Buchvorstellung
Das Matthäusevangelium

Walter Klaiber: Das Matthäus-Evangelium Teilband 1: Mt 1,1 - 16,20; Neuklirchener Verlag Neukirchen-Vluyn 2015; 333 Seiten; ISBN: 978-3-7887-2894-6

Walter Klaiber: Das Matthäus-Evangelium Teilband 2: mt 16,21 - 28,20; Neukirchener Verlag Neukirchen- Vluyn 20165; 325 Seiten; ISBN: 978-3-7887-2928-8

Das Evangelium nach Matthäus (abgekürzt Mt) ist das erste der vier Evangelien des Neuen Testaments. Der Verfasser nennt seinen Namen im Buch nicht. Der Buchtitel und damit der Verfassername Matthäus wurden erst später hinzugefügt. Durch diesen Titel wird der Verfasser mit einer Person identifiziert, die im Buch als Jünger von Jesus erwähnt wird.

Das Matthäusevangelium stammt aus einem judenchristlichen Milieu in Syrien, entstand nach Mehrheitsmeinung etwa 80/90 n. Chr. und beschreibt Jesus von Nazaret als königlichen Messias sowie als Sohn Gottes. In scharfer Abgrenzung gegen jüdische Autoritäten (Pharisäer) schildert Matthäus, wie sich Jesus dem Volk Israel freundlich und hilfreich zugewandt habe. So habe er die Prophetenworte des Alten Testaments erfüllt. Die Lehre Jesu wird in fünf großen Reden entfaltet, von denen die Bergpredigt am bekanntesten ist. Nachfolge Jesu wird für Matthäus konkret im gerechten Handeln. Nach Ostern sah sich die Gemeinde des Matthäus beauftragt, Menschen aus allen Völkern zu missionieren. Sie wurden durch die Taufe der Ekklesia eingegliedert; die Autorität des Simon Petrus garantierte die authentische Jesustradition. Schon sehr früh rezipierte die mehrheitlich heidenchristliche Großkirche das Buch und machte es zu ihrem Hauptevangelium.

Dass das Buch ursprünglich einen anderen oder gar keinen Titel hatte, ist ebenso unwahrscheinlich wie die Annahme, dass der Verfasser ein sonst unbekannter Christ namens Mattaj gewesen sei – dieser aramäische Name ist relativ selten. Trotzdem ist der Buchtitel jünger als das Buch selbst.

Es ist nicht genau bekannt, wie die Evangelien zu ihrem jeweiligen Buchtitel (inscriptio) kamen. Die christlichen Ortsgemeinden sammelten wohl schon im 1. Jahrhundert wichtige Schriften, z. B. auch die Paulusbriefe, und tauschten sie untereinander.

In der historisch-kritischen Exegese besteht ein weitgehender Konsens, wonach der Verfasser des Evangeliums namentlich nicht bekannt sei. Diese Exegeten sehen den Wunsch, das Werk einem Apostel zuzuschreiben. Terminus post quem ist die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. Dies ist weitgehend Konsens der historisch-kritischen Exegese, denn sie erkennt im Matthäusevangelium mehrfach Bezugnahmen auf dieses traumatisierende Ereignis.

Das Matthäusevangelium konnte dem antiken Leser auf den ersten Blick als eine Lebensbeschreibung einer bedeutenden Persönlichkeit erscheinen. Einen grundsätzlichen Unterschied besteht  allerdings darin, dass hier nicht die typische Biografie eines vorbildlichen Menschen, sondern eine strikt einmalige Lebensgeschichte erzählt wird.

Heute wird das Evangelium überwiegend als Erzählung verstanden, in die die Reden an passender Stelle eingefügt wurden. Sie unterbrechen den Fortgang der Handlung und wenden sich direkt an den Leser in der Gegenwart.

"Das Matthäus-Evangelium galt in der Geschichte der Kirche von Anfang an als das wichtigste neutestamentliche Evangelium. Dabei beriefen sich die unterschiedlichen theologischen Richtungen auf Matthäus: die Vertreter einer Armenfrömmigkeit ebenso die die, die das Papsttum als durch ihn begründet ansehen. Die `Mühseligen und Beladenen´, die Gott ohne Vorleistung ansieht, stehen neben denen, denen Matthäus Höllenqualen androht. Sodann gilt das Gesetz bis zum letzten Häkchen als bleibend gültig, und zugleich überbietet Jesus mit seinem `Ich aber sage euch´ alles Alte und bis dahin Gültige.

In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung wird die Frage diskutiert, ob Matthäus noch im Judentum verwurzelt ist oder sich vom Judentum getrennt hat. Sind die Christen noch Juden oder nicht? Zugleich wird deutlich, daß sich Matthäus von Paulus unterscheidet. Aber wie und wodurch?" führt die Inhaltsangabe auf dem hinteren Buchdeckel in das Buch ein.

Klaiber ist Jahrgang 1940. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie war er 1965 - 1969 Gemeindepastor und 1969 - 1971 Wissenschaftlicher Assistenz in Tübingen (Abschluß: Promotion im Fach Neues Testament). 1971 - 1989 Dozent für Neues Testament und Griechisch am Theologischen Seminar der Evangelisch-methodistischen Kirche in Reutlingen (1977 - 1989 auch dessen Direktor), 1989 - 2005 Bischof der Evangelisch-Methodistischen Kirche in Deutschland. Es folgen weitere Tätigkeiten und literarische Betätigung.

Beide Teilbände gehören zur Buchreihe "Die Botschaft des Neuen Testaments", die von Klaiber herausgegeben wird.

Es macht Sinn, beide Teilbände gemeinsam zu besprechen. Nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch wegen Klaibers Vorgehensweise.

Entsprechend dem Aufbau des Matthäus-Evangeliums gibt Klaiber dessen Inhalt wieder, abschnittsweise (grau unterlegt) und beschreibt diese Abschnitte unter theologischen Gesichtspunkten. Diese Beschreibung ist leicht verständlich abgefaßt, so daß sie auch für Laien gut verständlich ist.

Das Buch bietet eine Einführung in die evangelisch-methodistische Gotteswissenschaft und verdeutlicht, daß es sich dabei nicht um eine Sonderlehre handelt, sondern sich an eine breite Öffentlichkeit wendet.

Autor:

Felicia Rüdig aus Duisburg

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