MINT THE FUTURE
Das Hamborner Abtei-Gymnasium begeistert Grundschüler mit der großen MINT-Nacht

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Stillsitzen und Büffeln sind hier nicht angesagt, sondern bei der Schatzjagd und der großen Bühnenshow, dürfen die kleinen MINT-ler auch rennen, lachen und viele spannende Experimente bestaunen. Vorab gab es 2 Tage lang wissenschaftliche Workshops, auch zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit.

Selten ist die Schule am späten Nachmittag so lebendig. Eine kreischende Schülertruppe jagt die Treppen hoch zur nächsten Rätselstation, um den legendären goldenen Schlüssel zu finden, der schon seit Jahrzehnten als verschwunden gilt und angeblich alle Türen und Tore der Schule öffnen kann – vielleicht sogar den Tresor mit den Aufgaben für die nächsten Klassenarbeiten….
In den Fachräumen für die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik geht es etwas ruhiger zu: Hier bieten Abtei-Lehrer und ältere Schüler kurze Workshops und ausgefallene Experimente zum Ausprobieren und Bestaunen.

Sehr begehrt ist der Technik Raum, in dem die Kinder diesmal die sagenhafte Nutella-Glas-Lampe bauen dürfen. Hochkonzentriert fügt der 9jährige Julian die verschiedenen Einzelkomponenten für die Lichtquelle zusammen: „Ich nehme die Platte, stecke Energie hinein und muss dann einen Draht anlöten“, erklärt er fachmännisch, „wenn alles klappt, dann will ich das Glas Zuhause in mein Zimmer stellen.“ Gute Idee! Dann hat Julian sogar bei Stromausfall Licht.

Mädchen tunen Rennwagen

Sina aus der 5ten Klasse des Abtei-Gymnasiums ist auch ganz schön auf Zack und hilft den Grundschulkindern beim Löten und Verdrahten der einzelnen Lampenteile. Eigentlich sollen das die Kinder aus der 7. Stufe machen, aber auch Sina regelt das wie ein Profi. Bei MINT Projekten im Abtei-Gymnasium wird sowieso viel Wert darauf gelegt, Mädchen an vermeintliche Jungenthemen heranzuführen. Es zeigt sich, dass Schülerinnen (trotz Bedenken einiger Eltern) sehr wohl an der Analyse von Ottomotoren interessiert sind und sich auch sehr gern beim Zusammenbau eines Motors mit Öl beschmieren. In der Mädchen-Technik-AG des Gymnasiums haben sie Solarautos entworfen, gebaut und derart geschickt getunt, dass sie schon mehrere Regionalwettbewerbe der IHK damit gewinnen konnten.

„Das Sortieren, Schrauben und Zusammenbauen“, macht mir wirklich Spaß“, meint Lina, „aber am liebsten würde ich später Reitlehrerin werden.“ Gegen Ponys kann eine Nutella-Lampe dann wohl doch nicht anstinken.

Judith Reining ist Lehrerin für die Fächer Mathe, Erdkunde und Technik und erklärt ihrer Truppe von Grundschülern, wie man mathematische Körper aus Papier faltet. Schritt für Schritt macht sie es vor und ihre Schützlinge geben sich viel Mühe mit ihrem „Werkstück“.
„Es ist toll, dass wir hier außerschulisch mit den Kindern arbeiten können“, freut sich Judith Reining, „so können wir die Kreativität in den Mittelpunkt stellen, was ja im Unterricht leider oft hintenüberfällt. Es ist aber auch toll zu sehen, wie unsere älteren Schüler mit den kleineren Kindern umgehen. Die haben sich erst in die Themen eingefuchst und zeigen jetzt den Grundschülern, wie es funktioniert.“
Schwerpunkt im Mathe-Workshop ist das räumliche Denken. „Aus Blättern werden Papierwürfel gebastelt, mit Holzklötzchen Türme gebaut und wir arbeiten auch mit dreidimensionalen Zeichnungen“, erklärt Julius Bäumken (14 J.) aus der 9a.

DIe Großen kümmern sich um die Kleinen

Er und seine Freunde kommen aus der Technik AG und behandeln dort das Thema Häuserbau mit Mörtel. Hier in der Mathematik-Abteilung helfen sie den Grundschülern auf die Sprünge und das ist auch ein wichtiger Teil des MINT-Konzepts am Hamborner Abtei-Gymnasium:
Möglichst viele Abtei-Schüler aus verschiedenen Jahrgangsstufen sollen die Grundschüler betreuen und somit ihre Sozial-und Humankompetenz erweitern. Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Schon zum 3. Mal wird Grundschülern aus Duisburger und Umgebung die Chance gegeben, in Mintfächer hinein zu schnuppern. Das kostenlose Angebot begeistert die kleinen Gäste und ihre Eltern gleichermaßen.

Entdeckungsreise im Bio-Raum

So zum Beispiel die vielen aufregenden Kuriositäten im Biologieraum. Echte Felle von Wildschwein und Rind laden zum Kraulen ein, gerade beim Wildschwein ein ziemlich kratziges, aber auch spannendes Erlebnis. Ein Wildschwein krault man schließlich nicht alle Tage.
Leistungsstarke Mikroskope zeigen dem Betrachter lebende Salinenkrebse, Mückenlarven und Flöhe, die vielfach vergrößert ziemlich monströs wirken. Im Raum nebenan warten bleiche Skelette und grinsende Schädel von Menschen und Tieren auf Besuch. Manche Grundschüler fühlen sich hier ein bisschen so, wie in einem Gruselkabinett. An einem menschlichen Oberkörpermodell können die Kinder alle Organe an den richtigen Platz operieren und lernen so, wo Leber, Herz und Nieren hingehören.

Kunstblut und brennende Geldscheine
Richtig cool geht es auch in der Chemieabteilung zu. Hier sehen die Kinder, wie man Kunstblut herstellt, flueszierende Flüssigkeiten mixt oder wie man es schafft, dass ein Geldschein zwar brennt, aber nicht verbrennt. Amelie von der Schule am Park ist begeistert: „ Ich mag am liebsten Chemie und Physik, weil wir dort so viele Experimente machen. Das finde ich sehr spannend.“
Der 14jährige Aaron betreut die Grundschüler gern an den Chemiestationen: „ Ich finde das Staunen der Kinder sehr schön.“, schwärmt er, „und die Experimente sind richtig cool.“ Ein weitere Anreiz hier auszuhelfen: Chemielehrer Emmanuel Zografakes hat seinen Schüler-Assistenten Pizza zur Belohnung versprochen.
Highlight und Abschluss des Abends ist die große MINT-Bühnenshow in der Aula des Abtei-Gymnasiums. Hier zeigen Abtei-Schüler wahrhaft abenteuerliche Experimente, die die Grundschüler so noch nie erlebt haben. Eine riesige Feuerspirale, ein Billardkugelballett, Minivulkane, die Regenbogenfarben ausspucken- Die aufgeregten Kids kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus und dürfen raten, welche chemischen oder physikalischen Kräfte hinter den zauberhaften Effekten stehen. Wie aus der Kindersendung 1, 2 oder 3 springen sie in Leuchtzonen, die die Lösung verraten und gehen später um Einiges schlauer nach Hause.

Stargast des Abends ist Albert Einstein, der mit seinen 140 Jahren noch quietschfidel durch die Aula rennt und meckert, wenn man ihm Cola ohne Zucker andrehen will. Exklusiv für den Wochenanzeiger plaudert er auch über Privates: „Mein Haarstyling dauert normalerweise etwa 30 Minuten, mit dem Van de Graaff-Generator schaffe ich es allerdings in wenigen Sekunden, denn der bringt die Haare mit elektrischer Spannung zum Fliegen.“ Albert Einstein ist so aufgeregt, dass er fast seine Augenbrauen verliert.

Große Pläne für den MINT-Bereich am Abtei-Gymnasium

Lehrerein Ulrike Nachmann ist verantwortlich für den MINT Bereich und hat die Idee für eine MINT-Nacht an der Duisburger Universität entdeckt.
„Es doch viel spannender für die Grundschüler, abends bei den MINT-Aktionen mitzumachen und die Begeisterung der Kinder zu sehen,das mag ich sehr“, strahlt sie. Viel Arbeit hat sie zusammen mit Schülern und Kollegen in die Vorbereitungen für die MINT-Veranstaltungen gesteckt, doch der Aufwand hat sich allemal gelohnt.
Ulrike Nachmann und ihre Kollegen schmieden noch weitere Pläne für den MINT Bereich: „Da unsere Schule direkt neben dem St. Johannes Hospital liegt, würden wir gern Wege in die medizintechnische Richtung einschlagen und beispielsweise ein Schülerlabor einrichten“, erklärt sie und nennt ein Beispiel für die Verbindung von Technik, Informatik, Chemie und Biologie mit der Medizin: „Das wäre zum Beispiel eine Prothese, die von Computern angesteuert werden kann. Außerdem möchten wir die Aktion Kind im Krankenhaus unterstützen. Es wäre schön, wenn unsere älteren Schüler den kranken Kindern mit Beschäftigungsaufgaben aus dem MINT-Bereich die Zeit vertreiben könnten.“

Das Abtei-Gymnasium gilt seit 2016 offiziell als MINT-freundliche Schule und hat in diesem Zweig offenbar noch eine Menge vor. Weitere Infos über die Schule finden Sie hier: www.abtei-gymnasium.de

Autor:

Andrea Niegemann aus Duisburg

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