Der Kreis der Macht

Gute Nacht und träume süß - Schauer-Short-Story

Als er erwachte spürte er sofort die beißende kalte Nässe, die an seinen Beinen und seinem Unterleib klebte. Das nasse Laken, die durchnässte Bettdecke, alles spürte er mit einer durchdringenden Deutlichkeit und seine Nase nahm den aufdringlichen Uringeruch wahr, der in der Luft hing. Einige Minuten lag er bewegungslos in seinem Bett. Welche Folgen das neuerliche Einnässen haben würde, war ihm bewusst. Er zögerte das Aufstehen so lange es ging hinaus. Aber einmal musste er doch das Bett verlassen.

Ein Seufzen kam aus seinem kleinen, zusammengekniffenen Mund. Eine erste Träne stahl sich ins Auge und weitere folgten. Langsam stieg eine Wut in ihm hoch. Er nahm seinen Teddybären, schüttelte ihn wie wild und drehte ihm die Arme ab. „Warum hast du mich nicht geweckt? Warum nicht?“ Unter Schluchzen und Weinen riss er an dem Stofftier, bis die Füllung aus dem Torso quoll. Langsam sank er in die Knie und drückte den misshandelten Teddy liebevoll an sich: „Das wollte ich nicht.“ Leise weinend kroch er unter sein Bett. Es war kein gutes Versteck; er wusste es, aber es war immer noch besser, als sofort der Mutter in die Hände zu fallen. Mochte sie ruhig erst denken, dass er schon aufgestanden und ins Badezimmer gegangen wäre. Das verschaffte ihm eine kleine Galgenfrist vor dem, was unweigerlich kommen würde.

Er war kein Bettnässer, wie die Mutter ihn beschimpfte. Er wusste es genau. Dass er so oft ins Bett machte lag einfach nur daran, dass ihn seine Träume so sehr gefangen hielten, dass er einfach nicht merkte, wenn er zur Toilette gehen musste. Oft träumte er sogar, dass er auf der Toilette saß. Und dann geschah es. Er konnte es nicht verhindern. Deshalb hatte er gestern Abend seinen kleinen Teddybären beauftragt ihn rechtzeitig zu wecken. Sein Teddybär war kein gewöhnlicher Teddybär. Er hatte ihn von seinem Vater geschenkt bekommen. Und er hatte ihn überall hin begleitet. Auch in den Kindergarten. Er war sein Vertrauter. Ihm konnte er alles erzählen. Wie dem Vater, aber der war nicht mehr da. Er war vor drei Jahren gestorben. Einfach so, ohne besonderen Grund. Seine Mutter sagte ihm, der Vater wäre krank gewesen. Aber man konnte ihm die Krankheit nicht ansehen. Deshalb glaubte er auch, dass sein Vater eines Tages zu ihm zurück kommen würde. Aber seit der Zeit, da ihn sein Vater verlassen hatte, machte er ins Bett. Nicht jede Nacht, nein, nicht jede. Aber wenn es passierte, konnte er gar nichts dagegen tun; rein gar nichts. Es lief einfach aus ihm heraus und er merkte es nicht.

Er seufzte tief auf und drückte den geschundenen Körper des Teddybären an die kleine schmächtige Brust. Verstohlen stahl sich der linke Daumen in den Mund und er begann zu nuckeln wie ein Säugling. Langsam sanken ihm die Lider schwer über die Augen. Mit einem letzten Aufseufzen fielen sie ihm gänzlich zu und im Schlaf nahm er die Stellung eines Embryos ein. Nach wenigen Minuten war er wieder so tief eingeschlafen wie zuvor in der Nacht. Er hörte nicht, wie die Mutter die Tür öffnete.

Als ihr Mann gestern Abend aus der Firma zurück gekommen war, bemerkte sie gleich beim Eintreten ins Haus seine schlechte Laune. Er begrüßte sie nicht und sie wusste: heute war wieder sein Tag! Schweigend begab er sich ins Badezimmer und kam nach einigen Minuten wieder in die Küche zurück. In der Hand hielt er eine Haarbürste. Sie sah es sofort: lange Haare hingen darin. Ihre Haare. Sie hatte vergessen, die Bürste zu säubern. Mit der Bürste in der Hand trat er ganz dicht an sie heran. Zynisch blickte er sie an: „Hat Madam wieder keine Zeit gehabt ihren Haushalt ordentlich zu versorgen? Waren Kaffeekränzchen wieder wichtiger, als die Sauberkeit des Badezimmers? Und der Herr Sohn? Wieder ins Bett gepisst? Ja? Nicht so gut erzogen wie er sein sollte, nicht?“

Er packte mit seiner linken Hand ihr rechtes Handgelenk und drehte ihr den Arm auf den Rücken. Die Bürste hielt er gefährlich nah an ihr Gesicht. Mit jedem Wort zuckte sie in seiner Hand und sie konnte die Drahtborsten, die ihre schützenden Kappen verloren hatten, schon an ihrem Gesicht spüren. Seine Augen blickten wie hypnotisierend in die ihren. Sie konnte den Blick nicht abwenden. Voller Angst begann sie zu zittern. Er spürte das Gefühl seiner totalen Macht über sie. Immer fester drücke er ihren Arm, immer weiter bog er sie zurück. Ihr angstvoller Blick bereitete ihm physischen und psychischen Genuss. Er wusste, gegen ihn kam sie nicht an. Sie war ihm ausgeliefert, was immer er auch anstellte.

Sie spürte die Kante des Küchentisches in ihrem Rücken. Hart drückte sie ihr ins Kreuz. Ein Stöhnen kam aus ihrem Mund. Sie konnte es nicht unterdrücken. Auf seinem Gesicht erschien ein teuflisches Grinsen. Immer näher kam er mit seinem Mund. Mit der Zunge fuhr er ihr über das halb abgewandte Gesicht und sah mit Genugtuung, wie sich Entsetzen und Ekel in ihren Augen widerspiegelten. Mit der Bürste begann er ihr Haar zu bürsten. Erst mit langsamen und behutsamen Strichen. Dann verstärkte er den Druck. Immer heftiger wurden seine Bewegungen und immer härter drückte er ihr die Bürste auf die Kopfhaut. Sie versuchte sich aus seinem Griff zu entwinden, aber wie Stahlklammern umspann sein Arm den ihren. Ihre Gegenwehr erzürnte und erregte ihn gleichzeitig. Mit dem Griff der Bürste zerriss er ihr das leichte Kleid und fuhr mit den Stahlborsten über ihr Dekolletee. Sie schrie vor Schmerzen auf, als er über ihre Brüste fuhr. Rote Striemen zeichneten eine seltsame Landkarte auf ihrer Haut. Sie schrie und versuchte wieder sich zu befreien. Mit aller Kraft stieß sie ihm das Knie zwischen die Beine. Aufheulend krümmte er sich zusammen und lockerte einen Moment seinen Griff. Sie nutzte die Sekunden und ließ sich auf den Boden gleiten. Auf allen vieren wollte sie zur Tür kriechen, aber er war schneller. Mit einem wütenden Aufschrei hechtete er hinter ihr her und packte sie am Fuß. Mit unnatürlicher Kraft zog er sie zu sich heran. Die Bürste hatte er verloren, dafür zog er den Gürtel aus seiner Hose und nahm beide Enden in die rechte Hand. Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, schlug er auf sie ein. Er schlug und schlug, bis das Blut durch ihr Kleid drang und sie nur noch wimmern konnte.

Hilflos und ohne Gegenwehr zu leisten ließ sie es zu, dass er sie umdrehte und ihr das Kleid und die Wäsche vom Leib riss. Als sie nackt und bloß und ohne weiteren Widerstand zu leisten vor ihm lag, zerriss ein wütender Blitz sein Hirn und Funken sprühten vor seinen Augen. Sie sollte sich wehren, sie sollte sich krümmen, sie sollte seine Macht über sie spüren.
Außer sich vor Zorn, dass dies nicht geschah, schlug er weiter auf sie ein, bis ihm sein Arm erlahmten und die Kräfte ihn verließen.

Erschöpft ließ er von ihr ab. Sie lag da wie tot. Ihre Augen waren geschlossen. Nur eine letzte einzelne Träne hatte eine Spur auf ihrem Gesicht hinterlassen. Er erhob sich und stand breitbeinig über ihr. Er sah auf sie hinab. Ihr Gesicht war leichenblass. Das Blut lief aus den unzähligen Striemen, die sich auf ihrem schlanken zierlichen Körper abzeichneten. Langsam bückte er sich und hob sie vorsichtig auf. Eine Sekunde sah er ihr ins Gesicht und trug den gequälten Körper ins Bad. Er ließ Wasser ein und legte sie vorsichtig in die Wanne. Mit unendlicher Zärtlichkeit wusch er den geschundenen Körper, trocknete ihn zärtlich ab und trug ihn ins gemeinsame Bett. Er legte sich neben sie und drückte sein Gesicht an die zerkratzten Brüste. Als ein Schluchzen aus seinem Mund kam, lag sie mit weit geöffneten Augen stumm da und starrte in die Nacht, bis sich der Morgen ankündigte. Mühsam stand sie auf und kleidete sich an. Langsam richtete sich ihr Schritt in Richtung des Zimmers ihres Sohnes.

Sie öffnete die Tür und blickte sich im Zimmer um. Als sie ihren Sohn nicht sah nahm sie in der Tat an, er wäre schon aufgestanden und ins Badezimmer gegangen. Aber da fiel ihr Blick auf das eingenässte Bett. Schon wieder! Schon wieder hatte er sein Bett beschmutzt. Schon wieder hatte er eingenässt. Einen Augenblick blieb sie wie gelähmt stehen. Ein leises Stöhnen kam aus ihrem Mund. Zaghaft setzte sie einen Fuß vor den anderen. Der Schmerz in ihrem Körper erinnerte sie an den vergangenen Abend. Tränen stahlen sich in ihre Augen und einen Moment wurde ihr schwindelig. Sie bückte sich und sah unter dem Bett in gekrümmter Stellung ihren Sohn liegen. Leise rief sie ihn. Er erwachte und kroch ohne ein Wort unter dem Bett hervor. Mit gesenktem Kopf stand er vor seiner Mutter. Sie strich ihm mit der linken Hand über die Haare, in der rechten hielt sie einen breiten Ledergürtel

Autor:

Ingrid Lenders aus Duisburg

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