100 Mio. im Stadtwerke-Investitionstopf

Bis 2013 sollen die Windräder vor Borkum betriebsbereit sein. | Foto: Foto: Stadtwerke
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„Verlässliche Aussagen über die Entwicklung des Gaspreises zu machen, ist nicht möglich, da der Gasmarkt sehr unübersichtlich ist. Ob wir zum Ende des Jahres beim Strompreis die Erhöhung von 0,7 Cent je Kilowattstunde für die Erneuerbaren Energien auffangen, können wir jetzt noch nicht sagen“, erklärte Stadtwerke-Geschäftsführer Bernd Wilmert.

„Mittelfristig, bis 2014, wird der Strompreis um rund 70 Euro im Jahr steigen, auch um die Kosten für den Umstieg auf die Erneuerbaren Energien aufzubringen. Bei einem Haushalt mit einem Jahresverbrauch von rund 3.500 Kilowattstunden sind das etwa 5,50 Euro im Monat.“ Insgesamt setzten die Stadtwerke Bochum in den nächsten zwei bis vier Jahren einen Investitionstopf in Höhe von 100 Millionen Euro ein, mit dem über die Kooperationspartner Steag, Gelsenwasser und Trianel größere Projekte zur Erzeugung Erneuerbarer Energien anstoßen werden.
Regenerative Energieerzeugung ist für die Stadtwerke Bochum nicht erst seit der Katastrophe in Japan ein Thema. „Neben der Nutzung der Windenergie an der Nordsee, der Solarkraft in Süddeutschland oder auch der Wasserkraft in Österreich, treiben wir immer mehr Projekte in Bochum und dem mittleren Ruhrgebiet voran“, beschreibt Bernd Wilmert, Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum, das Engagement.
Die Stadtwerke Bochum beziehen die Strommengen ihrer Ökostromkunden von einem österreichischen Partner, der Verbund-Austrian Hydro Power AG. 84 Lauf- und 22 Speicherkraftwerke wandeln die natürliche Fließkraft des Wassers von Donau, Inn und Salzach mit Turbinen in elektrische Energie um. „Der dort erzeugte Ökostrom wird aus Österreich ins deutsche Stromnetz eingespeist. Physikalisch kommt der Strom zwar nicht in den Bochumer Steckdosen an, verdrängt jedoch die Atom- und Kohlestromanteile aus dem bundesweiten Strom-Mix“, erläutert Bernd Wilmert. Rund 9.200 Bochumer Haushalte haben sich bereits für den umweltfreundlichen Strom entschieden.
Die Stadtwerke Bochum versorgen bereits im dritten Jahr alle städtischen Gebäude, Straßenbeleuchtungen und Ampelanlagen der Stadt Bochum mit Ökostrom. Rund 62 Millionen Kilowattstunden (kWh) Ökostrom gaben im vergangenen Jahr dem öffentlichen Bochumer Leben die nötige Energie.
Als aktuelles Beispiel ist die erste Umsetzung eines regenerativen Energieerzeugungsprojektes aus den Mitteln des Bochumer KlimaBriefes zu nennen. Seit Ende der vergangenen Woche wandeln 309 Solarmodule auf Dächern der VBW-Wohnhäuser am Kreuzkamp in Altenbochum Sonnenenergie um. Die Anlagen sollen pro Jahr mehr als 60.000kWh Strom erzeugen. „Wir prüfen zurzeit weitere Projekte wie zum Beispiel die Wärmerückgewinnung aus Grubenwasser“, beschreibt Dietmar Spohn, Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum, die weiteren Möglichkeiten.
Seit Ende 2007 betreiben die Stadtwerke Bochum ein eigenes Solarkraftwerk im unterfränkischen Gnodstadt, nahe Nürnberg. Jedes Jahr produzieren dort Solarmodule auf einer Fläche von mehr als acht Fußballfeldern umweltfreundlichen Strom für über 450 Haushalte. Mit einer installierten Leistung von rund 70 Kilowattpeak produzierte die Photovoltaikanlage im ersten Betriebsjahr ganze 60.000 kWh Strom.
Nach dreijähriger Projektentwicklung waren die Hürden der Finanzkrise genommen und der Beschluss für den 1. Bauabschnitt zum Trianel Offshore Windpark Borkum West II gefällt. Noch in diesem Sommer werden die ersten Fundamente der Offshore-Windenergieanlagen, circa 45 Kilometer nördlich der Insel Borkum, auf dem Grund der südlichen Deutschen Bucht installiert. Zur Jahreswende 2012/2013 soll der Regelbetrieb des 200 Megawatt (MW) starken Windparks dann beginnen. Die Stadtwerke Bochum sind mit 37 MW an diesem Bauabschnitt beteiligt. Mehr als 42.000 Haushalte können mit dieser Strommenge ein Jahr lang versorgt werden.
Während der Bauphase des ersten Windparkfeldes laufen bei den Projektpartnern schon die Vorbereitungen für die zweite Ausbaustufe, bei der nochmals 40 Windräder der Fünf-Megawatt-Klasse entstehen sollen.
Auf dem Festland sammeln die Stadtwerke Bochum bereits seit 2009 positive Erfahrungen mit der Nutzung der Windenergie. Vor rund zwei Jahren kaufte der Bochumer Energieversorger in Bremerhaven vier Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 20 Megawatt.
„Unser Ziel, den Anteil der regenerativen Eigenerzeugung weiter auszubauen, ist klar definiert. Deshalb prüfen wir zurzeit diverse Beteiligungen an weiteren On- und Offshore-Projekten“, erklärt Dietmar Spohn, Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum. „Die Realisation hängt dabei stark von rechtlichen Rahmenbedingungen ab. Je nach Ausgestaltung des Windkraftanlagenerlasses könnten auch Brachflächen in NRW, die in Folge des Sturms Kyrill entstanden sind und nicht wieder aufgeforstet wurden, für die Windenergieerzeugung genutzt werden“, ergänzt Dietmar Spohn.
Das natürliche Gefälle der Ruhr treibt insgesamt sechs Turbinen an. Dem Beispiel des österreichischen Partners folgend, prüfen die Stadtwerke Bochum aktuell, ob die Stromproduktion an der Ruhr, zum Beispiel durch den Einsatz eines Laufwasserrades, ausgeweitet werden kann. Die Strömungsenergie des Wassers bietet enormes Potenzial, das die Stadtwerke in Zukunft stärker nutzen möchten.eur

Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

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