Kolumne
... über die Perückensteuer

Die Perückensteuer wurde von König Friedrich I in Preußen eingeführt (das genaue Jahr weiß ich nicht), nachdem die Staatsfinanzen durch den Kurfürsten Friedrich III, dem späteren König Friedrich I von Preußen, zerrüttet worden waren. Da zu jener Zeit Perücken in Mode gekommen waren, entstand die Idee, daß für jede in der Öffentlichkeit getragene Perücke 3 Taler entrichtet werden mußten. Die Kontrolle wurde von dem Königlichen Perückeninspektor und seinen Unterinspektoren ausgeübt, die auch auf offener Straße den künstlichen Haarschopf abnehmen und die erfolgte Steuerzahlung kontrollieren durften.

Der Winter ist die kälteste Jahreszeit im Monatszyklus. Es fällt Schnee statt Regen: Die Sonne läßt sich kaum noch blicken. Eis bedeckt Straßen und Gehwege. Die Temperaturen bewegen sich dementsprechend unterhalb des Gefrierpunktes.

Viele Herren der Schöpfung befinden sich dann in Nöten. Ihre Denkerstirn reicht oft bis auf den Rücken; der übriggebliebene Haarkranz reicht nicht, um den Kopf zu wärmen.

Gelegentlich schützen sich Männer mit Hüten, Mützen und ähnlichen Kopfbedeckungen. Viele Vertreter ihrer Art möchten sich aus wohlverstandener Eitelkeit nicht die Blöße geben, daß sie unter dem naturgegebenen Haarverlust leiden: Sie tragen Perücke.

"Und genau hier gilt es anzusetzen, möchten wir dazu beitragen, die Staatsfinanzen zu sanieren," führt Volkmar Edler und Freier Reichtsfürst von Jäger zur Kurpfalz aus. "Wir müssen die Perückensteuer wieder einführen, nur für die Herren. Mit 3 Talern sind sie - wie damals - dabei."

Die Reaktion der örtlichen Friseur-Innung fällt dementsprechend heftig aus. Ausrangierte (weil defekte) Perücken landen haufenweise vor seiner Haustüre. An der Eingangstüre vor seiner Steuerberatungskanzlei heftet jemand einen Steckbrief - der Scherzkeks lobt eine Bezahlung für Volkmars Haarpracht aus.

Schmähbriefe, Drohanrufe, zerbrochene Scheren im Briefkasten, Zeitungsfotos, auf denen er mit einer riesigen Perücke zu sehen ist - die Liste der Anfeindungen ist lang. "Schon gut - mein Vorschlag war zu einseitig. Frauen werden auch einbezogen - sie zahlen allein schon wegen der Fülle der Perücke 5 Taler pro Monat..."

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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