Tierzählung" im Tierpark Bochum - Inventur im Wasser und auf dem Land

Kerstin Schulze & Judith Becker messen Tigerpython-Haut. | Foto: Tierpark Bochum
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Alle Jahre wieder zum Jahresbeginn ist es soweit: alle Tiere im Tierpark müssen zur Zählung "antreten" und zum Wiegen, Messen und Zählen still halten. Während dies bei größeren Säugern, Vögeln und Reptilien meistens ohne Komplikationen möglich ist, ist es bei manchen kleineren Tieren oder z.B. den Korallenfischen gar nicht so einfach. Hier hilft nur noch der eine oder andere Tierpflegertrick, damit nicht so mancher "Zählunwillige" durch die Maschen schwimmt oder kriecht! Insbesondere Jungtiere, die sich noch im Wachstum befinden, werden nach Möglichkeit auch gemessen oder gewogen.

Marina und Marinus, die beiden sechs- und siebenjährigen Schwarzspitzenriffhaie sind zurzeit 1,30 bzw. 1,20 Meter lang und werden noch etwa 50 Zentimeter zulegen, bis sie ausgewachsen sind. Das längste Tier im Tierpark ist ein Tigerpython, dessen Messung dieses Mal sehr einfach war. Pünktlich zur Inventur häutete sich die Riesenwürgeschlange. Die Schlangenhaut wies eine Länge von 4,60 Meter auf. Tigerpythons gehören zu den größten Schlangen der Welt und können eine Länge von bis zu 6 m und ein Gewicht von bis zu 90 Kilogramm erreichen.

Eher zu den Leichtgewichten zählt dagegen "Ernie", der "Hausvorstand" der Erdmännchengruppe. Er bringt mit 30 Zentimeter Körperlänge stolze 800 Gramm auf die Waage. "Zunächst zeigten unsere 'Erdmänner' keinerlei kooperatives Interesse an der Waage, aber kurze Zeit später posierten sie scheinbar stolz vor der Kamera." berichtete Lukas Gers, verantwortlicher Tierpfleger.

Besondere Sorgfalt erfordert das Zählen der Fische. Jens Stirnberg, zoologischer Abteilungsleiter, erläutert hierzu seine Technik: "Insbesondere Schwärme mit kleineren Arten werden in mehreren Durchgängen gezählt und bei auftretenden Abweichungen ein mittlerer Wert genommen". Ein anderes Hilfsmittel sind erstellte Fotografien von Fischschwärmen während der Fütterung, die zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe ausgezählt werden.

Bei den "high heels"-Flamingos wurde bei einem Kurzausflug im frisch gefallenen Schnee auch die Beinlänge unter die Lupe genommen. Sie betrug bei dem ausgewachsenen Exemplar auf dem Foto 51 Zentimeter.

Regelmäßige Tierinventuren sind nicht nur trockene Statistik, sondern stellen für mittel- und langfristige Planungen ein wichtiges Instrument im modernen Tiermanagement eines wissenschaftlich geführten Zoos dar. Dies gilt nicht nur für die Pflege des aktuellen Tierbestandes, sondern bildet auch die Basis für die Zusammenstellung zukünftiger Zuchtgruppen und für die Beteiligung an europaweiten Arterhaltungsprogrammen. Erfolgreiche Nachzuchten benötigen neben sehr guten tierflegerischen Kenntnissen und Erfahrungen zusätzlich solide Grunddaten, die u. a. aus eben jenen Inventurzahlen hervorgehen. So sind die Bruterfolge bei den Mönchsgeiern im Tierpark Bochum mit 75 Prozent sehr hoch, da 3 von 4 Eiablagen seit 2008 in einer erfolgreichen Aufzucht mündeten. Dieses ist die beste Mönchsgeiernachzucht in Deutschland und verläuft ähnlich erfolgreich wie in freier Wildbahn. Tierinventuren sind weiterhin ein unverzichtbares Hilfsmittel bei der Einbindung von neuen Tierarten in die Bildungskonzepte der Zooschule des Tierparks. Hierzu gehören neben dem Aufbau von Kleinsäugergruppen wie die äußerst populären Erdmännchen und Nasenbären auch die Bienenvölker, die seit dem Frühjahr 2012 das zoopädagogische Angebot erheblich erweitert haben.

Das Endergebnis der Zählarbeit soll nicht verschwiegen werden: am 14. Januar lebten 2930 Tiere in 300 Arten im Tierpark Bochum. Hierbei sind nicht die drei Bienenvölker berücksichtigt, die in den Wintermonaten aus ungefähr 30.000 Bienen bestehen.

Autor:

Ernst-Ulrich Roth aus Bochum

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