RWO: „Nicht am Ende der Möglichkeiten“

Für den lokalkompass sprach Marc Keiterling mit dem Sportlichen Leiter Rot-Weiß Oberhausens Frank Kontny.
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„Wir sind längst nicht am Ende unserer Möglichkeiten!“ Frank Kontny, Sportlicher Leiter bei RW Oberhausen, verschließt die Augen vor den Realitäten beim Viertligisten nicht. Andere in der Liga haben deutlich mehr Geld zur Verfügung, alle teilen den Ärger über die unsinnige „Nicht-Aufstiegsregelung“. Dennoch glaubt Kontny ans Kleeblatt, an eine Weiterentwicklung an der Lindnerstraße.

Zwölf Spieler stehen für den Kader 2014/15 - Stand Freitag, 11. April - fest, gemeinsam mit dem neuen Trainer Andreas Zimmermann und dem bisherigen Coach der ersten Mannschaft Peter Kunkel treibt Kontny die Planungen voran. Gespräche, Termine - und ein Interview für den lokalkompass.

Der neue Trainer Andreas Zimmermann arbeitet derzeit noch beim FC Carl-Zeiss Jena - wie finden sie aktuell zusammen?

Kontny: „Andreas Zimmermann verbringt seine freien Tage in Oberhausen, ich besuche ihn in Jena. Wir legen neben ständigen Telefonaten beide großen Wert auf den persönlichen Austausch. Das sind sehr intensive Gespräche. Im Vordergrund steht selbstverständlich die Planung des Kaders. Wir haben außerdem den Rahmenplan für unsere Vorbereitung bereits fixiert. In der letzten Juni-Woche wird das Training beginnen, gleich zu Beginn absolviert der Kader einen Laktattest. Der erste Spieltag findet am ersten August-Wochenende statt.“

Wie planen sie den Kader?

Kontny: „Wir gehen bei der ersten Mannschaft von einem Kernkader in der Größenordnung von 22 Mann aus. Hinzu kommen 18 Spieler für die U23-Oberligamannschaft. Wie schon in dieser Saison ist angestrebt, eine große Durchlässigkeit zwischen beiden Teams zu haben. Der Regionalligakader soll zu Beginn der Vorbereitung weitgehend stehen. Eine gewisse Reserve bewahren wir uns, um die Entwicklung der Langzeitverletzten Jörn Nowak und Christoph Caspari abzuwarten. Wir möchten mit beiden Spielern verlängern. Klappt dies, müssen wir im Juli sehen, wann sie nach der Prognose zu diesem Zeitpunkt wieder einsatzfähig sind und im Bedarfsfall für diese Positionen Alternativen einplanen.

RWO ist für Qualitätsspieler interessant

Ich sehe in jedem Fall, dass RWO nach der jüngsten Entwicklung auch für echte Qualitätsspieler interessant ist. Mancher Kicker und sein Berater haben uns entsprechende Signale gesendet.“

Spieler mit hoher Qualität, die sich mehr für RWO als für die bekannt zahlungskräftigeren Konkurrenten etwa aus Köln oder Lotte interessieren - das klingt widersprüchlich.

Kontny: „Kein Widerspruch, eher eine Frage der Definition! Mal das vom Namen her das bekannteste Beispiel: Albert Streit spielte Bundesliga, ist ein starker Individualspieler. Fraglos eine Form von Qualität. Für mich ist Qualität, sich in eine Gruppe einzugliedern und das Kollektiv mit den eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Also das Mitbringen von Können bei gleichzeitiger Bereitschaft, dieses für das Team einzusetzen. Auf diesem Weg können wir noch viele Schritte machen, da sind wir längst nicht am Ende unserer Möglichkeiten. Gefragt ist Verschieben, gefragt ist Pressen. Nicht gefragt ist Rastelli!“

Die Frage, die alle RWO-Fans beschäftigt: Was passiert im Tor?

Kontny: „Natürlich ist Philipp Kühn - ohne andere Positionen abwerten zu wollen - die wichtigste Personalie. Die grundsätzliche Entscheidung liegt beim SV Sandhausen und beim Spieler. Wird Sandhausen Kühn verkaufen, nach einer Vertragsverlängerung weiter ausleihen oder zurückholen? Was möchte Kühn? Er will selbstverständlich so hoch wie möglich spielen, mit der Betonung auf spielen. RWO ist in der kommenden Saison Viertligist, das ist Fakt.

Im Tor eine Entscheidung bis Mitte Mai

Philipp weiß, dass wir für das Tor spätestens Mitte Mai eine Entscheidung brauchen. Thorben Krol hat einen laufenden Vertrag, wir haben vier, fünf weitere Kandidaten im Auge. Hier gilt, was auch für andere Positionen gilt: Einige Bundesligisten geben ihre Zweitmannschaften auf. Bei Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt ist das bereits beschlossene Sache. Da werden interessante Leute frei.“

Wäre es jetzt nicht an der Zeit, Krol mal wieder Spielpraxis in der Regionalliga zu verschaffen? Nach bisher fünf Einsätzen in der Oberliga könnte ihm, als vetraglich gesicherten Mann der Zukunft, Spielpraxis gut tun?

Kontny: „Es stimmt, ihm fehlt die Spielpraxis. Wer aber eingesetzt wird, ist Sache des Trainers. Es sind auch weitere Einsätze in der Oberliga möglich.“

Der Regionalligameister steigt nicht automatisch auf. Haben die Viertligisten nicht die Ambition, gegen diesen von den Landesverbänden und vom DFB erdachten Unsinn einmal Front zu machen?

Kontny: „Es wird bei jeder Tagung der Regionalliga über dieses Thema gesprochen. Die Aussichten, dass sich etwas ändert, schätze ich allerdings aktuell als gering ein. Obwohl sich eigentlich alle einig sind: Es kann nicht sein, dass der Tabellenerste am Ende einer Saison nicht aufsteigt. So was gibts nur in der Regionalliga!

Der Meister muss aufsteigen - dritte Liga teilen

Was hat das noch mit dem ständig gepredigten Fair Play zu tun? Händeschütteln auf dem Platz, ja so was wird wichtig genommen. Gleichzeitig lässt man es zu, dass Lotte als West-Meister 2012/13 in eine Relegation mit Leipzig muss. Lotte hatte acht Spiele mehr in den Knochen, in der meiner Meinung nach deutlich stärkeren Liga. Und guckt dann nach zwei Spielen mit anschließender Verlängerung in die Röhre. Unter Fair Play verstehe ich was anderes!“

Die Alternative aus ihrer Sicht?

Kontny: „Eine Teilung der dritten Liga in eine Nord- und eine Südliga. Darunter die geografisch dazugehörenden Regionalligen. Die Meister gehen direkt hoch. Velleicht spielen die Zweiten eine Relegation. Es wäre auch für die dritte Liga ein Fortschritt - wer will denn schon Burghausen gegen Rostock oder Stuttgart II gegen Kiel sehen? Und die Reisekosten würden deutlich sinken.“

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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