"Jüdischer Abend" in der Ev. Kreuzeskirche in Marxloh

Chor "Ahava" der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/R.-Oberhausen
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Im Rahmen der Ausstellung "Jüdische Spuren. Geschichte der Synagogengemeinde Hamborn mit Schwerpunkt Marxloh" fand ein stimmungsvoller "Jüdischer Abend" statt. Gemeinsame Gastgeber des Abends waren die Geschichtswerkstatt der Ev. Kreuzeskirche und der Heimatverein Hamborn e.V. . Im Mittelpunkt stand ein umfassender und interessanter Vortrag vom Historiker Dr. Ludger Heid. Er referierte aus seinem Standardwerk über die "Ostjuden" in Duisburg und dem Duisburger Norden. Vor, während und nach dem 1. Weltkrieg wanderten Juden aus Osteuropa , insbesondere aus Galizien und dem ehemaligen Russland in das Deutsche Reich und auch in die ehemalige Stadt Hamborn ein. Die Juden wurden insbesondere durch die starke Industrialisierung im Hamborner Raum angezogen. Entgegen vieler Klischees kam ein großer Teil der Juden wegen der "Maloche" in der Montanindustrie. Dr. Heid brachte weitere Beispiele, wie Worte aus dem Hebräisch-Jiddischen in die hiesige Umgangssprache übernommen wurden. Die assimillierten "Westjuden" wollten hingegen in der Mehrheitsgesellschaft so wenig wie möglich auffallen. Die Ostjuden wurden aufgrund ihres traditionellen und religiösen Erscheinungsbildes in der Öffentlichkeit als "fremd" und "lästig" wahrgenommen. Der Konflikt mit der Mehrheit der Westjuden blieb nicht aus. Erschreckend für die Teilnehmer waren die Ausführungen von Dr. Heid zu den sog. Judenumzügen. In keiner anderen deutschen Stadt gab es bereits 1933 so viele und so erniedrigende Umzüge wie in Duisburg und Marxloh.

Besonders stimmungsvoll war der Auftritt des Chores "Ahava" ("LIebe") der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/R.-Oberhausen. Traditionelle hebräische Lieder wie "Schalom chaverim" wurden vorgetragen. Zum Schluß wurde das "Nordrhein-Westfalen-Lied" angestimmt. Mit großem Applaus wurde der Chor verabschiedet.

Einen beeindruckenden Lichtbildervortrag hielt der Politikwissenschaftler, Rainer Spallek, über die Lebensgeschichte des 1922 geborenen Alfred Schreyer aus galizien. Spallek bereiste die Westukraine und lernte den 92. jährigen Juden Alfred Schreyer kennen. Die Teilnehmer erfuhren von Schreyers Schicksal während der Zeit des Nationalsozialismus. Erschütternd waren seine Lebenserinnerungen im Arbeitslager, im Konzentratioslager und den Todesmärschen. Spallek verdeutlichte auch die Rolle von Berthold Beitz, der zur Kriegszeit kaufmännischer Leiter der Karparten-Öl AG in Galizien war. Er beschäftigte und rettete Juden und riskierte viel dabei. Noch heute spricht Schreyer mit großem Respekt von Beitz. Für sein außerordentliches Leben wurde Schreyer vom polnischen Staatspräsidenten persönlich geehrt.

Zum Ende hin hielt Jörg Weißmann einen Vortrag über religiöse und traditionelle jüdische Essgewohnheiten. Für das leibliche Wohl wurde auch gesorgt. Der "Jüdische Abend" endete mit dem Genuß koscherer Kleinigkeiten und anregenden Gesprächen.

Wegen des anhaltenden Zuspruchs zur Ausstellung "Jüdische Spuren. Geschichte der Synagogengemeinde Hamborn mit Schwerpunkt Marxloh" wurde die Ausstellung bis Freitag, den 28. März 2014 verlängert. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag von 9.oo bis 12.oo Uhr und Dienstag und Donnerstag von 16.oo bis 18.oo Uhr.

Autor:

Jörg Weißmann aus Duisburg

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