„Our CenturY“ „umarmt“ Jahrhunderthalle „Fußgänger-Highway“ rund um die Hochkultur - Bochumer bauen mit am Triennaleprojekt

Folke Köbberling und Martin Kaltwasser mit ihren Kindern Clara und Jan vor der Rückseite der Jahrhunderthalle.
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Gemeinsam mit den Künstlern Folke Köbberling und Martin Kaltwasser können Bauenthusiasten aus Bochum und dem Ruhrgebiet das Gelände rund um die Jahrhunderthalle in eine urbane Landschaft aus Stegen und Wegen, Treffpunkten und Tribünen, Brücken und Bars verwandelt. „Es soll eine Fußgänger-Autobahn entstehen, die die Jahrhunderthalle liebevoll umschließt“, erklären Folke Köbberling und Martin Kaltwasser, die Initiatoren des Triennale-Projektes „Our CenturY“.

„Gemeinsam mit unseren Mitstreiterinnen und Mitstreitern wollen wir etwas Außergewöhnliches im öffentlichen Raum errichten, was dann sinnvoll von der Gesellschaft genutzt werden kann. Als gefragt wurden, ob wir ein Projekt in Bochum gestalten wollen, haben wir gleich an die Autobahnen hier im Ruhrgebiet gedacht und die großen Einkaufszentren“, so die beiden in Berlin lebenden Künstlern.

5.000 Europaletten

Rund einen Kilometer lang soll sie werden, die Fußgänger-Autobahn. Dafür stellt der USB 5.000 alte Europaletten bereit. „Jeder kann mitmachen, egal ob er mit Bohrer und Säge umgehen kann oder handwerklich nicht so geschickt ist“, meinen die beiden Künstler und betonen: „Nur mit der Hilfe der Bochumerinnen und Bochumer entsteht Our CenturY. Baut, sägt und schraubt mit an Our CeturY.“

Kunst-Baustelle

Daher kann man einfach spontan vorbei schauen und mitmachen, den Familien- oder Betriebsausflug, das Training des Sportvereins, den Museumsbesuch oder den Feiertag im Park auf die Kunst-Baustelle im Schatten der Jahrhunderthalle verlegen. Kinder bis 15 Jahren sollten aber ihre Eltern mitbringen und gemeinsam mit ihnen an dem Kunstprojekt arbeiten. Dabei wird ein Teil der Wasserwelten überbaut, eine Art Tankstelle oder Podest vor der Jahrhunderthalle entstehen - ein Ort, der auch nach den Veranstaltungen der Ruhrtriennale genutzt werden kann.

Gefragt: Kreativität

Wer eine alte Schrankwand oder Bretter auf dem Speicher hat, kann sie natürlich mitbringen und in das Kunstprojekt einbauen. Doch zuviel Material sollte es nicht sein. Gefragt sind Kreativität und Arbeitskraft, damit aus jeder Platte ein besonderes Kunstwerk wird.

Der Anstoß zu ihrem künstlerischen Schaffen geht auf zwei Aufenthalte in Istanbul zurück. Dort dürfen Häuser, die über Nacht entstehen, nicht abgerissen werden.

„Diese Idee haben wir nach Berlin auf ein freies Feld zwischen einer Müllhalde und der Gropiusstadt exportiert und gemeinsam mit Studenten in einer Nacht- und Nebel-Aktion ein Haus gebaut, in dem wir zehn Tage wohnten“, so Folke Köbberling. „Dabei haben wir Materialen benutzt, die andere weggeworfen haben und es so einer neuen, sinnvollen Nutzung zugeführt.“ Überraschend für die beiden Berliner waren die Reaktionen der Bewohner der Gropiusstadt. Von den Hochhäusern aus wurden sie mit Ferngläsern beobachtet, dann traute man sich näher, gab Tipps und sorgte sich um die Sicherheit der „ungewöhnlichen“ Nachbarn.

Folke Köbberling und Martin Kaltwasser arbeiten mit ihren kritischen, poetischen und komplexen Bauten an einer Ästhetik des Widerstandes gegen die konsumorientierte Lebenswelt. Mit ihren Bauprojekten, die oftmals nur für einen bestimmten Zeitraum existieren, machen sie vielfältigere Formen städtischen Zusammenlebens sichtbar und politisch wirksam. Die verwendeten Materialien gewinnen sie aus normalerweise unbeachteten Ressourcen - Weggeworfenes, das sie aufbereiten. „Wir nutzen gerne öffentliche Räume für unsere Aktionen, auch um diese oftmals für die Stadtmenschen verlorene Bereiche der Stadt für sie zurückzuerobern“, so Martin Kaltwasser.

Eröffnungswochenende

Am Eröffnungswochenende der Ruhrtriennale, 18. August, um 17 Uhr, wird Our CenturY als temporäres Eingansportal aus alten Brettern, Sperrholz und Europaletten feierlich eröffnet. „Befahrt es mit dem Fahrrad oder Skateboard. Packt den Picknickkorn aus. Nehmt euch Zeit. Staunt und freut euch“, wünschen sich die beiden Künstler.

Daten & Fakten
Kunst-Baustelle: Jeder kann mitmachen, Kinder bis 15 Jahren nur mit den Eltern.

Sammeltermin: Für Baumaterial am14. Juli und 21. Juli.

Bauzeit: 16. Juli bis 15. August, täglich ab 9 Uhr. außer montags. Pause zwischen 13 und 14 Uhr (gemeinsames Mittagessen.) Schichtende ist gegen 18 Uhr.

Informationen: Unter Tel.: 0209/60507147 oder no.education@ruhrtiennale.de - Anmeldungen sind erwünscht.

Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

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