Notfallseelsorgerin Hannelore Flanz steht Menschen bei
Hilfe in der Not

Hannelore Flanz ist seit 2012 ehrenamtliche Notfallseelsorgerin. | Foto: Thiele
  • Hannelore Flanz ist seit 2012 ehrenamtliche Notfallseelsorgerin.
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Kein Anruf ist eine gute Nachricht. Denn Hannelore Flanz ist ehrenamtliche Notfallseelsorgerin, und wenn die Feuerwehr bei ihr anruft, bedeutet das, dass es einen Todesfall gab. Dann betreut die 65-jährige Castrop-Rauxelerin Hinterbliebene und kümmert sich darum, dass Angehörige kommen, „damit jemand da ist, wenn ich wieder gehe“.

Seit 2012 ist Hannelore Flanz als Notfallseelsorgerin in Castrop-Rauxel und Herne tätig. Zuvor absolvierte sie eine einjährige Ausbildung des Evangelischen Kirchenkreises Herne/Castrop-Rauxel. Den Entschluss dazu fasste sie, als sie noch an der Pforte des Evangelischen Krankenhauses arbeitete und erlebte, dass die Feuerwehr dort anrief, der Pastor aber nicht zu erreichen war.
Zweimal 24 Stunden pro Monat hat die heutige Rentnerin Rufbereitschaft. Wie oft sie von der Feuerwehr alarmiert wird, variiert. „Manchmal sechsmal im Jahr, manchmal dreimal und in einem Jahr nur einmal.“

Häusliche Todesfälle

Die häufigsten Einsätze betreffen häusliche Todesfälle. „Es ist wichtig, dass sich die Angehörigen von dem Verstorbenen verabschieden können, bevor der Bestatter kommt“, schildert Flanz eine ihrer Aufgaben. Ist die Kripo vor Ort, weil die Todesursache ungeklärt ist, könne dies die Familie verunsichern. „Dann ist es gut, wenn jemand da ist, der es erklären kann.“
Bei ihrem ersten Einsatz sei sie unglaublich aufgeregt gewesen, erinnert sich Hannelore Flanz. Doch als sie merkte, dass sie das, was sie in der Ausbildung gelernt hatte, abrufen konnte, habe ihr dies Sicherheit gegeben. „Ich bin beim Einsatz ganz konzentriert. Da ist kein Raum für Nervosität.“
Ungerührt lässt sie ihr Ehrenamt deswegen nicht. Vor allem wenn Kinder oder Jugendliche ums Leben kommen, „merke ich, dass ich das nicht einfach abschütteln kann“. Schon mehrfach begleitete sie die Polizei, wenn diese Eltern mitteilen musste, dass sich ihr Kind suizidiert hat. Dann bleibt sie da, versucht, die Hinterbliebenen zu stabilisieren, und sorgt dafür, dass Angehörige oder Freunde kommen.

„Mir kommen auch die Tränen, weil es so schrecklich ist.“

„Mir kommen auch die Tränen, weil es so schrecklich ist“, sagt Flanz über einige ihrer Einsätze. Bevor sie sich anschließend wieder bei der Feuerwehr bereit meldet, setzt sie sich zu Hause hin, um zur Ruhe zu kommen. „Oft bete ich auch.“
Um mit solchen Situationen umzugehen, sind Notfallseelsorger verpflichtet, sechsmal im Jahr an einer Supervision teilzunehmen. Außerdem können sie sich an ihre Kollegen oder den Ausbildungsleiter wenden.
Hannelore Flanz ist aber nicht nur im Einsatz, nachdem bereits etwas passiert ist. Zusammen mit der Polizei besucht sie im Rahmen des Projekts „Crashkurs NRW“ weiterführende Schulen. Wenn die Polizei zur Prävention Bilder von Autounfällen zeigt, „sind da immer Jugendliche, die betreut werden müssen, weil ein Angehöriger verstorben ist und sie es nicht verarbeitet haben“, erläutert die 65-Jährige.

Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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