Ideen für Bochum: Markthalle, Science-Center, Online-Universität, Seilbahn und mehr

Markthalle Rotterdam, was man aus einer Markthalle machen kann | Foto: MVRDV Architekten
  • Markthalle Rotterdam, was man aus einer Markthalle machen kann
  • Foto: MVRDV Architekten
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Die Entwicklung einer Stadt lebt von neuen Ideen. Die Zukunft einer Stadt gestalten heißt neue Vorhaben zu entwickeln, die die Stadt von anderen abhebt. Vorhaben, die es so nur in unserer Stadt gibt, die zeigen, dass Bochum kreativ ist und der Wandel aktiv vorangetrieben wird.

So hat der Starlight-Express eine neue Perspektive für Bochum eröffnet, auch der schwarze Diamant am Bergbaumuseum und das Exzenter-Haus sind kleine sichtbare Zeichen, dass sich Bochum weiter entwickelt. Sie sind aber leider nicht Zeichen einer starken, vorwärts gewandten Entwicklung sondern vielmehr Ausnahmen, denen wie der Vermietungszustand des Exzenter-Hauses zeigt, die breite Basis fehlt.

Den Anspruch Ideen zu entwickeln stellen Politik und Verwaltung bisher leider nicht an sich. Man beschränkt sich darauf, das nachzumachen, was in den Nachbarstädten passiert oder versucht durch das wahllose Aufbauen von Kunstwerken den Anschein einer kreativen Stadt zu erwecken. So baut man ein Konzerthaus, weil Dortmund, Essen und Gelsenkirchen auch eines haben. Originell ist das nicht. Andere Städte können Vorbild sein, „nur Nachmachen“ ist dagegen keine zukunftsweisende Strategie.

Auch wird die Stadt nicht dadurch kreativ, dass in der Innenstadt die Eisenbahnbrücken zu „Kunstlichttoren“ umgewandelt werden, man vor dem städtischen Museum 5 Figuren aufbaut oder ein Detroitprojekt veranstaltet, zu dem relativ wahl- und ziellos irgendwelche Kunstprojekte aneinander gereiht werden, die irgendeinen, teilweise auffällig konstruierten Bezug zu Bochum haben. Da mögen die einzelnen Projekte durchaus künstlerisch anspruchs- und wertvoll sein, greifbare Ideen für die Stadtentwicklung resultieren daraus leider nicht.

Auch eine Pop-Akademie für 32 Studenten, die angeblich von Peter Maffay und Udo Lindenberg mitgeplant wurde, wovon Maffay zumindest nichts wusste, zeugt nicht von überbordendem Einfallsreichtum, eher vom Gegenteil: Musikalische Kreativität soll einer handvoll Studenten akademisch vermittelt werden.

Es fehlt in der Stadt an Kräften, die das Ziel und den Mut haben etwas Neues zu realisieren. Überhaupt fehlt es an Ideen, dem Willen und dem Klima sich auf diese einzulassen. Der Ideenwettbewerb Zukunft Metropole Ruhr, eigentlich eine gute Idee, findet in der Stadt kaum Beachtung, er findet fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Entsprechend mager sind die Ergebnisse. Einzig das C60 Collaboratorium denkt mal quer und präsentiert und visualisiert kreative Ideen zur Stadtentwicklung, wie z.B. den Vorschlag für einen neuen Campus in der Bochumer Innenstadt oder Urban Gardening.

Wir brauchen viele dieser Ideengeber, denn wir brauchen viele Ideen. Nicht alle lassen sich realisieren, nicht alle sind so gut wie sie vielleicht am Anfang scheinen. Von 100 Ideen, sind vielleicht nur 10 umsetzbar, vielleicht auch nur eine. Entsprechend viele Ideen und kreative Köpfe brauchen wir, damit aus den vielen Ideen ein paar vorzeigbare Vorhaben resultieren.

Auch die Politik sollte sich als Ideengeber verstehen. Aber da ist bisher wenig zu sehen und zu hören. Einige wenige Ideen liegen auf dem Tisch, ihre Machbarkeit, ist zu prüfen und ggf. eine Umsetzungsmöglichkeit zu entwickeln:

Die vom Autoren dieses Beitrags bereits 2012 vorgeschlagene Idee einer Markthalle findet sich mittlerweile auch in den Wahlprogrammen von SPD und CDU wieder. Ein guter Platz, eine interessante Architektur und das Vorhaben könnte großes Potenzial haben. Rotterdam zeigt was man aus dieser Idee machen kann (Markthalle Rotterdam). Dieser Vorschlag wäre für Bochum wohl eine Nummer zu groß, aber auch in einer kleineren Größe kann eine Markthalle zu einem spannenden, gestalterischen Anziehungspunkt in der Stadt werden.

Auch die Bebauung des Telekom- und Justiz-Geländes in der Innenstadt bietet vielfältige Möglichkeiten für eine Architektur, die sich von dem üblichen abhebt (Freitreppe am Husemannplatz). Der von der Stadt prämierte Entwurf ist dagegen relativ anspruchslos und beliebig. An dieser prominenten Stelle in der Innenstadt sollte die Stadt zeigen, dass sie etwas besonderes ist und sein will und sich nicht mit Mittelmaß zufrieden geben.

Ein markantes Zeichen des Wandels könnte die Einrichtung eines Science-Center auf dem Opelgelände sein, einer permanenten multimedialen technischen und naturwissenschaftlichen Ausstellung. Ein solches Exploratorium verfolgt das Ziel, den Besuchern durch eigenständiges und spielerisches Experimentieren technische und naturwissenschaftliche Zusammenhänge und Phänomene aus den Bereichen der Naturwissenschaften und/oder Technik nahe zu bringen. Ein Science-Center könnte der Ankerpunkt für weitere Unternehmensansiedlungen auf dem Opelgelände sein.

Eine weitere Idee für das Opel-Gelände ist die Ansiedlung einer internationalen Online-Universität. Studieren via Internet an einer Universität, die Vorlesungen online für Studierende in aller Welt anbietet. So etwas gibt es bereits in Harvard und Stanford, warum nicht in Bochum?

Um die Bochumer und Wattenscheider zu einem Einkauf in ihrem Stadtviertel zu bewegen und diese zu beleben, wurde die Bochum- und Wattenscheid-Karte vorgeschlagen. Wer mit der Karte in seinem Stadtviertel einkauft, bei denen bedanken sich die Kaufleute für ihre Treue mit besonderen Angebote, Rabatten oder Give-aways. Von Unternehmern, die bereits ähnliche Konzepte entwickelt haben, wurde bereits Interesse gezeigt, dass Konzept zunächst für Wattenscheid zu erproben.

Eine Seilbahn von der Bochumer Innenstadt zum Ruhrpark oder von der Uni über die Hochschule nach Langendreer bis zur S4 nach Dortmund. Ein innovatives Verkehrsmittel für eine innovative Stadt bei dem ein kostendeckender Betrieb möglich wäre. Der Seilbahnhersteller Doppelmayer hat sich bereits gemeldet und Interesse an einer Realisierung geäußert.

Das sind nur einige Ideen, es müssen viel mehr werden. Wir müssen unsere Stadt gestalten, nicht nur verwalten. Wir brauchen den Mut zum Querdenken. Ein offenes Klima, das neue Ideen fördert, nicht gleich totredet ist dafür Grundlage, aber auch der Anspruch an Politik und Verwaltung nach diesen Ideen zu suchen, zu helfen diese zu entwickeln und selbst Anstöße zu geben.

Volker Steude,
Die STADTGESTALTER - politisch aber parteilos

BoWäH - Bochum und Wattenscheid

Autor:

Dr. Volker Steude aus Bochum

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