Die Weidensandbiene: auf die Weide als Existenzgrundlage angewiesen - mit eigenem Video !

Weidensandbiene - männlich. Photo: 08.04.2012 im Hochwald von Xanten-Marienbaum.
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  • Weidensandbiene - männlich. Photo: 08.04.2012 im Hochwald von Xanten-Marienbaum.
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12.04.2012 / überprüft am 15.11.2021

von Christel und Hans-Martin Scheibner

Weiden-Sandbienen (Andrena vagan) gehören zur Familie der Sandbienen oder auch Pelzbienen, wovon es in Deutschland 110 Arten gibt, von denen viele auf bestimmte Pflanzen spezialisiert sind. Die Sandbiene wiederum ist Mitglied der großen Bienenfamilie (Apiformes), aber keine "Honigbiene".

Ein Rückgang der Artenvielfalt, welcher seit den letzten vierzig Jahren immer sichtbarer wird, bedeutet wiederum ein Verschwinden vieler Wild- und so auch Sandbienenarten. Diese aber sind unverzichtbar für einen funktionierenden Naturhaushalt. Wildbienen übernehmen die wichtige ökologische Aufgabe der Bestäubung heimischer Stauden und Gehölze. Ihre Bestäubungsleistung ist äußerst beeindruckend: eine einzige Sandbiene kann bis zu 8.800 Blüten pro Tag besuchen und erreicht damit die doppelte Bestäubungsleistung einer Honigbiene. Aus diesem Grunde werden einige Sandbienenarten auch zu Bestäubungszwecken gezüchtet, wohl auch als Folge des immensen Honigbienensterbens in den letzten Jahren.

Einen Menschen stechen können sie nicht - dazu ist ihr Stachel zu kurz und zu schwach, auch besitzt er keinen Widerhaken. Wenn mal ein Spielplatz wegen nistender Weidensandbienen gesperrt ist, dann nicht, um die Kinder zu schützen, sondern die Bienen! :-) Dies ist momentan im Raum Berlin bei der Hälfte aller derartigen Anlagen der Fall.

Man trifft Weidensandbienen in ganz Mittel- und Südeuropa in der freien Natur, aber auch in Parkanlagen sowie in Gärten auf sandigem und lehmigem Boden an. Die Männchen mit ihrem säbelförmigem Oberkiefer und weißem Bart sind kleiner als die Weibchen. Gesicht und Brust der etwa 15mm langen Insekten sind stark behaart, der schwarze Hinterleib nur wenig. Oft bilden sie große Kolonien auf engem Raum, in diesem Fall "Aggregationen", wo viele Tiere den selben Lebensraum ohne die Bildung einer Gemeinschaft nutzen. Sie leben nicht in Bienenvölkern, sondern jedes Weibchen baut sein eigenes Nest, lebt allein (solitär), weshalb man sie auch "Solitärbienen" nennt. Ihre Nahrung besteht aus Pollen und Nektar unterschiedlicher Weidenarten.

Im zeitigen Frühjahr verlassen zuerst die Männchen, dann die Weibchen ihre Brutzellen, um sich zu paaren. Dabei geht es recht "wild" zu. Sobald ein Weibchen aus dem Boden kriecht, stürzt sich direkt eine ganze Schar Männchen auf dieses, wobei ein regelrechtes Bienenknäuel entstehen kann. Anschließend gräbt das Weibchen einen bis zu 50cm tiefen senkrechten Gang mit seitlichen Abzweigungen in den Boden, welche die Brutzellen enthalten. Das können schon mal bis zu 50 Nester auf einen Quadratmeter sein. In diese Zellen werden mit Nektar vermischte Weidenpollen, welche die Insekten mit ihren mit kleinen "Körbchen" versehenen Beinen (Beinsammler) einsammeln, transportiert und je ein Ei gelegt. Der "richtige Eingang" unterscheidet sich aufgrund einer chemischen Markierung von den anderen "Kratern". Jedes fertige Nest wird anschließend sorgfältig verschlossen. Nach einigen Wochen ist mit Abschluß des Brutgeschäfts der Lebenszyklus des Weibchens beendet - es stirbt, wie auch schon zuvor das Männchen.

Die aus dem Ei geschlüpften Larven ernähren sich von dem Pollengemisch. Wenn sie Ende des Frühjahrs ausgewachsen ist, spinnen sie sich in einen Kokon ein, im Sommer verpuppen sie sich, und kurze Zeit später schlüpfen die fertigen Bienen, welche bis zum kommenden Frühjahr aber noch in den Brutzellen verbleiben.

Als Hauptfeind dieser hübschen Wildbiene kann ihr "Kuckuck", die mit 12mm Länge etwas kleinere Rothaarige Wespenbiene (Nomada lathburiana) angesehen werden. Das an sich schwarze Insekt mit rotbraunen Beinen und Fühlern hat am Kopf eine gelbe Markierung, Kopf und Brust sind rötlich behaart, der Hinterleib ist gelb gemustert. Die gelben Kennzeichnungen sind bei männlichen und weiblichen Tieren unterschiedlich.

Diese "Kuckucksbiene" lebt in der Nähe der Brutkolonien von Weidensandbienen, aber auch der Grauen Sandbiene (Andrena cineraria ) sowie einer weiteren Sandbienenart (Andrena barbarea) als bevorzugte Wirte. Die ersten beiden Arten müssen für die erste Generation im Frühjahr herhalten, die letztere für eine weitere im Sommer.

Der Brutschmarotzer dringt in die Brutzellen der Weidensandbiene ein und legt dort ihre Eier ab, und die herausschlüpfende Larve frißt zuerst das Ei bzw. die Larve der Wirtsbiene, um sich anschließend von dem von ihr angelegten Nahrungsvorrat zu ernähren. Dieses Verhalten wird in der Fachsprache als "Sozialparasitismus" bezeichnet. Man sagt, daß die Wespenbiene die Nester genau beobachtet und "zuschlägt", wenn das Nest unbewacht ist. Überrascht ein zurückkehrendes Weibchen den Eindringling, reagiert es nicht aggressiv, da sich das Parasitenweibchen im Bau inzwischen mit passenden Duftsekreten getarnt hat. Pollen sammeln die Tiere nur als Eigennahrung.

Doch auch andere Insekten können der Weidensandbiene gefährlich werden, wie der Wollschweber (Bombylius maior), Kuckucksbienen (Nomada lathburiana), Blutbienen (Sphecodes spec. sowie parasitoide Fliegen aus der Familie der Sarcophoridae (Miltogramma spec.)

Nehmen die Schmarotzer überhand, kann im schlimmsten Fall die gesamte Kolonie im Jahr darauf zusammenbrechen, folgerichtig aber auch zum Schaden der Schmarotzer. In der Regel jedoch erholen sich die Populationen wieder.

Alle Wildbienenarten sind wie Hummeln und die Hornisse besonders geschützt nach der Bundesartenschutzverordnung. Das bedeutet: Es ist verboten, Wildbienen zu fangen, zu töten oder ihre Nahrungsgrundlagen und Niststätten zu beeinträchtigen oder zu zerstören.

Hier der Link zur Bundesartenschutzverordnung - Wildbienen:
http://www.wildbienen.de/wbs-gese.htm

Hier mein Youtube-Video:

Autor:

Hans-Martin Scheibner aus Xanten

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