
So wurden "Cookie" und ich dann zeitgleich in das Vergesellschaftungsgehege gesetzt, damit keiner von uns vorher das Gehege erkunden konnte.

Und was passierte dann? Habt ihr euch von Anfang an gut verstanden oder gab es Stress?

Erst mal sind wir uns mit Abstand begegnet. Diese Räumlichkeit war für uns beide neu. So haben wir uns zu Beginn mit der Umgebung vertraut gemacht, aber dann haben wir alles gegeben: wir haben uns beschnüffelt, berammelt, gejagt, erschöpft Pause gemacht, Unterwerfungsgesten gezeigt, den Abstand zueinander verkleinert und schließlich nebeneinander gefressen.
Der Anblick vom Berammeln und Hinterherjagen bereitet einigen Menschen vielleicht Sorgen. Es sind aber völlig normale Verhaltensweisen, um die Rangordnung zu klären. Solange, wir uns dabei nicht heftig verletzen, sollte der Mensch nicht eingreifen. Solange wir die Rangordnung nicht geklärt haben, kommt es immer wieder zu solchem Verhalten.
"Cookie" hat mich immer wieder berammelt, um zu zeigen, dass er der Chef ist. Ich habe das zwischenzeitlich auch versucht, aber dann gemerkt, dass ich mit unterwerfen weiter komme. Abends haben wir sogar schon nebeneinander gefressen. Das Berammeln und Jagen ging natürlich die nächsten Tage noch weiter, wurde aber weniger und war dann ganz verschwunden.
Nach fünf Tagen sind wir dann von der Diele in Cookies altes Gehege gezogen, was Nina in der Zwischenzeit gesäubert und mit einem neuen Boden versehen hatte, damit es einigermaßen neutral roch und nicht zu sehr nach "Cookie".
Nach dem Umzug in das richtige Gehege kann es noch mal zu kleinen Rangordnungskämpfen kommen, was aber auch völlig normal und harmlos ist. Das war es bei uns auch.

Also hast du in "Cookie" den idealen Partner gefunden?

Ja, wir verstehen uns super.

Wir haben viele Gemeinsamkeiten, unterscheiden uns aber auch in einigen Dingen. So wie das halt bei Pärchen so ist. Ich schmuse zum Beispiel für mein Leben gern, "Cookie" könnte auch mit weniger Zärtlichkeiten auskommen. Da er aber sehr geduldig und lieb ist, lässt er sich meine Annäherungsversuche gefallen, obwohl er nicht immer Lust dazu hat.
Und wenn es ihm doch mal zu viel wird, reagiert er nicht aggressiv. Er springt dann über den Zaun vom Gehege und legt sich im Wohnzimmer unter den Sessel. Wenn er genug Ruhe hatte, kommt er wieder zurück ins Gehege. 

Dafür kann er mich ab und an beim Essen ärgern. Dann klaut er das Futter aus meinem Mund, obwohl der Futternapf noch voll ist. Anscheindend schmeckt es ihm besser, wenn es vorher schon in meinem "Schnäuzken" war.

Er weiß zudem auch, wie man sich als "heimatloses" Kaninchen fühlt, da er selbst ausgesetzt wurde. Gemeinsam mit drei weiteren unkastrierten Rammlern, haben herzlose Menschen ihn in Essen in einem Pappkarton ausgesetzt. Es gab richtig Zoff in dem Karton und sie haben dem armen "Cookie" ein Stück Nase abgebissen. Dieser kleine Makel stört uns aber überhaupt nicht. 

Es scheint, dass du ein schönes Zuhause mit einem tollen Partner gefunden hast. 

Ja, dass habe ich. Ich hoffe, dass wir noch einige gemeinsame schöne Jahre genießen können. Momentan bin ich nämlich leider gesundheitlich etwas angeschlagen. Nach meiner Kastration im September bin ich angefangen zu humpeln. Ich kann mein rechtes Hinterpfötchen nicht mehr richtig belasten, habe Probleme beim Auftreten und Hoppeln. 

Schmerz- und Entzündungshemmer haben nicht viel gebracht. Das Pfötchen zu schonen, ist gar nicht so einfach, da ich sehr neugierig und aktiv bin. 

Ein Röntgen in Vollnarkose in der Tierklinik konnte einen Kreuzbandriss ausschließen. Am Knochen waren zum Glück auch keine Schäden festzustellen. 
Was aber nun die genaue Ursache für mein Humpelbeinchen ist, bleibt ungeklärt. Der Arzt meinte, dass es vermutlich muskuläre Probleme seien. 
Schmerzen habe ich aktuell keine mehr. An das "kaputte" Bein habe ich mich gewöhnt. Ich renne und springe trotzdem wie verrückt. Manchmal bleibe ich mit dem Hinterbein dann hängen, aber auch damit komm ich klar und werde nicht weniger aktiv. So, jetzt wartet ein Salatkopf auf mich. Den esse ich nämlich am liebsten. 

Autor:

Nina Benninghoff aus Oberhausen

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