Strom aus Biomüll gewinnen

Die Einfahrt zur Biogasanlage
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Grüne aus Witten und Essen besuchten die Biogasanlage in Witten.
Im Gewerbegebiet Bebbelsdorf befindet sich die von der AHE GmbH erbaute und betriebene Anlage. Sie wurde im Mai 2013 eröffnet. Witten war mit einer ökologischen Idee, Gas aus Biomüll und Grünabfällen zu gewinnen, ein Trendsetter. Aus Abfall wird über den Zwischenschritt Biogas ein Produkt: Ökostrom. Damit wird ein Beitrag zur Energiewende geleistet und gleichzeitig aus Abfall ein Rohstoff.

Der Geschäftsführer der AHE Herr Einig informierte uns ausführlich in den Geschäftsräumen über die Anlage bevor wir uns selbst die Produktionsabläufe anschauten.

Zahlen und Fakten

In der Anlage wird der gesamte über Biotonnen gesammelte Abfall des Ennepe-Ruhr-Kreises (25.000 t) und Biomüll aus weiteren Vertragsstädten (ca. 30.000 t) zu Biogas (Methan) vergoren. Das gereinigte Gas wird in zwei Blockheizkraftwerken verstromt und der Strom in das Stromnetz der Stadtwerke Witten eingespeist. Mit dem so gewonnenen Strom können ca. 2500 Haushalte versorgt werden. Die Abwärme wird genutzt, um das gesamte Betriebsgelände und den Fermenter zu heizen. Der Fermenter, in dem der Biomüll vergoren wird, benötigt eine gleichmäßige Betriebstemperatur von 55 Grad, um optimal zu arbeiten. Der Produktionsprozess erfolgt rund um die Uhr.

Die Anlage ist für 60.000 t Biomüll ausgelegt und arbeitet jetzt nahe ihrer Kapazitätsgrenze. Die Investitionskosten der Anlage von 60 Millionen € werden über 15 Jahre abgeschrieben und die Anlage arbeitet mit Gewinn. Der Umsatz der AHE konnte von 23,9 Mio € im Jahr 2013 auf 34,1, Mio € 2017 gesteigert werden.
Neben dem Gas zur Stromerzeugung werden Kompost und Flüssigdünger für die Landwirtschaft produziert. Der Flüssigdünger ist hochwertig und hat im Gegensatz zur Gülle eine geringe Nitratbelastung.

Produktionsabläufe

Vor der Fermentierung wird der Biomüll gereinigt. Plastik und Metall werden mechanisch aussortiert. Plastiktüten haben im Biomüll nichts zu suchen. Metall ebenso, kann aber zumindest weiter verkauft werden. Mit der Befüllung der Anlage erfolgt die Produktion in einem geschlossenen Kreislauf.

Der Umfang der Gasgewinnung hängt von der Zusammensetzung des Biomülls ab, Grünschnitt ist energetisch weniger ergiebig als Küchenabfälle und Speisereste oder gar Knochen. Im Gegensatz zu Städten, die den Biomüll nur zur Kompostierung nutzen, ist es also hier ausdrücklich erwünscht, dass Essensreste über die Biotonne entsorgt und verwertet werden.

Außerdem ermöglicht ein Gastank als Zwischenspeicher eine Anpassung der Stromerzeugung an den Bedarf. Es kann also je nach Lage mehr oder weniger Strom ins Netz eingespeist werden.
Eine Geruchsbelästigung geht von der Anlage nicht aus. Die Luft innerhalb der Hallen wird gefiltert und ein Luftschleier an den Toren der Hallen sowie ein leichter Unterdruck innerhalb der Hallen verhindern dies. Die Hallen dienen der Lagerung des Biomülls sowie dem ersten Verarbeitungsschritt, der Entfernung von Metall und Plastik.

Mehr Biogasanlagen in der Metropole Ruhr

Für den Ennepe-Ruhr Kreis und Witten liegt ein Ziel auf der Hand: Mehr Biomüll zu erfassen. Derzeit werden ca. 80% des Biomülls der Wiederverwertung zugeführt. Das ist nach 20 Jahren Biotonne eine vergleichbar gute Quote, aber trotzdem noch steigerungsfähig.

Aus Sicht der Grünen ist die Anlage vorbildlich. Die AHE behauptet zu Recht, hier mit dem grünen Daumen im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu arbeiten. Nicht zufällig wurde der Beschluss zum Bau nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima gefällt, wie der Geschäftsführer betont. Atomausstieg, Energiewende und Klimaschutz sind starke Argumente, die für solche Biogasanlagen sprechen.

Für viele Städte des Ruhrgebiets läge im Betrieb einer Biogasvergärungsanlage über die vielerorts betriebene Kompostierung hinaus eine Chance, mehr aus Bioabfällen zu machen und die eigenen Einnahmen zu steigern. Die Essener Grünen planen, entsprechende Initiativen zur wirtschaftlich und ökologisch sinnvolleren Behandlung des Bioabfalls in Essen zu starten.

Autor:

Joachim Drell aus Witten

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