Vier Tore vor der Pause
„Wahnsinn!“ - Das sagen Reis, Gamboa und Co. zum historischen VfL-Sieg über Bayern

Bochumer Siegerpose: Thomas Reis und der VfL Bochum haben die Bayern mit 4:2 abgeschossen. | Foto: Andreas Molatta
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  • Bochumer Siegerpose: Thomas Reis und der VfL Bochum haben die Bayern mit 4:2 abgeschossen.
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Blau-weißer Feiertag anne Castroper Straße: Nach dem 4:2-Triumph über den FC Bayern verneigt sich Fußball-Deutschland vor dem VfL Bochum. Die Reaktionen nach dem Spiel reichen von „Wahnsinn“ bis „wundervoll“.

Freude solle diese Partie seinen Spielern machen, hat Thomas Reis vor der Partie gefordert. Dass seine Mannschaft den Auftrag des Trainers derart wörtlich nimmt, hatte wohl selbst er nicht erwartet. Aber wer in nur einer Halbzeit gegen den Rekordmeister gleich vier Tore schon bis zur Pause erzielt, der hat eben verdammt viel Spaß! Das war den Bayern zuletzt 1975 (!!!) passiert, als Eintracht Frankfurt gleich fünf Mal getroffen hatte.

"Haben den Kopf nicht in den Sand gesteckt"

Dabei hatte mit der Münchner Führung durch Lewandowski nach neun Minuten eigentlich alles so begonnen, wie es aus Bochumer Sicht gerade nicht sein sollte. „Die Mannschaft hat sich von dem frühen Gegentor nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das zeigt die sehr gute Entwicklung, die wir genommen haben“, durfte Thomas Reis allerdings nach Abpfiff zurecht feststellen. „Wir haben nicht den Kopf in den Sand gesteckt. Wir wollten unseren Plan weiter durchziehen und sind dann nach und nach besser ins Spiel reingekommen“, meinte Armel Bella-Kotchap. Das ist allerdings durchaus etwas untertrieben – denn statt nervös zu werden, zeigte der VfL sein Kämpferherz, blieb ruhig und konzentriert. Und nutzte mutig und entschlossen über seine schnellen Außenspieler die Schwächen in der Bayern-Abwehr und den insgesamt zu sorglosen Auftritt des Deutschen Meisters.

Erster Sieg seit 18 Jahren

18 Jahre lang hatte der VfL gegen die Bayern nicht mehr gewonnen. Der 1:0-Sieg aus dem Jahr 2004, als Peter Neururer als Trainer für die nötige Motivation und Peter Madsen für das Tor des Tages gesorgt hatten, war das letzte große Erfolgserlebnis. Schlimmer noch – im Hinspiel dieser Saison hatte es für die Reis-Truppe in München ein heftige 0:7-Klatsche gegeben. Und jetzt?

Jetzt zerlegte der VfL die großen Bayern in nur einer Halbzeit. Nach dem Ausgleich durch Christopher Antwi-Adjei (14.) mit seinem ersten Saisontor und dem Hand-Elfmeter von Jürgen Locadia (38.) – ebenfalls seine erstes Saisontor – erfasste die Fans ein erstes, noch ungläubiges Gefühl der Glückseligkeit. Dann setzten Cristian Gamboa (40.) - mit seinem ersten Bundesligator (!) - und  Gerrit Holtmann (44.) mit  Treffern Marke „Tor des Monats“ einen oben drauf. Drei Tore innerhalb von nur sechs Minuten, die das Ruhrstadion auch mit nur 8500 erlaubten Zuschauern endgültig erbeben ließen.

Sonntagstore zum Wahnsinn

„Natürlich haben die Sonntagstore dazu beigetragen, dass wir den Bayern den Spaß am Fußball genommen haben“ kommentierte Thomas Reis fast schon entschuldigend. Gamboa wurde deutlich euphorischer und traf damit genau den Gemütszustand von ganz Bochum: „Es war einfach ein Traum. Auch mein Tor war ein Traum für mich. Wir haben sehr gut gespielt, und das gegen die meiner Meinung nach beste Mannschaft der Welt. Wir haben drei Punkte gegen die Bayern geholt – Wahnsinn!“

Die drei Zähler blieben am Ende hochverdient im Ruhrpott, weil Bochum in der zweiten Halbzeit mit Glück, Geschick und ganz viel Herz und Leidenschaft den Vorsprung verteidigte. Den Bayern gelang nicht mehr als das 2:4 durch Lewandowski (75.), der Rest waren am Ende nur noch blau-weißer Jubel, in die Luft gereckte Fäuste und Gesichter der Freude auf dem Platz und auf den Rängen.
Bei Kapitän Anthony Losilla herrschte noch Minuten nach dem Abpfiff Fassungslosigkeit: „Der heutige Tag ist schwer zu realisieren. Es war einfach ein fantastischer Nachmittag für uns.“ Bella-Kotchap fand die ganze Teamleistung schlicht „wundervoll“. Torschütze Antwi-Adjei betonte zurecht, dass „wir extrem stolz auf uns sein können, dass wir das Spiel mit so viel Mut und Aggressivität angegangen sind. Dafür wurden wir belohnt. Hut ab vor der Leistung unserer Mannschaft!“

Graue Maus ganz groß

Gerrit Holtmann brachte die Gefühlslage rund um diesen VfL noch einmal auf den Punkt: „Vorm Spiel hieß es gefühlt, die Unbesiegbaren kommen und wir hätten kaum Chancen. Wir haben das komplette Gegenteil bewiesen. Die graue Maus war heute eine ganz große.“

Autor:

Dietmar Nolte aus Dortmund-West

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