VIRTUELL BESSER MÖGLICH ALS IM ECHTEN LEBEN????
FREUNDSCHAFT

"Freundschaft bezeichnet ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, das sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet."

Das ist die Definition zum Thema "Freundschaft" bei Wikipedia.

Wissenschaftlich gesehen, gibt es bis heute keine allumfassende, einzig gültige Definition von Freundschaft.

Ich habe in den letzten Wochen und Monaten das Gefühl gehabt, dass man diesem Thema mal wieder mehr Beachtung schenken sollte. In vielerlei Hinsicht sollte es mal wieder groß geschrieben werden. Doch leider ist dies gar nicht so einfach. Aber warum eigentlich?

Freundschaften entstehen in Kindergärten, Schulen, an Universitäten, im Verein,.... kurz und bündig gesagt: Dort, wo man gemeinsame Interessen hat.
Gleiche Interessen - das spielt nicht nur bei der Partnerwahl eine Rolle, sondern auch bei Freundschaften.
Aber auch räumliche Nähe und häufiges Zusammensein sind wesentlich für die Entwicklung und das Enstehen einer Freundschaft. Wir brauchen also Zeit und Raum, den anderen kennenzulernen und Vertrauen zueinander zu fassen.

Und dennoch sollten sich Freunde auch entwickeln. Freunde, die genau gleich sind, spiegeln sich immer nur. Man entwickelt bzw. verändert sich nicht. Bei Freunden, die immer nur "Machen wir genau so" oder "Finde ich super" sagen, führt es dazu, dass eine Entwicklung stagniert.
Auf der anderen Seite will aber auch niemand einen Freund haben, der immer alles in Frage stellt. Bei einer Freundschaft brauche ich natürlich Ähnlichkeit mit meinem Gegenüber, aber dennoch muss er mich immer wieder mit Meinungen, Aussagen, Perspektiven und Sichtweisen in Berührung bringen, die mich zum Nachdenken anregen, die mir einen Input geben.
Freundschaft bedeutet auch, diese in schwierigen Zeiten zu erhalten. Ich könnte jetzt viele Sprüche oder Zitate über Freundschaft aufzählen, aber ich möchte euch nun das Beispiel von einer mir sehr wichtigen Person erzählen. Nennen wir sie einfach mal Mensch 1.

Dieser Mensch 1 ist auf einem Event gewesen und lernt Mensch 2 kennen. Kurze Unterhaltungen, und ein schöner Abend sind das Fazit. Mensch 1 merkt, dass er Mensch 2 sehr sympathisch findet und es viele Themen gibt über die man sich unterhalten und gemeinsam lachen kann. Er kann sich durchaus vorstellen mit Mensch 2 eine Freundschaft aufzubauen. Er möchte Mensch 2 besser kennenlernen.
Also kontaktiert er Mensch 2 ein paar Tage später und schreibt es ihm auch so. Er hat so etwas vorher noch nie gemacht. Aber er denkt sich, wenn man nette Menschen trifft bzw. kennenlernt, warum soll man diesen Kontakt dann nicht ausbauen und intensivieren?
Natürlich hat sich Mensch 1 im Vorfeld Gedanken gemacht: Was ist, wenn Mensch 2 das jetzt falsch versteht oder etwas hinein interpretiert? Nicht, dass Mensch 2 denkt, ich möchte mit ihm die sogenannte "Freundschaft Plus". Mensch 2 soll aber auch nicht denken, dass ich den Kontakt zu ihm nur suche, um ihn auszunutzen oder durch ihn zu profitieren.

Meine Güte. Was für Gedanken hat sich dieser Mensch im Vorfeld gemacht. Dabei will er doch eigentlich nur sagen: "Ich möchte dich besser kennenlernen und dein Freund werden."

Man wählt sich seine Freunde doch nicht nur deshalb aus, weil sie so toll sind, sondern weil sie einem das Gefühl geben, selbst toll zu sein.

Kinder haben uns mit ihrer Leichtigkeit viel voraus. Da fragt das eine Kind das andere Kind: "Willst du mein Freund sein?" Und das andere Kind sagt: "Ja."
Geht das bei Erwachsenen auch? Eine schwierige Frage, auf die es bestimmt etliche Theorien und Meinungen gibt. Meiner Meinung nach ist unsere Zeit dafür leider nicht stark genug. Reflektieren Sie mal selbst: Wann haben Sie als erwachsener Mensch das letzte Mal einen anderen erwachsenen Menschen gefragt, ob sie Freunde werden wollen? Oder wann wurde Ihnen diese Frage zum letzten Mal gestellt?
Deshalb hat Mensch 1 aus meiner Geschichte sich auch nicht getraut, Mensch 2 diese Frage persönlich zu stellen. Es fühlte sich für ihn komisch an.

Es sind so viele Bücher, Ratgeber, Filme und Hörspiele zum Thema "Freundschaft" erschienen. Und doch schaffen wir es nicht auf einen Menschen persönlich zuzugehen und unseren Wunsch nach Freundschaft mit diesem Menschen zu äußern?!?

Digital, also online haben die meisten Menschen kein Problem damit. Ich sage nur "Facebook". Dort werden Freundschaftsanfragen ohne weiteres gestellt und angenommen, ohne sich im Vorfeld irgendwelche großen Gedanken darüber zu machen zu müssen, wie der Andere es aufnehmen könnte, wenn ich ihm persönlich von Angesicht zu Angesicht eine "Freundschaftsanfrage" stelle.
Eigentlich ist der Begriff "Freunde" bzw. "Freundschaftsanfrage" bei Facebook für mich auch nicht so ganz richig gewählt. Es ist unmöglich 500 Freunde oder mehr zu haben. Ich bin der Meinung, richtige Freunde im Leben kann man an einer oder zwei Händen abzählen.

Dennoch möchte ich nicht behaupten, dass das alles keine Freundschaften sind, die in den sozialen Netzwerken entstehen. In dem digitalen Zeitalter, wo wir nun mal leben, werden Nähe und Distanz  nicht länger nur über die physische Begegnung vermittelt.
Und das kennen vielleicht einige von uns noch, wenn wir mal in vergangene Zeiten blicken: Brieffreundschaften.
Wir sind mit Menschen eine Freundschaft eingegangen, die wir nie persönlich getroffen haben. Die wir nur aus der Ferne, aus der Distanz kannten. Die Freundschaft bestand nur im Briefaustausch und doch war sie für viele Menschen intensiv und nah.

Mit diesem Bericht möchte ich euch eigentlich nur ermutigen, Freundschaften wieder persönlicher zu gestalten. Wen ihr jemanden sympathisch findet, dann sprecht ihn an und sagt es ihm.
Gleichzeitig möchte ich diese Zeilen meiner Freundin Alex widmen.Es ist schön, dass es dich gibt.

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Übrigens hat Mensch 2 sich nicht bei Mensch 1 auf dessen Zeilen gemeldet. Schade. Vielleicht ist es einfach komisch und ungewohnt für ihn so etwas zu lesen und er ist damit überfordert. Vielleicht fand er Mensch 1 auch nicht so sympathisch und legt keinen Wert darauf, diesen besser und freundschaftlich kennenzulernen. Wobei ich mir letzteres nicht vorstellen kann.....

Autor:

Nina Benninghoff aus Oberhausen

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