Es blieb friedlich

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Gespenstische Stille rund um die Pfarrkirche St. Mariä Empfängnis: Kein Mensch auf den Straßen, die Geschäfte zum Teil geschlossen. Und das an einem Samstagvormittag - es herrschte Ausnahmezustand in Neviges.
Grund war eine Demo der NPD unter dem Motto „Multikultur ist sozialer Krieg“, die am Bahnhof starten sollte. Polizisten hatten den Innenstadtbereich abgeriegelt. In der Fußgängerzone dann ein anderes Bild. Peace-Fahnen neben Links-Autonomen mit Sonnenbrillen, Deutsche und Menschen mit Migrationshintergrund. Sie alle hatten sich zur Gegendemo getroffen, die das Aktionsbündnis „Hand in Hand gegen Rassismus“ kurzfristig anberaumt hatte.
Etwa 500 Menschen waren dem Ruf gefolgt, unter ihnen David Rademacher. „Ich sehe es als meine Bürgerpflicht an, gegen den Rassismus aufzustehen.“
Dieser zeigte, durch Absperrungen und massenhaft Polizisten getrennt, auf der anderen Straßenseite, auf dem Parkplatz Auf der Beek, sein Gesicht. „Unsere große Kultur wird zu Grunde gehen“, wurde dort unter lauter Zustimmung von 150 Rechtsextremen, darunter 14 Frauen, skandiert. Mit dabei war auch der bundesweit bekannte Neonazi Axel Reitz. Bis sie mit ihren NPD-Fahnen unter massivem Polizeiaufgebot, darunter auch Polizeireiter, zum Rosenhügel losziehen durften, war auf der anderen Seite schon jede Menge passiert. DGB-Landeschef Andreas Meyer-Lauber hatte in einer Rede angekündigt, „dass wir uns gegen eure Intoleranz zur Wehr setzen“. Bürgermeister Stefan Freitag erklärte „Neonazis zu unerwünschten Personen in unserer Stadt“ und mit Bob-Marley-Songs wurde für eine friedliche Stimmung gesorgt.
Etwa 100 Meter von der Kundgebung entfernt, an den Absperrungen rund um den Busbahnhof, riefen die Demonstranten „Nazis raus“ oder „Für die Freiheit, für das Leben, Nazis von der Straße fegen“. Durch die Entfernung, die die Polizei zwischen den Gruppen aufgebaut hatte, blieb es bei diesen verbalen Provokationen. Auch ein versuchter Übergriff von etwa 30 Linksautonomen auf der Siebeneicker Straße konnte von Polizeireitern verhindert werden, die die Angreifer zurückdrängten. Polizeiführer Ulrich Koch zeigte sich mit dem Verlauf des Polizeieinsatzes sehr zufrieden: „Unser taktisches Konzept ist voll aufgegangen. Alle Veranstaltungen sind friedlich verlaufen. Es gab weder Ausschreitungen noch Verletzte. Niemand musste festgenommen werden.“ Die Mettmanner Polizeibehörde war von Einsatzhundertschaften der Polizei Wuppertal sowie der Bundespolizei unterstützt worden. Stundenlang kreiste ein Polizeihubschrauber über Neviges. Busse wurden umgeleitet, der Ortskern war für den Autoverkehr gesperrt worden.
Nach einer Abschlusskundgebung verließen die NPD-Anhänger gegen 14.30 Uhr den Ort mit S-Bahnen vom Bahnhof Rosenhügel. Auch Michele Dattaro vom Aktionsbündnis zeigte sich zufrieden: „Es hat sich was bewegt, auch wenn viele Menschen Angst hatten, sich öffentlich zu positionieren.“ Andrea Möller war froh, genau dies getan zu haben. „Es ist wichtig, seine Meinung zu zeigen. Ich bin froh, die Menge der Gegendemonstranten vergrößert zu haben statt mit meiner Meinung zu Hause auf der Couch zu sitzen.“

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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