Leserbrief von Noah Wegner zum Titelthema "Mein Corona-Abi" (im Weseler vom 3. März 2021)
"Bange machen gilt nicht, zumal wir, abgesehen von ein paar (...) Kürzungen, ein Vollabitur ablegen!"

Zuforderst bin ich froh, dass wir wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren können. Die Monate im Homeschooling waren doch recht nervenaufreibend. Der Distanzunterricht kann den Präsenzunterricht nur ungebührend ersetzen. Dennoch muss ich sagen, dass der Distanzunterricht bei uns am KDG erstaunlich reibungslos ablief.

Unsere Schule hat, würde ich sagen, ein ziemlich gut funktionierendes System geschaffen. Wir befinden uns also in einer sehr glücklichen Lage, nicht zu Letzt auch, weil unsere Lehrerinnen und Lehrer sich alle Mühe gegeben haben, den Unterricht so zu gestalten, dass wir so wenig Defizite im Stoff haben wie möglich. Auch bei technischen Problemen und Schwierigkeiten, mit denen in erster Linie die LehrerInnen älteren Semesters zu kämpfen hatten, gaben sie nicht auf und waren stets redlich und erfolgreich bemüht, die neue Technik zu verstehen. Die rühmliche Rolle des mehrheitlichen Lehrkörpers möchte ich an dieser Stelle also besonders betonen.

Ich blicke dem Abitur also trotz Pandemie relativ gelassen entgegen. Stoffliche Defizite kann ich persönlich nicht feststellen und ich versuche, die Abiprüfungen nur als weitere Klausur zu betrachten, für die ich lernen muss. Das nimmt dem ganzen die schicksalhafte Dimension und mindert so den persönlichen Druck. Angesichts des in manchen Fächern sehr hohen Pensums schwankt meine Motivation manchmal, doch beiße mich, fest den angestrebten Abschluss vor Augen, durch. Bange machen gilt nicht, zumal wir, abgesehen von ein paar trivialen Kürzungen, ein Vollabitur ablegen. Wir sind also auch nicht minder qualifiziert als die Jahrgänge vor uns, die keine globale Pandemie im Nacken hatten. Ich bin daher der Ansicht, dass sich die Pandemie nicht negativ auf meine Karriereaussichten ausüben wird. So unannehmlich die Zeiten auch sein mögen, am Ende des Tages habe ich auch Fähigkeiten erworben, die sich im Berufsleben als nützlich erweisen werden: verbesserte Resilienz, höhere Selbstlernkompetenz und technische Fähigkeiten. Und wenn ein Arbeitgeber das anders sieht, entgeht ihm ein gut qualifizierter junger neuer Mitarbeiter für seine Firma oder sein Amt.

So positiv das auch klingt, ich wünsche mir nichtsdestotrotz, dass die Umstände sich bald wieder normalisieren und das Chaos ein Ende hat. Zum Status quo ante möchte ich aber auch nicht zurückkehren. Ich wünsche mir, dass die Missstände, welche die Pandemie in diesem Land zu in allen zivilisatorischen Teilbereichen, z.B. Arbeit, Schule, Politik und Gesellschaft, zu Tage gefördert hat, konsequent angegangen werden. Da ist die Politik gefragt, obwohl diese den Willen, Probleme konsequent anzugehen im letzten Jahr vermissen ließ, aber auch wir auf der Straße. Ganz besonders wir jungen Leute, die die Zukunft dieses Landes auf unseren Schultern tragen und es hier noch eine Weile werden aushalten müssen.

Abseits der Fragen großer Politik habe ich auch private Pläne für die Zukunft, die ich mir nicht von der Pandemie nicht vermiesen lassen möchte. Für das Jahr nach dem Abitur habe ich mich auf eine FSJ-Stelle an einer Weseler Grundschule beworben. Mein Plan ist es weiterhin, ab 2022 ein Jurastudium aufzunehmen, vorzugsweise in Bonn oder in Münster.

Mit freundlichen Grüßen
Noah Wegner
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Hinweis: Leserbriefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Zuschriften sind willkommen, aber wir behalten uns Kürzungen vor. Anonyme Zuschriften werden nicht veröffentlicht. Schreiben Sie an: Redaktion Der Weseler/Der Xantener, E-Mail: redaktion@derweseler.de

Autor:

Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel

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