Unterwegs in Düsseldorf
Szenen einer Ehe: Das Denkmal für Robert und Clara Schumann am Ratinger Tor

Das Denkmal "A dance à deux" (Ein Tanz zu Zweit) wurde vor dem südlichen Torbau des Ratinger Tors aufgestellt.  | Foto: ©Margot Klütsch
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  • Das Denkmal "A dance à deux" (Ein Tanz zu Zweit) wurde vor dem südlichen Torbau des Ratinger Tors aufgestellt.
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Vor wenigen Tagen gab Bruni Rentzing einen Hinweis auf das neue von Markus Lüpertz geschaffene Schumann-Denkmal in Düsseldorf, vielen Dank dafür (mehr dazu HIER)! Ich hatte mich gleich vor Ort umgesehen und möchte hier ein paar zusätzliche Eindrücke und Erläuterungen geben.

Szenen einer Ehe
Sie waren das romantische Paar schlechthin: Der Komponist Robert Schumann (1810 - 1856) und seine Frau Clara, geborene Wieck (1819 - 1896). Der berühmte Komponist und die virtuose Klavierspielerin, die selbst auch komponierte, setzten ihre Heirat gegen den Willen von Claras Vater durch.

Das romantische Paar: Das Bronze-Doppelporträt von Robert und Clara Schumann ist ein Abguss des Tondos von Ernst Rietschel (1846) am Schumann-Haus auf der Bilker Straße 15.
  • Das romantische Paar: Das Bronze-Doppelporträt von Robert und Clara Schumann ist ein Abguss des Tondos von Ernst Rietschel (1846) am Schumann-Haus auf der Bilker Straße 15.
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Eine starke Frau
Sie bekamen acht Kinder und lebten seit 1850 in Düsseldorf. Hier wurden die beiden jüngsten Kinder geboren. Robert hatte eine Anstellung als Städtischer Musikdirektor bekommen, doch es nahm kein gutes Ende. 1854 stürzte sich der psychisch kranke, wahrscheinlich manisch-depressive Komponist in den Rhein, um sich das Leben zu nehmen. Nach dem Selbstmordversuch kam er in die psychiatrische Anstalt Endenich bei Bonn, wo er 1856 starb.

Gebrochene Romantik:  Das ungleiche Paar ist symbiotisch miteinander verbunden. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Gebrochene Romantik: Das ungleiche Paar ist symbiotisch miteinander verbunden.
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Nach der anfänglichen Euphorie musste Clara mehr und mehr Aufgaben schultern. Sie war eine starke Frau, die eigentlich immer schwanger war und ihren Mann auf Konzerttourneen als Klavierspielerin begleitete, weil Robert durch eine Lähmung an der rechten Hand gehandicapt war.

Die Rückseite der Skulptur zeigt Claras dunkle Rückenansicht mit dem kräftigen Hinterteil. Sie  stützt Robert. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Die Rückseite der Skulptur zeigt Claras dunkle Rückenansicht mit dem kräftigen Hinterteil. Sie stützt Robert.
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Clara finanzierte so die Familie, aber der Ehemann nahm die Popularität seiner Frau nicht nur mit Freude zur Kenntnis. Man kann davon ausgehen, dass es in der Beziehung manchmal hoch herging.

A dance à deux: Da wurde manches Tänzchen ausgefochten
Der ehemalige Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, Markus Lüpertz, hat dem Paar ein ungewöhnliches Denkmal gesetzt und dabei die Dargestellten gegen den Strich gebürstet. Clara und Robert sind symbiotisch miteinander verbunden, fast wie siamesische Zwillinge. Die Frau mit dem kräftigen Hinterteil hält ihn, das Genie, dessen Lorbeerkranz allerdings lädiert ist. Der ebenfalls lädierte Stuhl steht für die turbulenten Seiten dieser Ehe.

Der lädierte Stuhl zeigt, dass es manchmal in der Beziehung hoch herging, auf dem Sockel Hinweise auf den Rhein. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Der lädierte Stuhl zeigt, dass es manchmal in der Beziehung hoch herging, auf dem Sockel Hinweise auf den Rhein.
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Die monumentalen bemalten Bronzefiguren sind alles andere als idealisiert - im Gegenteil: Lüpertz zeigt beschädigte Körper und legt damit ihre Verletzungen und Verletzlichkeit offen.

Der Rhein
Ganz traditionell hat Lüpertz die Figuren auf einen Sockel gestellt, wie wir es von Karl Janssens imposanter Skulptur "Vater Rhein und seine Töchter" kennen.

Karl Janssen: Vater Rhein und seine Töchter (1897), Ständehauspark. Ursprünglich sollte eine "Rheintochter"  Motiv für das Denkmal von Markus Lüpertz sein.   | Foto: ©Margot Klütsch
  • Karl Janssen: Vater Rhein und seine Töchter (1897), Ständehauspark. Ursprünglich sollte eine "Rheintochter" Motiv für das Denkmal von Markus Lüpertz sein.
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Auf dem Sockel finden sich Hinweise auf den Rhein, in dem Robert sich umbringen wollte, dem er aber auch mit seiner "Rheinischen" Symphonie ein musikalisches Denkmal setzte.

Anders als bei dem "seltsam klassischen Denkmal", das vor einem Jahr auf der Rheinwiese aufgestellt wurde, überzeugt Lüpertz' Neuinterpretation einer traditionellen künstlerischen Form. Es dürfte dem Malerfürsten besonders gefallen, dass die Skulptur am südlichen Tempelbau des klassizistischen Ratinger Tors ihren Platz fand, wo er selbst bis 2017 residierte.
 
Die Düsseldorfer Musiktradition

Die Stadt hat allen Grund, sich über das großzügige Geschenk des ehemaligen Akademie-Rektors (und weiterer Sponsoren!) zu freuen.

Denkmal Felix Mendelssohn-Bartholdy, Städtischer Musikdirektor 1833-35. 2012 wurde der Nachguss der ursprünglichen Skulptur von Clemens Buscher (1901) im Hofgarten südlich des Opernhauses aufgestellt. Das Original hatten die Nationalsozialisten 1940  eingeschmolzen. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Denkmal Felix Mendelssohn-Bartholdy, Städtischer Musikdirektor 1833-35. 2012 wurde der Nachguss der ursprünglichen Skulptur von Clemens Buscher (1901) im Hofgarten südlich des Opernhauses aufgestellt. Das Original hatten die Nationalsozialisten 1940 eingeschmolzen.
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Zusammen mit dem Nachguss des Mendelssohn-Denkmals vor dem Opernhaus und dem Schumann-Kopf im Hofgarten vervollständigt die Lüpertz-Skulptur am Ratinger Tor die Erinnerung an die berühmten Düsseldorfer Musikdirektoren des 19. Jahrhunderts.

Karl Hartung: Schumann-Denkmal (1956), Hofgarten, südlich des Opernhauses. Der abgelegte Lorbeerkranz spielt auf die letzten Lebensjahre des Komponisten an. | Foto: ©Margot Klütsch
  • Karl Hartung: Schumann-Denkmal (1956), Hofgarten, südlich des Opernhauses. Der abgelegte Lorbeerkranz spielt auf die letzten Lebensjahre des Komponisten an.
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So ist die Heinrich-Heine-Allee schließlich doch noch zu einer kleinen Kunstmeile geworden, wie es nach dem U-Bahnbau 1988 zunächst vorgesehen war. Aber die geplante Gestaltung durch Jenny Holzer kam nicht zustande und später fand die Gruppe "Las Meninas" (2006) von Manolo Valdés  in den Augen der Experten keine Gnade.

Das Schumann-Museum

Es gibt weitere gute Nachrichten für die "Schumanns" in Düsseldorf: Im nächsten Jahr soll endlich nach langer Verzögerung das ihnen gewidmete Museum in ihrem ehemaligen Wohnhaus auf der Bilker Straße 15 eröffnet werden.

Das Schumann-Haus auf der Bilker Allee (Zustand Sommer 2018). Hier  lebten Clara und Robert seit 1853. Im kommenden Jahr soll hier das  Schumann-Museum eröffnet werden.
  • Das Schumann-Haus auf der Bilker Allee (Zustand Sommer 2018). Hier lebten Clara und Robert seit 1853. Im kommenden Jahr soll hier das Schumann-Museum eröffnet werden.
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Ich würde mich freuen, wenn die Geschichte um Robert und Clara Euer Interesse findet.   

Quellen: Artikel von Helga Meister sowie eigene Recherche.

Autor:

Margot Klütsch aus Düsseldorf

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