"Medizin konkret" im EvK Witten
Narkose ist mehr als eine Spritze zum Schlafen

„Und ich habe immer gedacht, ich bekomme einfach nur eine Spritze und dann schlafe ich“, sagte ein sichtlich beeindruckter Mann nach der „Anästhesiologischen Sprechstunde“ im Evangelischen Krankenhaus Witten, zu der Dr. Thomas Meister im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Medizin konkret“ eingeladen hatte. Zwei Stunden lang kam der Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin im EvK mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch und nahm sich viel Zeit für ihre individuellen Fragen.

Da ging es zum Beispiel um die bevorstehende Knie-Operation einer Seniorin und ihre Narkose-Möglichkeiten. „Die Regionalanästhesie ist die zuverlässigste und einfachste Methode, die untere Körperhälfte schmerzunempfindlich zu machen“, erklärte Dr. Meister und nahm den Besuchern die weit verbreitete Angst vor einer Querschnittslähmung, die bei einer Spinalanästhesie eintreten kann. „Das Rückenmark ist hochempfindlich und nicht regenerationsfähig. Piekst man mit einer feinen Bleistiftmine dort hinein, würde das eine Läsion so dick wie ein Bleistift hinterlassen. Würde ich bei einer Spinalanästhesie das Rückenmark treffen, wäre das daher der Super-GAU“, so Dr. Meister. Damit das nicht passiert, orientiert sich der Anästhesist am Beckenkamm, der ihm zeigt, wo der 4. Lendenwirbelkörper liegt. „Wenn ich direkt darüber punktiere, bin ich im sicheren Bereich“, erklärte der Chefarzt.

Ist stattdessen eine Vollnarkose erforderlich, wird der Patient sozusagen schlafen gelegt, Bewusstsein und Schmerzempfinden werden im Gehirn ausgeschaltet. „Als ich in meinem Aufklärungsbogen zur Narkose das Wort Tod gelesen habe, musste ich ganz schön schlucken“, gestand eine Besucherin. Das Aufklärungsgespräch mit allen möglichen Risiken verunsichere und verängstige Patienten häufig. Doch die Angst vor der Anästhesie sei völlig unbegründet, so Dr. Meister. „Das Anästhesie-Risiko ist minimal und sogar deutlich geringer als das chirurgische Risiko. Wir haben heute die technischen Möglichkeiten, Patienten während der Narkose engmaschig und umfassend zu überwachen – von den Vitalwerten bis hin zur Zusammensetzung des Gases bei der Ein- und Ausatmung.“ Eine umfassende Aufklärung im Vorfeld sei dennoch unerlässlich. „Nur so ist der Patient in der Lage zu entscheiden, ob er einverstanden ist oder nicht“, betont der Klinikleiter.

Um die Folgen einer Vollnarkose ging es bei der Frage einer Angehörigen, die sich sorgte, ihre Mutter könnte nach einer OP verwirrt aufwachen, also unter einem Delir leiden. Tatsächlich besteht bei älteren oder dementen Patienten ein höheres Risiko, nach einer Operation delirant zu werden. Um das zu minimieren, ist im EvK Witten eine Delirbeauftragte im Einsatz, die besonders gefährdete ältere oder demente Patienten rund um die OP intensiv begleitet und so Vertrauen schafft. „Das ist – neben der Überwachung der medizinischen Faktoren – ganz wichtig“, sagt Dr. Meister.

Die nächste Veranstaltung von „Medizin konkret“ findet am 16. August im EvK Witten statt. Dann referiert Prof. Dr. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Klinik für Urologie, zum Thema „Harninkontinenz – Probleme, Folgen, Lösungen“. Beginn ist um 17 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Autor:

Ev. Krankenhausgemeinschaft aus Herne

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