Angst ist ein schlechter Ratgeber...
WENN ICH TRÄUMEN DARF

Jemand strahlt heller als andere Menschen, irgendwo... oder irgendwann... in der Geschichte der Menschheit. Deshalb muss dieser Mensch sterben: Am Kreuz beispielsweise, für die Menschen, die gefühlt nicht so leuchten... und sich daher provoziert fühlen... von dieser Strahlkraft. Oder ein Vogel fliegt höher am Firmament als ein anderer Vogel. Nehmen wir literarisch eine Möwe, nennen wir sie Jonathan. Auch hier hat diese Geschichte jede Menge Neid. Wenn ich träumen darf, wünsche ich mir einen Planeten, in dem niemand vergleichen muss, wer den längsten Penis oder die schnellste Atomrakete besitzt. Im Traum wünsche ich mir eine friedvolle Zukunft für meine Kinder, in Einklang mit der Natur, in sozialem Frieden und gewaltfrei im Umgang aller Menschen miteinander. Grenzenlose Solidarität der menschlichen Rasse, ohne dafür einen außerirdischen Angriff zu benötigen.

Dann gibt es den Volksmund, der offenbart, dass Menschen, die man früher als Dicke benennen durfte, sich gefreut hätten - natürlich nur damals - wenn sie noch dickere Menschen wahrgenommen haben. Derselbe Volksmund war oft schnell - in meiner Wahrnehmung in der gesamten Menschheitsgeschichte - wenn jemand vorverurteilt werden konnte oder eilfertig am Pranger oder Scheiterhaufen lautstark für den "Pöbel" herhalten durfte. Die Sünden der Masse waren auch vergessen, sobald man mit Steinen lieber im Werfer-Lager aufgenommen war, statt individuell zur Zielscheibe zu werden. Wie wir es aktuell in den östlichen Staaten der NATO erleben, waren die größten Feinde der Elche, gestern noch selber welche...

Ich hatte einen Traum - über vierzig Jahre liegt das zurück - während meiner Pubertät, ein mehrfach wiederkehrender Traum: keine Trennung zwischen hell und dunkel, Tag und Nacht, oder was auch immer... begann eine Art Mantra. Am Anfang stand ein Wort, ...ICH. Plötzlich - und in fieberhafter Geschwindigkeit - ICH, alles um mICH herum murmelte quasi ICH, wurde zu einem Stein, einem Wasser, einem Lehm, einem Mensch, einem Tier, einem Ort, einer Zeit... alles wurde, was wir uns auch nur vorstellen können. Alles murmelte plötzlich in eigener Sprache "Ich bin ich". Darüber entstand plötzlich eine Art Aura... "Ich bin der 'ich bin da'". Es entwickelten sich Abgrenzungen zwischen Allem und dem, was mein Traum zeigte... rasend schnell. 

Keine Ahnung, wie lange der Traum in unserer Zeit gedauert hat. Schweißgebadet und schuldbewusst wachte ich vor 40 Jahren immer wieder auf. Viele Fragen beschäftigten mich, aber vor allem eine: War ICH verantwortlICH...? Schließlich habe auch ich mitgemacht, mICH wahrzunehmen und zu identifizieren. Alles wurde aus dem einen Wort... ICH... Identität, Selbst, sein. Ist ICH das eigentlICHe Wort, welches am Anfang gestanden hat. Abgrenzen zum Anderen, Definition von Sein, in Zeit und Raum ...als Grundlage für die Schöpfung von Gott, Religion und Kultur... später untergeordnet, als schwächeres ICH einer Nation, als Basis für die Menschheitsgeschichte, das Spalten von allen. 

Und hatte Eva auch einen Traum? Von ihrem Adam. Waren beide nicht die ersten Menschen im biologischen Sinn ... sondern die ersten Menschen, im Sinne von Begierde, Lust und Liebe? Bewusst reichte Eva ihrem erwählten Adam ihre Frucht... um damit aus dem unbewussten Paradies anonymen kopulierens zu entfliehen. Gott als Natur. Die Vertreibung als Bewusstwerden. Was könnte das bedeuten? Gott wären wir alle damit - in uns allen. Zeugung als göttlicher Funke. Die Erklärung warum ein Über-Gott nicht eingreifen könnte, sondern wir Menschen kollektiv diesen Planeten bewahren müssten, aus der übertragenen Verantwortung, diesen "uns Untertan" zu machen...

Kain und Adam wurden vielleicht auch deshalb so früh in dem religiösen Geschichtsbuch angesiedelt, als Warnung für die Natur dieser bewusstgewordenen Menschen... empfinden Neid und Missgunst. Ich habe in diesem Zusammenhang mich im Laufe der Jahre oft gefragt, ob es hier auch um Mars, Romulus und Remus geht. 

Einige Zeit nach dem o.a. Traum - und dem zuvor zitierten Song von Elvis - habe ich tatsächlich den Kriegsdienst an der Waffe verweigert. Ich benutze noch heute bewusst und absichtlich diese Formulierung. Im Gegensatz zu Olaf Scholz seinerzeit, habe ich keine wundersame Geschichte erzählt. Ich habe tatsächlich alle Werke von Karl May gelesen gehabt - und anschließend auch die Bibel und das Kapital. Ich lehne es immer noch ab, aus politischen Gründen Waffen einzusetzen. Ich liebe meine Familie und meine Lieblingsmenschen. Aber das Nehmen eines Lebens will mir unter uns Menschen nicht in den Sinn. Wie Elvis, der in seinem Song nach den Attentaten auf Dr. King und Kennedy gesungen hat, was unsagbar gewesen schien; träume ich von einem friedlichen Planeten - und bin seit der vom Bundeskanzler benannten Zeitenwende ein "Engel aus der Hölle", weil ich keinen Krieg mit Russland wünsche - und mir das Spatenstechen für den Bau von Rüstungsindustrie Krupp und Hitler in den Sinn ruft. Davon aber will ich nicht träumen. Meine Söhne sind in fünf Jahren im besten Alter, für einen Boris Pistorius, der sich offenbar gerne mit Russland anlegen möchte, wenn man ihm zuhört. Meine Söhne will ich nicht geopfert wissen, für einen Gott von Menschenopfern, für den vierfachen Börsenwert von Rheinmetall aber ebenso wenig. 

Wer träumt mit mir gemeinsam von Frieden, wirklicher Freiheit ... sozialer Gerechtigkeit, ausreichend Ressourcen und Lebensraum für Alle ... und nicht 90 Prozent von Allem für 10 % von Allen?
 

Ich bin inzwischen bereit, auch aufzuwachen. Ich bilde mir nicht ein, dass man Blut mit Blut reinwaschen kann. Gefallene Soldaten in sonst wo rechtfertigen meines Erachtens keine weiteren Toten auf einer anderen Seite. Rafah auch noch dem Erdboden gleichmachen ist keine Wiedergutmachung für israelische Geisel. Der Holocaust wird nicht ungeschehen, wenn nun Palästinenser ausradiert werden, wenn sich Opfer zu Tätern entäußern...

Autor:

Stephan Leifeld aus Schermbeck

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