Zuhören und helfen: DRK-Mitarbeiter betreuen die Flüchtlinge in der Großnotunterkunft

Haji Hamza (v.l.), Heidi Behrend und Ulrike Wallenburg von der Sozialbetreuung, Sascha Ahmann (Fahrdienst) und Barbara Grill (Verpflegung) gehören zu den DRK-Mitarbeitern, die sich um die Flüchtlinge in der Großnotunterkunft in Habinghorst kümmern.
  • Haji Hamza (v.l.), Heidi Behrend und Ulrike Wallenburg von der Sozialbetreuung, Sascha Ahmann (Fahrdienst) und Barbara Grill (Verpflegung) gehören zu den DRK-Mitarbeitern, die sich um die Flüchtlinge in der Großnotunterkunft in Habinghorst kümmern.
  • hochgeladen von Vera Demuth

Für aktuell etwa 370 Flüchtlinge ist die Großnotunterkunft an der B235 in Habinghorst derzeit ein Zuhause. Um ihre Betreuung kümmern sich 81 DRK-Mitarbeiter – eine Arbeit, die Belastbarkeit voraussetzt und nicht immer einfach ist, aber auch Freude bereitet.

„Es freut einen, wenn die Bewohner glücklich sind“, sagt Sozialbetreuer Maurice Sareika. Dafür reichten schon Kleinigkeiten, etwa „wenn sie Kleidung bekommen oder wenn man mit ihnen Tischtennis spielt oder kickert“.
Die Sozialbetreuer kümmern sich darum, dass die Flüchtlinge versorgt sind, helfen bei Fragen, wo man zum Beispiel einkaufen kann, veranstalten Freizeitangebote und übernehmen die Organisation bei An- und Abreise. Zudem machen sie einmal täglich eine Hygienekontrolle in den Zelten. „Wir gehen durch und schauen, ob alles in Ordnung und sauber ist. Wenn nicht, weisen wir darauf hin“, erläutert Teamleiterin Ulrike Wallenburg.

"Nur zuhören"

Bei ihrer Arbeit lernen die Betreuer die Bewohner durchaus kennen, denn hatte es ursprünglich geheißen, dass die Flüchtlinge die Unterkunft in der Regel nach drei Wochen wieder verlassen, dauert ihr Aufenthalt nun deutlich länger. „Manche suchen den Kontakt, andere weniger“, sagt Sozialbetreuerin Janina Linkies, und Wallenburg berichtet von dem Flüchtling, der erzählt habe, dass die Eltern erschossen worden seien und er nicht wisse, wo sein Bruder sei und wie es weitergehen solle. Wirklich machen können die Betreuer dann nichts. „Meist kann man nur zuhören, aber das ist es auch, was die meisten Bewohner wollen. Dass sie ihre Wut und Ängste loswerden können“, erzählt Sozialbetreuerin Heidi Behrend.
Dagegen bekämen die Mitarbeiter der medizinischen Betreuung von den Einzelschicksalen nicht so viel mit, erklärt Teamleiter Dirk Kirchwehm. „Nur wenn jemand etwa an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet.“ Dass die Flüchtlinge bei den Ärzten und Pflegern einfach mal ihr Herz ausschütten, ist nicht vorgesehen. „Dazu wenden sie sich an die Sozialbetreuung. Das ist strikt getrennt“, betont Kirchwehm. Stattdessen erledige man „alle Tätigkeiten wie in einer allgemeinmedizinischen Praxis“. Das Spektrum reicht von der Behandlung von Halsschmerzen bis zur Laboruntersuchung.

Gesprächspartner füreinander

Wenn die Sozialbetreuer aufgrund des Erlebten selbst mal jemanden zum Reden brauchen, sprechen sie miteinander. „Es gibt schon Momente, bei denen man einen Kloß im Hals hat“, sagt Wallenburg, und manchmal mache man sich auch zu Hause noch seine Gedanken.
Als Herausforderung für alle betrachtet es die Teamleiterin, dass man im Januar bei der Eröffnung der Unterkunft bei Null angefangen habe. „Die Strukturen mussten erst wachsen.“ Jetzt laufe es aber gut, auch wenn es natürlich mal Probleme gebe. „Das ist so, als ob man drei Wochen im Wohnmobil in Schottland unterwegs ist. Irgendwann kracht es dann.“ So beschwere sich mal ein Bewohner, weil ein anderer ihm die Jacke weggenommen oder nicht richtig sauber gemacht habe. „Dann versuchen wir, herauszubekommen, was passiert ist, und den Konflikt zu schlichten“, erklärt Wallenburg, wobei sie schon davon ausgeht, dass sie nicht immer die ganze Geschichte zu hören bekommt.

Lautes Verpflegungszelt

Belastbar müsse man sein, sagt Barbara Grill, Teamleitung Verpflegung, über die Arbeit in der Großnotunterkunft. 250 Mann fasst das Verpflegungszelt, und zu den Essenszeiten wird es laut. „Bei der Ausgabe ist es stressig, das ist Fließbandarbeit.“ Deswegen haben sich die Mitarbeiter draußen Bank und Sonnenschirm hingestellt, um zwischendurch eine Rückzugsmöglichkeit zu haben.
Morgens und abends bereitet das Team das Essen zu, mittags wird es von einem Caterer geliefert. Bei den Gerichten wird, soweit möglich, auf die Wünsche der Bewohner Rücksicht genommen. Kein Schwein, sondern Hähnchen und Lamm sowie viel Reis und viel Salat stehen auf dem Speiseplan. „Kritik gibt es immer wieder, aber wir versuchen, möglichst viele zufrieden zu stellen“, so Grill.
Zurzeit bereitet man sich bereits auf Ramadan vor. Der Fastenmonat beginnt am 6. Juni. „Dann wird der Caterer spät abends ein zweites warmes Gericht liefern, und die Küche hat bis Mitternacht geöffnet.“

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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