Kunstausstellung im Dortmunder U
Auf der Suche nach ... Afrika

Studio Nyali - A House for a God. 
EFIE. The Museum as Home. - 
Dortmund, Museum Ostwall, 10. Dezember 2021 bis 6. März 2022 | Foto: Vera Kriebel, 8.12.2021
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  • Studio Nyali - A House for a God.
    EFIE. The Museum as Home. -
    Dortmund, Museum Ostwall, 10. Dezember 2021 bis 6. März 2022
  • Foto: Vera Kriebel, 8.12.2021
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  • 6. Februar 2022: Familiensonntag im Dortmunder U, 12-17 Uhr, mit Ghana Fashion-Kunstworkshop auf Ebene 2 - modische Kopftücher, Halstücher und Armbänder gestalten. Auf Ebene 5 Lesung des Kinderbuchautors Patrick Addai.
    Eintritt in die Ausstellung EFIE nicht kostenlos! Kostenlose Führung, Ebene 6, 14 Uhr. 
    Community Walk, 14.00 Uhr - 16.00 Uhr, Tour durch lokale Kunst- und Kulturzentren.

EFIE heißt "Zuhause" oder "Heim".
Was für eine Ausstellung ist "Efie"?
Eine Annäherung an die eigene Kultur, eine Dokumentation, eine Aufarbeitung der Kolonialgeschichte, von Auseinandersetzung mit Gewalt an Frauen, eine Ausstellung mit zeitgenössischer ghanaischer Kunst, ein Ansatz, Kunst aus dem Museum zum Menschen zu bringen.

Es sind große Inhalte, die "Efie. The Museum as Home" bearbeiten will.

Fufuzela - Kunst für alle

Kunst soll aus den europäisch geprägten Museum zu den Menschen gehen. Das ist an sich nicht so schrecklich neu. Es gibt Kunst im öffentlichen Raum. Kunstinstallationen und Performances in Fußgängerzonen und auf Plätzen. Auch in Europa.

Die Kuratorin von "EFIE", Nana Oforiatta Ayim, eine schillernde ghanaische Weltbürgerin, nimmt mit ihrem "The Mobile Museum" das Konzept der Fufuzela des Architekten DK Osseo-Asare auf: Kunst wird in die Wohnviertel, zu den Festivals, auf die Märkte gebracht und nicht in geschlossenen Gebäuden, sondern in luftigen, offenen Strukturen präsentiert, eben den "Fufuzelas", einer Erfindung von Osseo-Assare, die anfangs aus Bambusstäben, heute aus Metallkonstruktionen konstruiert sind. Fufuzelas sind nicht nur von überall einsehbar, sondern auch für jedermann zugänglich.

Museumsbefreiung

Ghanaische Kunst lag lange Zeit als ethnologisch interessantes Kunsthandwerksobjekt in europäischen Museen, verstaubte in ihren Kellergewölben: Ein Klassiker der afrikanischen Wieder-Selbstfindung ist der Film "You hide me" von Nii Kwate Owoo aus dem Jahr 1970, der auch in EFIE zu sehen ist. Kwate Nii Owoo filmte einen Tag lang in den Kellerdepots des Londoner British Museum, filmte Tausende afrikanische Kunstwerke, die dort lagerten, viele davon waren niemals ausgestellt worden.

Kunst nach Hause holen

"Die Europäer, die Missionare erzählten uns einerseits, dass unsere Trommeln und religiösen Figuren "schlecht" waren, dass wir sie vernichten sollten – andererseits sammelten sie die Kunstwerke und trugen sie in die europäischen Sammlungen und Museen", so EFIE-Kuratorin Nana Oforiatta Ayim. "Für uns aber sind diese Kunstwerke nicht irgendwelche Ausstellungsstücke, sondern oft belebt, hatten und haben spirituelle Bedeutung." (Etwas, was nicht nur afrikanischer Kunst vorbehalten ist: Ein Gefäß der christlichen Liturgie ist geweiht und beinhaltet für manche Gläubigen das Blut Christie; ein blaues Bild von Yves Klein ist nicht einfach eine blaue Fläche ...)

"EFIE" versteht sich also auch als Ausdruck und Instrument für die Forderung nach Restitution der nach Europa verschleppten Kunstwerke. Ein paar davon werden – als Leihgaben deutscher ethnologischer Sammlungen – ausgestellt, sorgsam in Vitrinen, darunter wunderschöne Amulett-Miniaturen und eine traditionelle Ntan-Trommel.

EFIE. The Museum as Home. - 
Dortmund, Museum Ostwall, 10. Dezember 2021 bis 6. März 2022 | Foto: Vera Kriebel, 8.12.2021
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    Dortmund, Museum Ostwall, 10. Dezember 2021 bis 6. März 2022
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Afrikanische kulturelle Selbstfindung und Kunstausdruck

Zwischendrin hängen Kunstwerke zeitgenössischer Künstler an den Wänden, füllen Räume, laufen Dokumentationen zur Gewalt an ghanaischen Frauen, gibt es in Nischen Virtual Reality Installationen oder werden in den Fufuzelas aktuelle Kunstwerke und Ideen zu offenen Ausstellungsräumen präsentiert.
Na Chainkua Reindorfs schimmernde, fein gemusterte Wandbilder sind gefällig, aber irgendwie auch belanglos. Die königlichen Schirme von Rita Mawuena Benissan wirken so offenherzig und klischeehaft afrikanisch, dass sie einfach nur wie pittoreske Exotismen aussehen - auch wenn sie mit "Mo Apiafo" (power onto you) bestickt sind. Der Film von Kuukua Eshun – selbst eine schillernde Figur der ghanaischen Kunst- und Kulturszene - zu Missbrauch und Gewalt an Frauen ist ... ja, beeindruckend.

El Anatsui (*1944) ist seit Jahrzehnten ein Superstar der afrikanischen Kunstszene. Im Westen stehen seine Wandbehänge für Afrika. Ihm war beispielsweise in München 2019 die großartige Ausstellung "El Anatsui. Triumphant Scale" gewidmet, wundervolle riesige Wandmosaike oder wallende Skulpturen aus Konsumbehältern, zerdrückten Verschlüssen, "gelber" Recyclingmüll zusammengefügt zu schwebenden, wallenden, verwehten, gefalteten Wandteppichen. In EFIE ist er mit "Sovereignity" vertreten: ein gigantischer Wandbehang aus zerquetschten Kronenkorken in den geographischen Umrissen Ghanas.

El Anatsui - Sovereignty
EFIE. The Museum as Home. - 
Dortmund, Museum Ostwall, 10. Dezember 2021 bis 6. März 2022
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  • El Anatsui - Sovereignty
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    Dortmund, Museum Ostwall, 10. Dezember 2021 bis 6. März 2022
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Afrikanische Muster

Was für eine Ausstellung also ist "EFIE"? Sie ist ein Teil der Partnerschaft zwischen Ghana und dem Land NRW. Sie unterstützt die afrikanischen Stimmen in der Welt. Sie ist jedenfalls eine mit großen Ideen und Visionen.
Aber die zerfleddern sich irgendwo zwischen den Fufuzelas und Räumen. Die Fragestellungen dahinter sind interessant, spannend, teilweise universal – die Ausstellung selbst aber bleibt blass und die Präsentation ist merkwürdig traditionell, provinziell und uninspiriert .
Warum zum Beispiel finden wir "EFIE" nicht auf dem Weihnachtsmarkt in einer der großen Hütten oder warum werden die Kunstwerke in den Fufuzelas nicht im Sommer draußen auf dem Friedensplatz vor dem Rathaus oder auf dem Platz vor dem Dortmunder U gezeigt?

 

Infos zu "EFIE: The Museum as Home. Kunst aus Ghana"

  • Sonntag, 6. Februar 2022: Familiensonntag im Dortmunder U, 12-17 Uhr, mit Ghana Fashion-Kunstworkshop, Lesung des Kinderbuchautors Patrick Addai und Führung (Eintritt nicht kostenlos) .
  • Sonntag, 06.02.2022 + 13.02.2022: Community Walk, 14.00 Uhr - 16.00 Uhr, Tour durch lokale Kunst- und Kulturzentren. 
  • Laufzeit: 10. Dezember 2021 bis 6. März 2022
  • Dortmunder U (Ebene 6)
  • Tickets: 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. Kinder bis 6 Jahren frei
  • Öffnungszeiten: Di, Mi, Sa, So und an Feiertagen: 11 bis 18 Uhr, Do und Fr: 11 bis 20 Uhr
  • Tolles Rahmenprogramm: 06.02.2022 und 6. März 2022 - an den Familiensonntagen im Dortmunder U kostenlose Führungen und Workshops.
  • Infos "Efie" im Web
Autor:

Vera Kriebel aus Dortmund-West

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