"Herausforderung Zukunft": Auf Jean-Claude Trichet folgt Sigmar Gabriel

Jean-Claude Trichet während seiner Rede in Westenfeld. | Foto: Andreas Keuchel
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Seine Unterschrift ziert die Euro-Scheine, seine Stimme hat noch immer weltweit Gewicht. Direkt aus Paris kam am Freitagabend der frühere Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, nach Bochum-Wattenscheid. Dort hielt er in der St. Nikolaus-Kirche die VIII. Herausforderung Zukunft – Rede zum Thema „Europas Wege aus der größten Krise“. Zu den Zuhörern zählten auch der frühere NRW-Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers, der stellv. Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken in Berlin, Andreas Krautscheid und der amerikanische Generalkonsul Stephen Hubler.

Das Amt als Chef der EZB hatte Trichet von 2003 – 2011 inne. Unter seiner Führung kaufte die Notenbank Staatsanleihen der Krisenländer auf, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Damals gab es vor allem in Deutschland dafür heftige Kritik. Jean-Claude Trichet wurde 1942 in Lyon geboren. Er absolvierte eine Ausbildung an der Bergbau-Akademie und besuchte die Eliteschule ENA.Es folgte eine steile Karriere in der französischen Wirtschafts- und Finanzpolitik, die ihn bis an die Spitze des Schatzamts führte. Im Auftrag der französischen Regierung bereitet er die Maastricht –Verträge vor, für sein europapolitisches Engagement wurde Trichet 2011 mit dem Karlspreis geehrt.

Trichet, der heute die internationale Finanzgruppe G30 mit Sitz in Washington leitet, forderte in seiner Rede in Bochum mehr Rechte für die Bürger: „Die Menschen müssen das Gefühl haben, dass in Europa in ihrem Namen entschieden wird. Daher brauchen wir eine stärkere Mitbestimmung, die Aufgaben und Funktionen des Europäischen Parlaments müssen überdacht werden. Europäische Probleme müssen gemeinsam gelöst werden. „

Der heutige Ehren-Gouverneur der französischen Nationalbank analysierte in seinen Ausführungen auch die gegenwärtige Krise: „In den ersten Jahren lag das Epizentrum der Krise in den USA. Es ist aber längst in Europa angekommen, davor dürfen wir die Augen nicht verschließen. Wir müssen schwächeren Ländern helfen, vor allem aber dürfen wir nicht an der Idee Europa und am Euro zweifeln. Der Euro nicht nur Zahlungsmittel, sondern ein hohes Gut, eine Friedenswährung für ein Europa, das noch vor 65 Jahren in Schutt und Asche lag.“ Rund 45 Minuten sprach Trichet über die Zukunft des Euros und die gegenwärtige Krise.

Im anschließendem Interview mit dem Chefredakteur der Schwäbischen Zeitung. Dr. Hendrik Groth, ging Trichet noch einmal auf die Zukunft des Euro ein:„ Der Euro wird überleben, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel. Der Euro wurde als Währung nie in Frage gestellt: der Euro ist ein historisches Projekt“.

Andreas Krautscheid, frühere NRW-Staatsminister und heutiger stellv. Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, führte den Referenten in den Vortrag ein: „Trichet war immer ein Freund der Deutschen und hat wir haben ihm viel zu verdanken. Er hat die EZB und Europa geprägt. Wir konnten uns immer auf Jean-Claude Trichet verlassen, das können Finanzminister von Theo Waigel über Hans Eichel bis Wolfgang Schäuble bestätigen.“

Zahlreiche Besucher nutzten die anschließende Gelegenheit und ließen sich ihre Banknoten von Jean-Claude Trichet signieren.

Sigmar Gabriel: "Deutschland neu denken"

Für Freitag, 14. März. hat Sascha Hellen die nächste "Herausforderung Zukunft-Veranstaltung an gleicher Stelle angekündigt. An diesem Tag besucht Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtschaft und Energie, und stellvertretender Bundeskanzler auf Einladung des Projektes Herausforderung Zukunft Bochum. Er spricht um 19.30 Uhr in der St. Nikolaus Kirche (Westenfelder Straße 117, Wattenscheid-Westenfeld) zum Thema „Deutschland – Neu denken“.

Sigmar Gabriel wurde 1959 in Goslar geboren und war von 1999 bis 2003 niedersächsischer Ministerpräsident. Von 2005 bis 2009 gehörte als Bundesumweltminister bereits der Bundesregierung an. Seit 2009 ist er Bundesvorsitzender der SPD. In der großen Koalition unter Angela Merkel ist er seit Dezember 2013 Bundesminister für Wirtschaft und Energie.

Landtagspräsidentin spricht Grußwort

Carina Gödecke, Präsidentin des nordrhein-westfälischen Landtags, wird ein Grußwort sprechen. Die Einführung in das Thema nimmt stellvertretend für das Kuratorium Herausforderung Zukunft, Rudolf Dressler, ehemals deutscher Botschafter in Israel und langjähriger Bundestagsabgeordneter vor.

Der Eintritt zur Veranstaltung mit Sigmar Gabriel ist frei, eine Anmeldung unter Telefon 0234/8901580 oder office@saschahellen.com jedoch erforderlich.

Hintergrund:

Herausforderung Zukunft ist ein nichtkommerzielles Projekt unter der Schirmherrschaft der Friedensnobelpreisträger Shimon Peres und Desmond Tutu. Das Projekt sieht sich als Plattform des Dialogs und begrüßt in unregelmäßigen Abständen namhafte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Bochum, In den letzten Jahren waren unter anderem der Dalai Lama, der ehemalige israelische Premierminister Ehud Olmert, der Präsident des Europäischen Parlaments Martin Schulz, Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk, Fürst Albert II. von Monaco und zuletzt am Freitag der frühere EZB-Präsident Jean-Claude Trichet zu Gast.

Autor:

Holger Crell aus Wattenscheid

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