Erinnern und Zeichen setzen in Dinslaken
Gedenkfeier am Leiterwagen-Mahnmal

„Wir müssen als Gesellschaft noch enger zusammenrücken, um zu spüren, dass wir stark sind gegen die, die Freiheit und Demokratie gefährden“, so Bürgermeisterin Michaela Eislöffel. | Foto: Ruth Levin
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  • „Wir müssen als Gesellschaft noch enger zusammenrücken, um zu spüren, dass wir stark sind gegen die, die Freiheit und Demokratie gefährden“, so Bürgermeisterin Michaela Eislöffel.
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Bei der diesjährigen Gedenkfeier am Leiterwagen-Mahnmal am Dinslakener Rathaus am 10. November thematisierten die Redner vor allem eines: es ist wichtig, sich zu erinnern und Zeichen zu setzen – öffentlich, aber auch im eigenen persönlichen Umfeld. „Gerade heute, wo Rassismus, Antisemitismus und Hass im Internet unter dem Label der Meinungsfreiheit wieder offen geäußert werden, ist es wichtig nicht zu schweigen, sondern ein Zeichen zu setzen“ betonte Superintendent David Bongartz im Namen des Ev. Kirchenkreises Dinslaken. „Und wir setzen dagegen die Botschaft von Gnade und Frieden“ so Bongartz weiter.

Und dass David Geballe, Oberrabbiner der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen, an der Gedenkfeier am Leiterwagen teilnahm und mit allen Anwesenden gemeinsam betete, sah Bongartz als ein solches Hoffnungszeichen. Geballe sprach ein Gebet zunächst in hebräischer, dann in deutscher Sprache. Er erinnerte an die Opfer der Nationalsozialisten, die verfolgt, getötet, verschleppt und misshandelt wurden und bat um Frieden für ihre Seelen.

Das jüdische Waisenhaus vor 84 Jahren
„Das, was im jüdischen Waisenhaus vor 84 Jahren geschah ist unsere Geschichte hier in Dinslaken und es ist gut, dass sich Menschen dieser Geschichte angenommen haben, dass dieses Mahnmal entstand und jedes Jahr hier Menschen zusammen kommen und sich erinnern“ so die Dinslakener Bürgermeisterin Michaela Eislöffel in ihrer Ansprache. Sie mahnte: „Wir müssen als Gesellschaft noch enger zusammenrücken, um zu spüren, dass wir stark sind gegen die, die Freiheit und Demokratie gefährden.“

Erinnerungen von Yitzhak Sophonie Herz
Diese Dinslakener Geschichte rund um das jüdische Waisenhaus im November 1938 ließ Jan Zechel, Pfarrer der Kirchengemeinde Dinslaken, noch einmal sehr eindrücklich lebendig werden. Er las aus den Erinnerungen von Yitzhak Sophonie Herz, einem 23-jährigen Erzieher, der zur Zeit der Reichspogromnacht im jüdischen Waisenhaus Dienst hatte. Die Erzählung machte deutlich: weder die Polizei noch die Bevölkerung schützte damals die Kinder. Im Gegenteil. Viele, die vorher noch selbstverständlich Kontakt hatten mit dem Waisenhaus schauten teilnahmslos zu, als das Waisenhaus zerstört wurde und die Kinder flankiert von Polizei und SA durch die Innenstadt getrieben wurden.

Jüdische Publizistin Hannah Ahrendt
Und so passte es nur zu gut, dass Zechel zum Ende der Feierstunde die jüdische Publizistin Hannah Ahrendt zu Wort kommen ließ, die die Erfahrung en im Nationalsozialismus kommentierte mit den Worten: „Dass die Nazis uns verfolgten und schlugen, damit hatten wir gerechnet. Das Schlimmste aber war, dass sich auch unsere Freunde von uns abgewandt haben.“

Abschließend sprach Hanna Maas, Pfarrerin in Hünxe, Fürbitten und legte dabei am Mahnmal neben den Namen der jüdischen Waisenkinder Steine ab.

Autor:

Lokalkompass Dinslaken-Voerde-Hünxe aus Dinslaken

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