Angriffe auf Schiedsrichter
Aggressivität auf dem Fußballplatz nimmt zu

Karten werden nur im Notfall gezogen. Sie sollen die Spieler erst einmal verwarnen und ein Fehlverhalten anzeigen. | Foto: Jenny Musall
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In den vergangenen Wochen ist es im Kreis Bochum immer wieder zu Spielabbrüchen gekommen. Doch was motiviert angehende Schiedsrichter dennoch, selbst ein Match zu pfeifen und wie gehen sie mit der Situation um?

Im Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen e. V. werden Schiedsrichter gesucht. Das ist aufgrund der momentanen Situation nicht einfach. Denn es kommt immer wieder zu Spielabbrüchen, die unter Umständen im Krankenhaus enden.

Aggressivität auf dem Fußballplatz nimmt zu

„Wir kennen die Vereine, bei denen es knallt“, sagt Alexander S. (Name von der Redaktion geändert). Laut S. seien die anwesende Security keine große Hilfe, wenn es zum Äußersten kommt. „Oft ist es so, dass einer vom Verein mit Weste da steht und sich vorher ein, zwei Bier getrunken hat“, sagt S., der Übergriffe auf sich erlebt hat. „Eingreifen tun die nicht, weil sie sonst ihre eigenen Leute gegen sich aufbringen würden“, erklärt S.

Als der 30-Jährige vor mehr als zehn Jahren selbst die Prüfung zum Schiedsrichter abgelegt hat, war die Situation noch anders. „Ich weiß nicht, was Corona mit den Menschen gemacht hat. Aber Respektlosigkeit und Aggressivität auf dem Fußballplatz haben zugenommen“, sagt der Familienvater kopfschüttelnd.

Besonders brisant kann sich die Situation in der Kreisliga C entwickeln. Denn hier gibt es nur eine Person, die das Spiel leitet. Ab der Landesliga gibt es ein Team, das für einen ordentlichen Ablauf auf dem Platz sorgt. Zwischenfälle wie verbale oder körperliche Angriffe sind im Spielbericht notiert.

Nicht jeder Schiedsrichter ist betroffen

Ganz anders ist es bei Jan Herbrechter. Der Wittener ist seit 2009 Schiedsrichter und hat bisher noch keine Übergriffe erlebt. „Man kennt die Vereine und weiß, was einen erwartet“, sagt der 30-Jährige. „Rastet ein Spieler aus, wird er in der Regel vom Team zurückgezogen“, sagt Herbrechter, der das Hobby immer noch gerne ausübt.

„Man lernt Leute und Orte kennen, die man sonst nicht sieht“, schmunzelt Herbrechter. Er freue sich jedes Mal, wenn er zu einem Spiel kommt, bei dem der Verein seine Arbeit wertschätzt. Genauso ist es bei S. „Man unterhält sich nach dem Spiel noch mit den Spielern und Vereinsmitgliedern und hat Spaß“, sagt S.

Regelkenntnis im Fußball vermeidet Differenzen

Und doch gibt es Sportler, die das Hobby machen wollen. So hat sich Murat Ayvali entschlossen, selbst Schiedsrichter zu werden. „Ich konnte manche Entscheidungen nicht nachvollziehen. Deshalb habe ich mich bei dem Lehrgang angemeldet.“ Dem 41-Jährigen ist es wichtig, dass seine Mannschaft selbst die Regeln besser kennt.

„Wir sind ein türkischer Sportverein“, sagt Ayvali, der bei TSV Witten Trainer ist. Hier sieht der Wittener oftmals das Problem, dass das Temperament der Spieler falsch eingeschätzt wird. „Manchmal fehlt das interkulturelle Verständnis“, gibt Ayvali zu bedenken. Auch sein Verein hat Spiele ohne einen Unparteiischen gespielt, weil keiner das Spiel pfeifen wollte. Nun will er es besser machen, „Ich will mein Team in Sachen Regeln coachen“, erklärt Avyali. „Schiedsrichter müssen besser geschützt werden.“ Da sind sich alle einig. Eine Stellungnahme ist beim FLVW angefragt worden, doch diese ist nicht beantwortet worden.

Wer dennoch das Hobby Schiedsrichter ausüben möchte, kann sich auf der Webseite des FLVW für einen Lehrgang anmelden.

Autor:

Jenny Musall aus Bochum

Webseite von Jenny Musall
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