Abschied vom Vorsitz
Ursula Wirtz wird weiter in der Schutzgemeinschaft Fluglärm aktiv sein

Oft geht ihr Blick nach oben, in Richtung der Flugzeuge: Ursula Wirtz hat sich aus dem Vorsitz der Schutzgemeinschaft Fluglärm zurückgezogen. | Foto: Schmitz
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  • Oft geht ihr Blick nach oben, in Richtung der Flugzeuge: Ursula Wirtz hat sich aus dem Vorsitz der Schutzgemeinschaft Fluglärm zurückgezogen.
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Nach 29 Jahren ist Schluss – zumindest in vorderster Front: Ursula Wirtz hat den Vorsitz der Schutzgemeinschaft Fluglärm abgegeben. Auf sie verzichten muss die Gruppe aber nicht.

Der Abschied vom Vorsitz der Schutzgemeinschaft (SG) Fluglärm im Melanchton-Gemeindehaus in Unna-Massen war für Ursula Wirtz emotional und überwältigend, sagt Ursula Wirtz im Wohnzimmer ihres Reihenhauses in Wickede. „Meine Kollegen haben sich einiges einfallen lassen.“ Neben einem Blumenstrauß gab es unter anderem auch einen Gutschein für einen Wochenendtrip für sie und ihren Mann. Vermutlich geht es nach Hamburg, wo sie ihre Wurzeln hat – „Aber nicht mit dem Flugzeug“, sagt die bald 77-Jährige schmunzelnd.

Neuer Vorsitzender der Schutzgemeinschaft ist Mario Krüger, früherer Grünen-Fraktionssprecher. In Zukunft wird es weitere Felder geben, um die sich die Gemeinschaft kümmern muss, so Ursula Wirtz. Dazu gehöre neben dem Fluglärm auch die Feinstaubbelastung durch die Flugzeuge. „Der Flugverkehr wurde ja inzwischen in die Klimadebatte aufgenommen. Dazu gehört auch die Forderung, Flüge unter 500 Kilometern zu verbieten. Umweltverbände haben das schon vor 20 Jahren gefordert. Dortmund betrifft das nicht so sehr, da es ja nur eine Verbindung nach München gibt.“ Die Schutzgemeinschaft werde die Bevölkerung weiter aufklären.

Die SG gibt es seit 45 Jahren. 1967 bildete sich erster Widerstand, als an der Chaussee Wohnhäuser für den Ausbau des Flughafens weichen sollten. 53 wurden es schließlich. 1974 wurde die Bürgerinitiative zu einem Verein. „Mein Mann Werner ist dann sofort eingetreten, ich erst zehn Jahre später“, erinnert sich Ursula Wirtz. Ziemlich schnell wurde sie Kassenprüferin. 1986 wurde sie stellvertretende Vorsitzende und 1990 erste Vorsitzende. Als „drei Jahrzehnte der Salamitaktik des weiteren Ausbaus“ bezeichnet Ursula Wirtz die Strategie des Flughafens. Die Jahrzehnte möchte sie aber nicht missen: „Sie waren reich an Erfahrungen.“ Weggefährten waren neben vielen Mitgliedern auch die evangelische Kirchengemeinde Massen und die Stadt Unna.

1988 gab es vor der Kommunalwahl das Versprechen, dass der Flughafen nicht ausgebaut werde. „Das hat nicht lange gehalten“, so Ursula Wirtz. Im Gespräch waren auch drei Haltestellen für den Nahverkehr und der Metro Rapid als Zubringer Mit großem Rückhalt aus Bevölkerung und Politik wurde gegen die 2000-Meter-Bahn gekämpft, die Ende der 1990er-Jahre kam. „Den Kampf haben wir leider verloren“, bedauert Ursula Wirtz.

Auch um längere Betriebszeiten und die Zulassung größerer Flugzeuge ging es. Ein Problem dabei war das sogenannte Wirbelschleppen: „Wenn ein Flugzeug übe rein Haus fliegt, können noch deutlich später durch Verwirbelungen Dachpfannen fliegen“, gibt Ursula Wirtz ein Beispiel. An einer Schule ist dies sogar passiert. „Zum Glück war grad schulfrei.“ Beim Nachtflugverbot konnten sie erreichen, dass im Sinne der Anwohner nachgebessert werden musste. Auch die Anzahl der Flüge wurde reduziert. Das Verfahren läuft aber noch. „Dieses Jahr wird es nicht mehr zu einer Entscheidung kommen“, ist sich Ursula Wirtz sicher.

Mittlerweile hat die SG etwa 1200. Zwischenzeitlich waren es sogar 1600: „Als vor 13 Jahren die Pläne für eine Verlängerung der Landebahn auf 2800 Meter aufkamen, haben sich unsere Mitgliederzahlen verdoppelt“, so die ehemalige Vorsitzende. „Leider gibt es weiterhin eine Berechtigung für den Verein“, bedauert Ursula Wirtz.

In Zukunft wird sie mehr Zeit für ihren Garten haben, wie sie sagt. „Ich bin eine Natur- und Blumenfreundin.“ Auch zum Lesen wird sie nun mehr Gelegenheit haben. „An Pflanzen und Büchern kann ich schwer vorbeigehen“, sagt sie schmunzelnd. Der Schutzgemeinschaft bleibt sie aber weiter verbunden. „In welcher Form, wird sich noch zeigen“, sagt sie.

Eine ungewöhnliche Tradition pflegt die SG seit einigen Jahren: Sie übernimmt seit fünf Jahren die Patenschaft für die Protestschweine im Dortmunder Zoo. Eber Herbert und Sau Kira und ihre sechs Ferkel werden von der SG mit einer Gemüsespende unterstützt.

Autor:

Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost

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