20 Jahre "Aktion Tschernobyl": Vom Kind zur Braut

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Zu dem ersten Gastkind, das Gaby Slotta 1992 aufgenommen hatte, besteht bis heute Kontakt. „Aus der zehnjährigen Sasha ist eine erwachsene Frau geworden“, weiß die engagierte Heiligenhauserin. Vor zwei Jahren kam eine Einladung zur Hochzeit: „Unsere Sasha heiratet und ihr sollt dabei sein", hieß es darin. „Das war ein schönes Gefühl, für unsere Freunde in der Ukraine wichtig zu sein“, bringt Slotta das Gefühl auf den Punkt.
Dies ist nur eine von vielen Geschichten, die die Verbundenheit zwischen den Kindern aus Tschernobyl und den Gasteltern aus Heiligenhaus beschreibt. In diesem Jahr reist zum 20. Mal eine Reisegruppe aus der Ukraine an. Organisatorin ist wieder Gaby Slotta. Gestern wurden die Zwölf- bis 15-Jährigen und ihre Betreuer in Heiligenhaus erwartet.
Noch gut erinnert sich Gaby Slotta an die erste Kindergruppe aus Kiew. „Sie kam viel zu spät an, da die Grenze zwischen der Ukraine und Polen nachts geschlossen war.“ Über 40 Stunden dauerte die Anreise.
Umso größer war das „Hallo“, als Gasteltern und Kinder sich zum ersten Mal begegneten. In einigen Fällen, wie bei Gaby Slotta, besteht der Kontakt bis heute. „Es sind echte Freundschaften entstanden“, sagt die Organisatorin der „Aktion Tschernobyl“.
In diesem Jahr jährt sich der Besuch aus der Ukraine zum 20. Mal. Wieder kommen bedürftige und durch den Super-GAU geschädigte Kinder nach Heiligenhaus, um zwei schöne Ferienwochen fern der Heimat zu verbringen. Auf dem Programm stehen viele Highlights wie Reiten, Fliegen oder Klettern - allesamt gesponsert durch Firmen, Vereine und Parteien. Auch die Anreise, Kost und Logis werden durch Spenden und die Gasteltern finanziert. „Bislang hat‘s noch immer geklappt“, freut sich Slotta, stets genügend Geldgeber und Gastfamilien gefunden zu haben.
Sechs Jahre nach dem atomaren GAU hatte Anton Lodziana, Pfarrer der Kirchengemeinde St. Ludgerus, die Idee zur „Aktion Tschernobyl“. Er organisierte die erste Reise und fand in Gaby Slotta gleich eine Verbündete. „Nach dem ersten Besuch haben meine Familie und ich erkannt: Das ist unser Ding.“
Im gleichen Jahr startete sie einen Gegenbesuch nach Kiew und wurde „so herzlich aufgenommen“, schwärmt Slotta. Dabei sah sie aber auch, wie dringend Hilfe benötigt wird.
„In den Folgejahren kam es zu einem sprunghaften Anstieg an Krebserkrankungen“, weiß die Heiligenhauserin, viele Familien verloren Angehörige. Direkt von der Katastrophe Betroffene erhielten einen Tschernobyl-Ausweis, aber ingesamt sei „vieles unter den Deckmantel der Verschwiegenheit gekehrt“ worden. Für ihr Engagement ist Slotta 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. „Ich habe mich sehr gefreut, auch wenn ich das alles nicht alleine stemme“, gibt sich die Organisatorin bescheiden.
Und hat im Jahr des 20-jährigen Bestehens schon das nächste Ziel vor Augen, nämlich 25 Jahre „Aktion Tschernobyl“.

Autor:

Miriam Dabitsch aus Velbert

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