Angst, Leere, Lustlosigkeit, Schwere, Antriebslosigkeit
DEPRESSIONEN

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Am Donnerstagabend habe ich die Veranstaltung "Mal gut, mehr schlecht" in Oberhausen besucht. Ziel dieser von der Deutschen DepressionsLiga e. V. und Barmer unterstützten Veranstaltung war es, sensible Einsichten in die Innenwelten der Depression zu geben. 
Fotografin Nora Klein ist mit ihrem Buchprojekt auf Deutschlandtour. Begleitet wird sie dabei von Sabine Fröhlich, einer Depressionserfahrenen. 

Frau Klein hatte das Ziel, die Depression tranparenter zu machen: Was ist sie und was macht sie mit mir? 
Sie wandte sich an die Deutsche DepressionsLiga. Diese schickte ihre Anfrage über einen Verteiler und es meldeten sich Betroffene, die sich mitteilen wollten. Einige von ihnen traf Nora Klein zum Vorgespräch und erklärte ihnen ihr Projekt. 
Das erste Treffen mit den porträtierten Menschen war immer ohne Kamera. Es gab längere Gespräche, wo sie ihre Geschichten erzählten. So entstand ein 136-seitiger Bildband, der neben Fotos, Gedanken und Geschichten der betroffenen Menschen enthält. 
Während dieser Zusammenarbeit lernten sich Nora Klein und Sabine Fröhlich kennen. Seitdem gehen sie zusammen auf Vortragsreise. Das Buch wurde zudem von der Stiftung Buchkunst für die Auszeichnung der "Schönsten Deutschen Bücher 2017" nominiert. 

Nach der Begrüßung und einigen netten Worten ging es Donnerstagabend im Theater Gdanska los. Der Raum war dunkel und auf einer großen Leinwand wurden Fotos gezeigt. Fotos, die die Gefühlswelt depressiver Menschen bildlich ausdrücken. Zwischendurch lasen Frau Klein und Frau Fröhlich Zitate, Gedanken und Geschichten der Menschen aus dem Buch vor. Es war still im Raum. Einfach still. So konnten Bilder und Worte wirken, zum Nachdenken und Mitfühlen einladen. 

Nach dem Vortrag und einer kleinen Pause durften Fragen gestellt werden. Es kam zum Austausch der Anwesenden und den beiden Damen. 
Im Publikum waren Betroffene, aber auch Menschen aus deren Umfeld. In diesem geschützten Rahmen ging es besonders darum:
Wo finde ich Hilfe? 
Oftmals ist der Hausarzt überfordert, wenn ihn ein Mensch mit Depressionen aufsucht. 
Es gibt lange Wartezeiten für einen Therapieplatz. 
Jede Depression ist anders. Es gibt kein festgelegtes Schema. 
..... 

Für Nahestehende, Familienmitglieder, Freunde und Arbeitskollegen ist es oftmals schwer, überhaupt zu verstehen, was eine Depression ist. Dem erkrankten Mitmenschen werden häufig Dinge gesagt wie: "Stell dich nicht so an." "So schlimm kann das auch nicht sein." "Deswegen fehlt der jetzt seit mehreren Wochen im Betrieb? Lachhaft." 
Die Unwissenheit der anderen ist eigentlich der Hauptfaktor für das Unverständnis dem Erkrankten gegenüber. Ich denke, dass es genug Menschen gibt, die so denken und handeln: Weil ich unwissend bin, habe ich kein Verständnis und keine Empathie für die an Depressionen erkrankten Menschen.
Sie wissen einfach nicht, wie es einem betroffenen Menschen geht und können nur wenig bis gar kein Verständnis für ihn aufbringen. 
Diese Unwissenden hätte ich gerne zu der Veranstaltung mitgenommen, weil ich denke, dass die Fotos von Frau Klein und die Zitate und Biographien der Depressionserfahrenen diese Menschen ein Stück weit aufgeklärt und ihnen Verständnis und Einfühlungsvermögen näher gebracht hätten. Durch diese Veranstaltung mit Fotografien, Vortrag und Gespräch nimmt der ein oder andere mehr Input mit als durch einen fachlichen Monolog eines Professors.

Vielleicht wäre Teil 2, also eine Fortsetzung des Buches eine Idee. Dort könnten Personen aus dem Umfeld der an Depressionen erkrankten Menschen zu Wort kommen. 

Es ist nicht so, dass ich gar kein Verständnis für Menschen mit Depressionen gehabt habe, aber
durch den Abend mit den Bildern von Nora Klein und der berührenden Geschichte von Sabine Fröhlich habe ich mich noch mal intensiver mit dem Thema auseinander gesetzt und mehr hinterfragt und eine Annäherung geschaffen. 

Hier einige Kontaktadressen:

www.depressionsliga.de

www.intego-oberhausen.de

www.selbsthilfe-oberhausen.de

www.malgutmehrschlecht.de

Allen Menschen, die keine körperliche oder seelische Krankheit haben, sollte noch mal bewusst werden, welches Glück sie haben.

Autor:

Nina Benninghoff aus Oberhausen

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