Keine Such nach Ersatzstandorten
Sparkasse HRV: SB-Filialen bleiben geschlossen

Der SB-Standort der Sparkasse HRV an der Bahnstraße - und vier weitere - bleiben für immer geschlossen. | Foto: Martin Poche
  • Der SB-Standort der Sparkasse HRV an der Bahnstraße - und vier weitere - bleiben für immer geschlossen.
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Wie bekannt sein dürfte, hat die Sparkasse HRV am 4. Oktober fünf SB-Geschäftsstellen aus Sicherheitsgründen geschlossen. Nun teilte das Geldinstitut auf Anfrage der Wochenblatt-Redaktion mit, dass für keinen dieser Standorte Ersatz geschaffen wird.

Auf Wunsch der Sparkasse HRV hatte ein Fachberater der Kreispolizei Mettmann die SB-Standorte untersucht. Anschließend bekam das Geldinstitut von der Polizei Empfehlungen, mit welchen Mitteln man in einigen Automatencentern die Sicherheit erhöhen könne. Für fünf Standorte - darunter Bahnstraße und Breitscheid in Ratingen - empfahl die Polizei jedoch die Schließung.

Die Sparkasse HRV war selbst schon betroffen: Im März 2022 war der SB-Standort am Rosenhügel in Velbert-Neviges das Ziel von Kriminellen. Erbeutet wurde dabei nichts – der Geldautomat hielt dem Angriff stand. Im November 2021 war der SB-Standort an der Langenberger Straße in Velbert das Ziel einer nächtlichen Attacke . Dabei entstand hoher Sachschaden.

Sicherheit geht vor

Und so entschied man sich, diese beiden Standorte zu schließen - plus zweier SB-Geschäftsstellen in Ratingen und einer in Hilden. Udo Zimmermann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse HRV, sagte dazu: „Wir mussten abwägen zwischen dem Wunsch nach Bargeldversorgung und der Sicherheit an den betreffenden Standorten. Die Polizei sagt, dass die Gefahr erneuter oder neuer Angriffe bleibt. Dieses Risiko können und wollen wir nicht mehr eingehen. Die Sicherheit von Kundinnen und Kunden oder Anwohnerinnen und Anwohnern geht für uns definitiv vor.“

Was viele damals vermissten, war eine klare Stellungnahme, ob die Sparkasse nach Alternativ-Standorten sucht oder ob die fünf SB-Standorte für immer geschlossen bleiben. Daher haben wir nachgefragt und die Antwort von Pressesprecher Holger Kleine lautet: "Die fünf betroffenen SB-Filialen wurden alle dauerhaft geschlossen. Die nächsten SB- bzw. Filialstandorte finden unsere Kund:innen jeweils in der Nähe nur wenige Kilometer entfernt."

Warum keine Farbbeutel?

Leser haben aber auch die Frage an uns herangetragen, warum die Sparkasse HRV keine Farbbeutel einsetzt, die das Geld bei einer Explosion unbrauchbar machen. Hierzu sagte Holger Kleine: "Der Einsatz von Farbbeuteln wird von unserer Sparkasse durchaus an anderen Automaten verprobt. Allerdings wirkt diese Schutzmaßnahme erst nach einer Sprengung und macht das Geld unbrauchbar. Somit wirkt diese Sicherungsmaßnahme erst nachgelagert. Das hohe Risiko der Sprengung an den fünf Standorten – insbesondere wenn aufgrund der Lage oder baulichen Verbindung Wohnfläche angeschlossen ist – bleibt somit bestehen."

"Klingt zunächst logisch", sagt ein Sparkassen-Insider. "Doch wenn es für die Täter ersichtlich wäre, dass ein Automat entsprechend präpariert ist, werden sie doch wohl klugerweise von der Sprengung absehen. Für mich ist das ein Plus an Sicherheit."

Unser Kommentar: Zum Online-Banking gezwungen

Keine Frage: Die Situation um Geldautomatensprengungen eskaliert. Die Täter bringen immer stärkere Sprengladungen an, so dass bei diesem Verbrechen mehr denn ja auch Menschenleben gefährdet sind. Und in der letzten Woche gab es gleich drei Automatensprengungen an einem Abend in unserer Region.

Die Sparkasse HRV hatte sich daher schon vor geraumer Zeit von der Polizei beraten lassen, um herauszufinden, welche SB-Filialen besonders gefährdet sind, von Automatensprengern heimgesucht zu werden. Die Konsequenz: Fünf SB-Filialen - jeweils zwei in Ratingen und Velbert sowie eine in Hilden - wurden geschlossen (wir berichteten).

Anfangs hatten viele Ratinger durchaus Verständnis für diesen Schritt. Inzwischen stellt sich jedoch mancher Bürger Fragen wie diese: „Kuscht die Sparkasse jetzt vor den Automatensprengern?" Oder: „Bestimmen neuerdings kriminelle Banden aus den Niederlanden, wo wir Bargeld bekommen und wo nicht?“

Fragen, die nur zu berechtigt sind. Und die jetzt noch drängender werden, wo man weiß, dass die Sparkasse HRV nicht in Traum daran denkt, nach Alternativstandorten zu suchen. Da drängt sich ein böser Verdacht auf: Kommen die Automatensprenger und ihr Unwesen dem Geldinstitut ganz gelegen? Damit man eine willkommene Erklärung für Standortschließungen hat, weil man ja eh die Kunden zum Online-Banking "erziehen" will?

Da darf man aber auf keinen Fall den Schwarzen Peter den Sparkassen allein zuschieben, denn die Zwangsdigitalisierung haben sich ja alle Banken auf die Fahnen geschrieben.

Leider passt es da aber gut ins Bild, dass eine ganze Reihe von Sparkassen soeben die Erhöhung der Dispo-Zinsen beschlossen hat - wohl wissend, dass angesichts der Preissteigerungen in diversen Bereichen viele Kunden in den nächsten Monaten in die Miesen geraten werden. Das hat ein Geschmäckle, oder? Ich selbst jedenfalls werde mich künftiger verstärkt mit Krypto-Währungen und Hawala-Banking befassen. Man will ja seriös bleiben!

Martin Poche

Autor:

Martin Poche aus Düsseldorf

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