Alte Grabsteine versinken im Müll

Der ehemalige katholische Friedhof (links) und das Baugrundstück an der Karlstraße. Foto: Vera Demuth
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„Ich finde es fantastisch, dass die Grabsteine an Menschen erinnern, die schon vor 150 Jahren gestorben sind“, sagt Stadtanzeiger-Leser Karl Glowsky über den ehemaligen katholischen Friedhof an der Ecke Karl- und Bochumer Straße. Umso mehr stört er sich am ungepflegten Zustand der Grünanlage.

„Teppiche, Fernseher und Gartenmüll“ habe er im Gebüsch, das die Grünanlage vom Wideyweg trennt, entdeckt. Zudem macht Glowsky das Bauvorhaben auf dem angrenzenden Grundstück an der Karlstraße Sorge. „Wenn gebaut wird, findet man dann hier Knochen? Was passiert damit?“, fragt er sich und würde ein Entfernen der alten Grabsteine „als Frevel“ empfinden. „Ich möchte, dass die Eigentümer des Grundstücks sich Gedanken machen, ob es nicht eine Fürsorgepflicht für die Steine gibt“, sagt Glowsky.
Eigentümerin des ehemaligen Friedhofs ist die St. Lambertus-Gemeinde, die auch die Pflege des Grundstücks übernehme, so Pfarrer Winfried Grohsmann. Räum- und Streudienst fielen dort an, und auch um Laub und Bäume kümmere man sich. „Die Pflege der Grabsteine können wir aber nicht mehr leisten“, so Grohsmann.
„Fünf Prozent der Kirchensteuerzuweisung der Lambertus-Gemeinde fließen in das Grundstück“, weiß der katholische Pfarrer. Er bezweifelt jedoch, dass die Leute Verständnis dafür hätten, dass Kirchensteuern für die Pflege von Grünflächen verwendet würden.
Die Vermüllung der Grünanlage rückseitig des Wideywegs ist jedoch auch Winfried Grohsmann ein Dorn im Auge. Außerdem beklagt er, dass sich auf der Wiese ein Hundehaufen an den nächsten reihe. „Ich finde, es müsste eine saftige Strafe für Menschen geben, die alles vermüllen“, fordert er.
Der katholische Friedhof an der Karlstraße wurde um 1820 auf der Fläche der heutigen Grünanlage eingeweiht. Beerdigungen fanden dort bis zur Eröffnung des neuen Friedhofes an der Wittener Straße im Jahr 1867 statt. „Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Stadt das Gelände als Gartenland und Kartoffelfeld genutzt“, schildert Pfarrer Grohsmann die Historie.
Die St. Lambertus-Gemeinde habe schon öfter versucht, das Gelände zu vermarkten, und dieses Vorhaben sei auch heute noch aktuell, so Grohsmann. Bedenken wie Karl Glowsky, dass eine mögliche Bebauung die Totenruhe stören könnte, hat der Geistliche nicht. „Wenn Sie über den Lambertusplatz gehen, gehen Sie über Gräber. Kirchplätze sind fast immer Bestattungsplätze“, macht er deutlich.
Auch der geplanten Neubebauung auf dem direkt angrenzenden Gelände kann er etwas Positives abgewinnen. „Das Grundstück sieht schlimm aus. Durch eine Bebauung wird es doch eher pfleglicher“, so Grohsmann.
Von Seiten des Lünener Bauunternehmens Jaeger Hoch- und Tiefbau GmbH versichert man, dass der geplante Neubau den ehemaligen Friedhof nicht beeinträchtigen werde. „Die Grünanlage wird dadurch nicht betroffen. Es gibt eine klare Grundstücksgrenze“, heißt es. Sieben Eigentumswohnungen zwischen 78 und 129 Quadratmetern mit Terrasse, Balkon und Garage sollen entstehen. Schon etwa ein Jahr dauert die Bauplanung an. Noch verhandle man wegen der Zuwegung, doch sobald dies geklärt sei, sollen die Bauarbeiten starten.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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