Bye, bye Darling(ton)!

Offen, kommunikativ und herzlich: Jonathan Darlington (2.v.r.) nahm sich gerne Zeit für sein Publikum, hier beim exklusiven Treffen mit dem WA-Gewinnerpaar Gudrun und Hans Burwitz, das er nach dem Besuch einer nicht-öffentlichen Generalprobe zum Plausch gemeinsam mit Intendant Dr. Alfred Wendel und Philharmoniker-Sprecherin Sabine Smolnik begrüßte. Archivfoto: Preuß
  • Offen, kommunikativ und herzlich: Jonathan Darlington (2.v.r.) nahm sich gerne Zeit für sein Publikum, hier beim exklusiven Treffen mit dem WA-Gewinnerpaar Gudrun und Hans Burwitz, das er nach dem Besuch einer nicht-öffentlichen Generalprobe zum Plausch gemeinsam mit Intendant Dr. Alfred Wendel und Philharmoniker-Sprecherin Sabine Smolnik begrüßte. Archivfoto: Preuß
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Am Mittwoch und Donnerstag, 18. und 19. Mai, gibt Jonathan Darlington seine beiden letzten Konzerte als Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker. Beide Abschiedskonzerte sind seit Monaten ausverkauft. Wer den weit über die Grenzen Duisburgs beliebten und hochgeschätztenMaestro dennoch ein letztes Mal erleben möchte, hat dazu Gelegenheit bei der öffentlichen, rund halbstündigen und kostenlosen Generalprobe zum 10. Philharmonischen Konzert am Dienstag, 17. Mai, um 12 Uhr, in der Philharmonie Mercatorhalle im CityPalais.
Wenn dann am Donnerstag Jonathan Darlington letztmalig als Generalmusikdirektor (GMD) der Duisburger Philharmoniker zum Taktstock greift, geht eine überaus erfolgreiche, fast zehnjährige Ära zu Ende.
Zu Beginn der Jubiläumssaison 2002/2003 zum 125-jährigen Bestehen der Duisburger Philharmoniker trat der Brite, 1956 in Lapworth geboren, sein Amt an, machte Duisburg bundesweit zu einer gefragten Adresse für klassische Musik. Davon zeugen nicht nur Besucherscharen weit über Duisburgs Genzen hinaus, die fast immer ausverkauften Philharmonischen Konzerte, viel beachtete CD-Einspielungen, sondern auch der Preis fürs „Beste Konzertprogramm“ der Saison 2009/2010 durch den Deutschen Musikverleger-Verband e.V..
Doch nicht nur als Spitzendirigent wird er den Duisburgern unvergesslich bleiben, sondern auch als Mensch. Geradezu euphorisch die Lobeshymnen auf „everybody‘s Darlington“, unter anderem nachzulesen in der Sonderausgabe der „Zugabe!“, dem Journal der Duisburger Philharmoniker, zum Abschied des GMD, das in der kommenden Woche erscheint.
Da gerät Intendant Dr. Alfred Wendel gerade ins Schwärmen, wenn er Darlingtons „natürlichen Charme“, seine „brennende Leidenschaft für die Musik, seinen echt britischen Humor, sein umwerfendes komödiantisches Talent und seine permanente Springlebendigkeit“ beschreibt. „Am 18. Januar 2007 fegte der Orkan ‚Kyrill‘ übers Land, abends sollte im Theater am Marientor unser Philharmonisches Konzert mit James Ehnes als Solist über die Bühne gehen. Nachdem nicht nur Bäume umgeknickt waren, sondern nachmittags der Strom im Konzertsaal ausgefallen war, mussten wir schweren Herzens das Konzert absagen. Über Funk und Website wurden entsprechende Meldungen ausgegeben. Als ich Jonathan mitteilte, dass ich zum TaM fahren wolle, um die zu informieren,die dennoch anreisen, sagte er sofort: ‚Ich komme mit‘. So haben wir gemeinsam mit wehendem Haar und Mantel im Sturm gestanden, um die vergebens Angefahrenen in Empfang zu nehmen, und ich wusste, dass ich einen Freund gewonnen hatte.“
Was aber wird Jonathan Darlington in Erinnerung bleiben? „Eindeutig das Open-Air-Jubiläumskonzert zum 250-jährigen Bestehen von Haniel im Jahr 2006 auf der Mühlenweide in Ruhrort. Das Wetter war an diesem Tag unterirdisch: Der starke Regen wurde durch einen Sturm auf die Bühne geweht.
Es regnete sozusagen quer. Wir spielten gemeinsam mit Peter Bursch und einigen Rockmusikern. Die Umstände waren schon sehr speziell, weil besonders konzertunfreundlich und dadurch für alle Beteiligten sehr schwierig. Das Konzert selber wurde für mich zu einem ganz besonderen Erlebnis, denn ich habe dabei etwas für mein Leben gelernt – von den Rockmusikern. Sie haben mich zutiefst beeindruckt, denn in jeder einzelnen Sekunde des Konzertes haben sie alles gegeben, so als ginge es um Leben und Tod. Das ist seitdem für mich ein Vorbild, dem ich gerne nacheifere: Denn nur so ist letztendlich auch das völlig verregnete Jubiläumskonzert für alle zu einem einmaligen Erlebnis geworden“, verrät er in der „Zugabe!“.
Für Darlington unvergesslich bleiben wird auch das Publikum: „In Duisburg gibt es ein spürbares Wechselspiel einer großen Sympathie zwischen Orchester, Dirigent und dem Publikum. Das spüre ich, auch wenn ich immer mit dem Rücken zum Publikum stehe.“
Warum dann der Abschied? Nach zehn Jahren in Duisburg sei es einfach Zeit gewesen für Veränderungen, so Darlington. Zeit für neue Aufgaben und neue Impulse – auch fürs Duisburger Orchester durch einen neuen GMD.
Die Musiker und das Duisburger Publikum werden allerdings noch eine Spielzeit auf einen neuen Chefdirigenten warten müssen. Gastdirigate bestimmen die Saison 2011/2012. Wer immer dann als Generalmusikdirektor das musikalische Sagen haben wird – der „Neue“ wird es sicherlich schwer haben. Darlington hinterlässt sehr große Fußstapfen.

Autor:

Sabine Justen aus Duisburg

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