Verschlechterte Wirtschaftslage
Negative Beschäftigungspläne – Investitionsentscheidungen für Ausland: "Zwei Drittel der Unternehmen sehen schlechtere Standortbedingungen“

Die Konjunktur in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie hat sich im zweiten Halbjahr 2023 verschlechtert, eine Besserung ist nicht in Sicht. Produktions-, Investitions- und Beschäftigungspläne im Inland sind per Saldo negativ. Das ist das Ergebnis unserer aktuellen Konjunkturumfrage, an der sich 265 bayme vbm Mitgliedsunternehmen mit insgesamt 392.000 Beschäftigten beteiligt haben. | Foto: baymevbm
  • Die Konjunktur in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie hat sich im zweiten Halbjahr 2023 verschlechtert, eine Besserung ist nicht in Sicht. Produktions-, Investitions- und Beschäftigungspläne im Inland sind per Saldo negativ. Das ist das Ergebnis unserer aktuellen Konjunkturumfrage, an der sich 265 bayme vbm Mitgliedsunternehmen mit insgesamt 392.000 Beschäftigten beteiligt haben.
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Die Lage in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (M+E) hat sich im zweiten Halbjahr 2023 verschlechtert, die Erwartungen für die kommenden Monate und die Beschäftigungspläne der Unternehmen sind negativ. Zudem kommen immer weniger Aufträge hinzu. Das lässt die Geschäftserwartungen der Unternehmen per Saldo ins Minus rutschen. "Die schwelende Haushaltskrise, hohe Kosten, insbesondere bei Energie und Arbeit sowie die überbordende Bürokratie verunsichern die Unternehmen. Die Folge: Die Schere zu Gunsten der Auslandsstandorte öffnet sich weiter, vor allem Inlandsinvestitionen gehen zunehmend verloren. Wir brauchen dringend eine verlässliche Standortpolitik, um eine De-Industrialisierung zu verhindern", erklärte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm zur aktuellen Umfrage unter ihren Mitgliedsunternehmen, die heute in München vorgestellt wurde.

Laut Umfrage hat sich die aktuelle Geschäftslage erheblich eingetrübt, nur noch ein knappes Viertel der Unternehmen bewertet diese als gut. Die Salden haben sich seit Sommer mehr als halbiert und liegen für das Inlandsgeschäft bei -6,2 Punkten und im Auslandgeschäft bei -6,9 Punkten. Auch die Erwartungen für das kommende Jahr verharren im negativen Bereich. Für das Inlandsgeschäft liegen sie bei -25,8 Punkten und für das Auslandsgeschäft bei -3,7 Punkten.

Die zunehmende Verunsicherung über die Standortbedingungen hat zu einem Auseinanderdriften von Inlands- und Auslandsproduktion geführt. Während erstere im Saldo von +11,4 auf -7,6 Punkte fiel, stieg letztere weiter an und liegt im Saldo bei +38 Punkten. "Die Produktion wird aufgrund eines besser als erwarteten Abbaus aufgestauter Aufträge rund drei Prozent über dem Vorjahr liegen. Für das kommende Jahr rechnen wir mit einer Stagnation", prognostiziert Brossardt.

Die Investitionspläne der M+E Unternehmen sind weiter gesunken und liegen tiefer im negativen Bereich. Nur noch 13 Prozent wollen die Investitionen in den kommenden Monaten erhöhen. "Große Sorge bereitet uns, dass nur noch 14 Prozent davon auf Erweiterungen entfallen. Niedriger lag der Wert zuletzt zur Finanzkrise 2009. Zeitgleich steigen die Rationalisierungsinvestitionen und die Innovationsinvestitionen sinken. Das ist ein gefährlicher Mix für unsern Standort. Sollten sich die Rahmenbedingungen nicht zügig verbessern und die Politik für Planungssicherheit und Stabilität sorgen, befürchten wir eine zunehmende De-Industrialisierung", sorgt sich Brossardt und ergänzt: "Jedes zweite Unternehmen will im Ausland investieren, im Inland ist es nur jedes siebte."

Laut Umfrage geben zwei Drittel der Unternehmen an, dass sich in den letzten 24 Monaten die Standortbedingungen verschlechtert haben. Knapp jedes fünfte Unternehmen, das über verschlechterte Standortbedingungen berichtet, hat bereits Wertschöpfung ins Ausland verlagert. Weitere 47,5 Prozent planen dies. "Wir verlieren zunehmend Investitionen und Wertschöpfung an das Ausland. Bei 68 Prozent der Unternehmen hat das negative Auswirkungen auf die inländischen Investitionstätigkeiten", erklärt Brossardt. Betroffen sind vor allem Neuinvestitionen: 74 Prozent der Unternehmen reduzieren diese angesichts der Standortbedingungen, 18 Prozent unterlassen sie komplett.

Die Beschäftigungspläne der M+E Unternehmen sind trotz des weiterhin bestehenden massiven Arbeitskräfte- und Fachkräftemangels negativ. Der Saldo fiel seit Sommer von +14,2 auf -5,1 Punkte. "Bis Jahresende werden die Unternehmen rund 11.000 Stellen geschaffen haben. Im kommenden Jahr erwarten wir einen Rückgang der Beschäftigung um rund 5.000 Personen, so dass zum Jahresende 2024 gut 873.000 Personen in der M+E Industrie beschäftigt sind", berichtet Brossardt und fügt hinzu: "Die De-Industrialisierung wirft ihre Schatten voraus. Steuern wir nicht um, werden wir einen Anstieg der Arbeitslosigkeit erleben."

Link zur Auswertung: www.baymevbm.de/konjunkturumfrage

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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