VON UNTEN BETRACHTET - Impressionen und Eindrücke vom "Opernball des kleinen Mannes"

Foto: Michael Gertzen
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Über der Tanzfläche prangt am Lichterbogen die Discokugel und zaubert hypnotisch tanzende Lichtpunkte an die Hallendecke.
Die Musik spielt, als sei die Party schon in vollem Gange, doch noch ist der Saal nahezu menschenleer. Nur ein einziges Paar tanzt den Discofox. Ein einziges Paar welches dem Motto Ü-30 alle Ehre macht mit seinen gemeinsamen ca. 160 Jahren.

Ein paar ganz Hartgesottene sind immer von Anfang an dabei, versuchen mit den 'Offiziellen' zu fraternisieren – Autorität macht eben sexy.

Erste zaghafte Bewegungen im Takt der Musik, doch noch traut man sich nicht so recht.

Irgendwann trudeln sie ein, der einsame Larry, der Tattoo-Toni mit seiner Piercing-Petra, der Zappel-Philip hat vorsorglich „vergessen“ sein Ritalin einzunehmen, die Ab-vierzig-geht's-aufwärts-Tussi's mit den toupierten Haaren haben seit Tagen nichts gegessen und die emanzipierte Kurzhaar-Käthe will es mit ihren 55 Jahren jetzt endlich nochmal wissen. Sie ist scharf auf Schrebergarten-Schröder's schnuckeligen Schmusebauch, mit seinem Regentanzstil hat er es ihr angetan.

Ü-30 das heisst „Alles ist zum fä fä fä fä – freigegeben, ohne rechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen, außer vielleicht, man habe sein Kondom vergessen. Und so balzen sie und buhlen um die Wette und werfen alles in die Waagschale, was an Sexappeal und sonstig interessantem noch übrig geblieben ist und wenn das auch nicht hilft, gibt’s immer noch Gevatter Alkohol als Hemmungskiller.

Nein ich übertreibe maßlos, denn schließlich geht nichts über ein gepflegtes Vorurteil!!!

In Wahrheit ist es super lustig hier und jeder der die Stirn hat Ü-30-Party's als eine Art 'Resterampe' zu bezeichnen, der hat den Sinn dieser Veranstaltung voll nicht gepeilt!!

Es ist gerappelt voll und selbst ein Bewegungslegastheniker wie ich wird sich gleich nach dem 2. Bier ins Getümmel stürzen und den Tanzbärinnen und -bären mal zeigen, was ein Shuffle ist, sobald ich selbst es mit dem IPhone meiner Tischnachbarin gegoogelt habe jedenfalls.

Ich muss jetzt Schluss machen, denn die drei Mädels an meinem Tisch gucken mich schon ganz komisch an, was ich denn hier auf die winzigen, zusammen geschnorrten Notizzettel kritzle, weil ich schon wieder mein Blöckchen vergessen habe. Ich der überhebliche Möchte-gern-Schreiberling, der sich grad insgeheim wünscht eine Disco-Queen zu sein.

Denn wir alle tanzen so gern, am liebsten zu der Popmusik die komponiert wurde zu einer Zeit als Popmusik noch richtige Popmusik war – in den coolen 80ern.

So jetzt hab ich den Piefke aber ordentlich aus mir raus geschwitzt ...

Foto: Michael Gertzen
Autor:

Imke Schüring aus Wesel

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