Hundebesitzer! – Die Jagd ist eröffnet

Ursprünglich war da mal die Meldung, dass die Hundesteuer erhöht wird. Viel ist seit dem darüber geschrieben worden, aber worum geht es eigentlich noch? Geht es wirklich um die Hundesteuer?

Wenn ich lese, dass ein Mensch, der offensichtlich Hunde hasst, sich mit dem Gedanken trägt, mit Gas gegen Hund und Besitzer vorgehen zu wollen, also vorsätzlich Körperverletzung unter dem Deckmantel der Verteidigung begehen möchte, frage ich mich: Bin ich jetzt zum Abschuss freigegeben? Oder nur mein Hund? Oder doch wir beide? Ich gestehe: Das hat mich sehr betroffen gemacht, zumal ich bereits einmal in dieser Situation war. Drei Tage lang habe ich schwere Schmerzen und Atembeschwerden gehabt. Eine Anzeige wurde zwar aufgenommen, aber nicht weiter verfolgt, da ich den Täter nicht mit Namen benennen konnte. Fazit: Wenn sich also jetzt mehr Leute mit Gas „bewaffnen“ und davon Gebrauch machen, könnten die das unbehelligt tun. Einfach nur, weil sie keine Hunde und deren Besitzer mögen. Willkommen in der Steinzeit.

Aber gehen wir doch noch mal zum Anfang zurück. Die Meldung war: Die Hundesteuer wird erhöht. „Steuer“, so hat mancher mal gelernt, dient dem Zwecke, öffentliches Verhalten in eine bestimmte Richtung zu lenken. Soweit die Theorie. Und in der Praxis? Keiner von uns glaubt wirklich, dass die Ökosteuer die regenerativen Energien unterstützt, oder? Keiner von uns glaubt wirklich, dass die Grundsteuer ausschließlich in Gebäudeerhaltung fließt. Und hat es früher eine „Kriegssteuer“ gegeben? Nein. Steuertatbestand hin oder her: Die Steuern fließen in einen großen Topf, und aus dem wird halt geschöpft. Um nicht mehr und nicht weniger geht es der Stadt. Ihr ist es egal, ob auf der Straße ein oder 2 oder x Hundehaufen liegen. Sie will das Geld. Ist auch ok. Aber warum ist die Diskussion an dieser Stelle stecken geblieben? Warum ging keiner auf die Argumente für neue Geld(Steuer-)quellen ein? Warum sind wir plötzlich an einem Punkt, an dem wieder nur auf die Hunde und ihre Besitzer eingedroschen wird?

Einige scheinen wirklich zu meinen, die Höhe der Steuer könnte etwas an dem Verhalten der Hundebesitzer ändern. Kann das sein? Ein Vergleich: Wenn ich KFZ-Steuer bezahle, erwarte ich im Gegenzug von dem Kreis, dass die Straßen instand gehalten werden. (Werden sie ja im Moment nicht, aber das steht auf einem anderen Blatt.) Ich sehe also ein, die Steuer zu zahlen, weil ich eine Leistung für mich erbracht sehe. Nun zur Hundesteuer: Ich zahle sie, aber welche Gegenleistung erhalte ich? Gibt es ausreichend Mülleimer? Gibt es, wie in manchem Ausland, Einrichtungen mit Tüten und Abfallbehälter? Gibt es in der Stadt eine Lösefläche für Hunde, vielleicht in Form eines Sandkastens? Nein. Ich erhalte keine Gegenleistung. Die Steuer steigt. Möglicherweise denkt jetzt mancher Hundebesitzer: „Hey, noch mehr Geld hergeben ohne Leistung? Dann bitte nehmt meine Steuern und räumt den Mist alleine weg.“ Wäre nachzuvollziehen, oder? Wäre verständlich, wenn jetzt noch mehr Hundebesitzer den „Dreck“ liegen lassen – halt aus Protest.

Nein, nein, so haben wir nicht gewettet, wird jetzt mancher sagen. Die Hundesteuer soll ja dafür sorgen, dass es weniger Hunde gibt. Die Besitzer sollen nicht belohnt, sondern bestraft werden, dieses rücksichtslose Pack! Na ja, ich sag ja: Willkommen in der Steinzeit. Langsam frag ich mich, wer hier rücksichtsloser ist: der Hundebesitzer oder der Hundehasser, der in der Steuererhöhung einen willkommenen Startschuss sieht, seinem Unmut mal wieder freien Lauf zu lassen und draufzuhauen. Weiterkommen wird er mit dieser Hassattacke aber nicht. „Sieht hier denn hier keiner, dass der Kaiser keine Kleider anhat? Das ist weder neu, noch originell, das ist nur beknackt. Seht doch mal richtig hin, der arme Kerl ist splitternackt!“ (Reinhard Mey)

Konstruktiv wäre, sich darüber zu unterhalten, wie man die Einstellung und das Verhalten der Hundebesitzer, die sich rücksichtslos verhalten, beeinflussen und ändern kann. Ein erster Schritt aufeinander zu, Verständnis, sich gegenseitig offen (aber bitte auch taktvoll) sagen, was stört. Muss es denn gleich die Gasattacke sein? Was spricht dagegen, auf den anderen zuzugehen und offen zu sagen: „Bitte leinen Sie Ihren Hund an. Ich habe Angst.“ oder „Ich fühle mich belästigt.“ oder „Ich mag keine Hunde. Bitte nehmen Sie Rücksicht.“ Wenn Hundebesitzer nicht immer gleich angefeindet würden, fiele es ihnen sicherlich viel leichter, die Nicht-Hundebesitzer zu verstehen und verstärkt Rücksicht zu üben. Was spricht dagegen?

Ein weiterer Ansatz könnte sein, den „Hundeführerschein“ bzw. Sachkundenachweis auch von Besitzern kleiner Hunde einzufordern – auch nachträglich, und dort zusätzlich auf diese Pflichten hinzuweisen. Mal ehrlich: Wie viele Hundehaufen auf dem Gehweg liegen von kleinen, und wie viele von großen Hunden herum?

Und was die Hundesteuer angeht: Vielleicht sollte mal generell eine „Hundezählung“ durchgeführt werden, um die „Drückeberger“ aufzuspüren. Wenn Herr Overkamp mit seiner Vermutung (http://www.ruhrnachrichten.de/lokales/witten/Die-Pflichten-eines-Hundehalters;art939,1235691) richtig liegt, dürfte sich damit die Erhöhung dann wohl erledigt haben.

Autor:

Elke Ebert aus Witten

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