Sparpläne: Nicht nur das Museum wackelt - Bochumer Bürgerforum: Vorschlagsliste wird intensiv diskutiert

Nur ein Gedankenspiel oder tatsächlich politisch gewollt? Die Schließung des Kunstmuseums wird in der aktuellen Spardebatte diskutiert. Doch noch weitere Einschnitte in die Bochumer Kulturszene sind möglich. Foto: Presseamt / Leitmann | Foto: Presseamt / Leitmann
  • Nur ein Gedankenspiel oder tatsächlich politisch gewollt? Die Schließung des Kunstmuseums wird in der aktuellen Spardebatte diskutiert. Doch noch weitere Einschnitte in die Bochumer Kulturszene sind möglich. Foto: Presseamt / Leitmann
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166 Einzelposten sind es, die schließlich zum Gesamtziel führen sollen: der Einsparung von 51,5 Mio. im städtischen Haushalt bis 2022. Unter www.bochumer-buergerforum.de sind sie detailliert aufgelistet und Bochumer Bürger aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen oder eigene Vorschläge zu machen. Allein 27 Punkte umfasst der Bereich Bildung und Kultur - und hier tobt eine hitzige Diskussion.

„Kleinvieh macht auch Mist“ - so lassen sich die Sparvorschläge der gemeinsamen Kommission von Verwaltung und Bezirksregierung zusammen fassen. Denn neben einigen „fetten“ Posten - wie der Schließung des Kunstmuseums, die auf einen Schlag 1,2 Mio. Euro in die Stadtkasse spülen würde, oder die Schließung von 16 Grund-und Föderschulen, die stolze 5,2 Mio. Euro einsparen würde - sind es vor allem kleinere Posten, die den Großteil der geplanten Einparungen ausmachen: 10.000 Euro könnten durch die Schließung der Stadtarchiv-Außenstelle in Wattenscheid eingespart werden, 65.000 Euro durch die Schließung des Schulmuseums, 85.000 Euro durch die Einstellung des Lieferdienstes von „Medienkisten“ der Stadtbücherei an Schulen und Kindergärtern. Würde das Schauspielhaus künftig wieder als städtisches Amt statt als „Anstalt öffentlichen Rechts“ geführt, brächte dies, so die Rechnung, 330.000 Euro.

Musikzentrum wird
diskutiert

Weiter auf der Sparliste: Zusätzlich Schließungstage in den Zweigstellen der Stadtbücherei (106.000 Euro) und Umzüge der Bücherei-Außenstellen in städtische Gebäude (ca. 260.000 Euro), Entgelterhöhungen bei Stadtbücherei (75.000 Euro) und Musikschule (zwei Stufen, jeweils 10%, insgesamt 367.000 Euro).

Teilweise scheinen die Sparvorschläge auch einander zu widersprechen, denn neben der radikalen Idee, das Kunstmuseum zu schließen und das Gebäude zu vermarkten, gibt es auch Sparvorschläge für den laufenden Betrieb - etwa durch eine Reduzierung der jährlichen Ausstellungen (30.000 Euro), der Einführung einer Videoüberwachung und der damit verbundenen Personaleinsparung (148.000) oder der Erhöhung der Eintrittspreise (50.000).
Auch an die Zuschüsse für die freie Kulturträger will man ran: um 10 Prozent sollen diese von derzeit 1,3 Mio. Euro sinken - macht 130.000 Euro Einsparungen pro Jahr. Dagegen macht die Freie Szene jetzt mobil - und wendet sich mit einem offenen Brief unter dem Titel „Hände weg von der Bochumer Kultur“ an alle Bürger (siehe Wortlaut unten). Sie fürchtet durch den Wegfall der Subventionen um den Bestand gerade kleiner Initiativen und Einrichtungen.Unterzeichnet haben diesen Aufruf Kulturschaffende der Freien Szene (Prinz-Regent-Theater, Rottstr5-Theater und Galerie, Literarische Gesellschaft, Macondo, Thealozzi, Bahnhof Langendreer, Fidena, Frank Goosen), aber auch Vertreter der kommunalen Kulturträger.

Wirft man einen Blick auf die Sparvorschläge, die im Online-Bürgerforum von den Bochumern im Bereich Bildung und Kultur gemacht werden, reichen diese von der Erhöhung der Eintrittspreise für Museen, Schauspielhaus und Symphoniker über die Anregung zu städteübergreifenden Kooperationen und die Nutzung von Synergie-Effekten bis hin zur Veräußerung von Kunstgegenständen.

Ein Posten taucht immer wieder auf, der in der Sparliste von Verwaltung und Bezirkregierung gar nicht genannt ist: das Musikzentrum, oft als „Konzerthaus“ bezeichnet. Die Forderung ist eindeutig: Die Stadt solle auf den Bau verzichten. Die Stimmen, die sich für das Neubauprojekt stark machen, bleiben auf dem Internet-Portal deutlich in der Minderheit. pe

Info

Noch bis zum 1. Februar können Bochumer Bürger mitreden: Auf dem Internet-Portal www.bochumer-bürgerforum.de oder per link unter www.bochum.de abstimmen, kommentieren und eigene Vorschläge machen.

Die Sparliste unfasst 166 Einzelposten, aufgeteilt in sechs Bereiche.

Am 4. Februar findet im RuhrCongress eine Bürgerkonferenz statt, auf der die Ergebnisse diskutiert werden. Wer mitmachen will, muss sich im Vorfeld auf der Internet-Seite anmelden.

Autor:

Petra Vesper aus Bochum

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