Blue's Tagebuch (12)

Wir haben den 15. September und letztes Wochenende war Besuch aus Erfurt mit dem Hund Sammy da. Sammy ist ein ehemaliger Pflegehund, der voriges Jahr nach Erfurt vermittelt wurde. Ich hab mich sofort mit ihm und seinen Leuten verstanden, er hat wenigstens mit mir ein bisschen getobt. Django ist ja ein alter Nörgler, steht nur auf, wenn er auch ein Leckerchen haben will und wenn er mich verpetzen kann. Es gab nur eine kleine Rauferei, als ich Sammy den Knochen wegnehmen wollte. Dachte mir, wenn er ihn nicht sofort verputzt, mag er ihn nicht. Großer Fehler, er hat mich gleich umgelegt, aber als ich mich ergeben hab, hat er sofort aufgehört. Leider hat sich dann Django eingemischt, wollte mich wohl beschützen. Na, da ging es dann zur Sache. Ich hab mich da vorsichtshalber rausgehalten. Aber alles gut abgelaufen, keiner verletzt, nur große Aufregung bei allen. Anschließend sind Django und Sammy gemeinsam Gassi gegangen, alles wieder in Ordnung. Ich hab nicht geahnt, dass Django so auf mich aufpasst. Ich sag es ja, man muss mich einfach lieb haben.

Wir üben jetzt immer öfter, meine Frustrationsgrenze zu erhöhen, d. h. wir gehen immer öfter zur Trinkhalle, wo sich abends immer mehrere Hunde und ihre Leute treffen. Heute abend hab ich meinen Leuten wieder Anlass zur Hoffnung gegeben, dass es irgendwann einmal klappt mit einem entspannten Gassigehen. Auf dem Weg zur Trinkhalle hatte Frauchen keine Chance auf Aufmerksamkeit. Ich hab nur nach vorn zu den Hunden gezogen und immer blitzschnell rechts und links abgecheckt, ob nicht irgendwas Fremdes kommt. Als ich endlich ankam, großes Gejaule/Bellen meinerseits. Ein kleiner Hund ging weg und ich durfte nicht hinterher. Diesen Kleinen hab ich letztes Mal so verschreckt, dass er jetzt Angst vor großen Hunden hat. Aber da sein Herrchen früher Hundetrainer war, wird er es wohl wieder hinkriegen; hoffe ich jedenfalls. Ich hab es damals nicht böse gemeint, als ich auf ihn zugesprungen bin, leider hat Frauchen aber nicht schnell genug reagiert und die Leine zu lang gehalten (ich hatte mich tarnungshalber 2 Minuten ruhig verhalten). Anschließend kam der kleine Border-Colli, den ich schon kenne. Ich durfte wieder nicht hin, sondern musste warten, bis der Kleine Kontakt zu mir aufnahm. Hab mich ordentlich verhalten, haben wir beide dafür Leberwurst bekommen. Anschließend ging schräg an uns ein anderer mittelgroßer Hund vorbei zu einem Auto. Ich war wieder still, hab nur intensiv gestarrt, konnte mich auch niemand von abbringen. Erst als er im Auto verschwand, bin ich wieder auf die Barrikaden. Da waren meine Leute schon sehr zufrieden. Aber ich hab mich noch gesteigert: Kurz danach kam ein Zwergpudel vorbei, bei dem ich bisher immer schrecklich ausgeflippt bin. Kein Wort von mir, selbst die Leine war nicht straff gezogen, ich saß still auf meinem Hinterteil. Meine Leute konnten es kaum glauben. Als er wegging, bin ich allerdings Frauchen fast auf die Schulter gesprungen. Sie saß auf einem Mäuerchen und versperrte mir die Sicht. Und immer noch kein Geschrei von mir. Sie waren so begeistert, dass ich eine ganze kleine Leberwurst zur Belohnung gekriegt habe (Django war natürlich sofort an meiner Seite, beim Leckerchen abholen wird er immer wieder fit). Und der Nachhauseweg war auch ziemlich entspannt.
Sie waren so happy, dass sie mir verziehen habe, dass ich am Morgen, als ich allein war, 4 Brötchen von der Arbeitsplatte geholt (wie konnten sie die auch vergessen!) und gefressen habe (das 5. hab ich nicht mehr geschafft, ich war leider satt).

Es ist der 22. September 11 und meine Leute sind wieder richtig happy. Habe mich beim abendlichen Gassigehen schon zum 2. Mal draußen gelöst. Sie haben freudig die Tüte gezückt und meine Hinterlassenschaft aufgenommen. Man, wenn ich geahnt hätte, welche Freude ein Haufen Sch…… den Menschen macht! Ich wurde ordentlich gelobt und mit Leckerchen belohnt. Die Menschen sind doch wirklich seltsam: wenn ich in der Wohnung ohne Aufforderung die Schuhe bringe, kriege ich nichts – aber bei einem Häufchen außerhalb des Gartens freuen sie sich ein Loch in den Bauch. Ich will hoffen, dieser Erfolg steigt ihnen nicht zu Kopf, ich kann auch anders.

Abschluss folgt

Autor:

Sabine Conrad aus Duisburg

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