„Ein sozialpolitischer Skandal“:
Es bleibt noch viel zu tun !

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Das Frauenhaus Duisburg musste im vergangenen Jahr 241 schutzbedürftige Frauen und deren Kinder aus Platzgründen zurückweisen.
„Nur“ 88 Frauen und 91 Kinder konnten hier 2019 aufgenommen und betreut werden. In der Einrichtung des Evangelischen Christophoruswerkes reichen die Plätze und die finanziellen Mittel nicht aus, um allen Gewaltopfern einen Schutzraum und die notwendige Betreuung zu bieten.
Die Personalkosten des Frauenhauses werden nur zu 52 Prozent vom Land finanziert. Die restlichen Kosten müssen über Spenden gedeckt werden. Einen Großteil davon übernimmt seit Jahren die Duisburger Sparkasse. Wenn jedoch größere Spendensummen wegfallen würden, müsste das Frauenhaus schließen. Das ganze Fundament zum Schutz der Gewaltopfer steht also auf wackeligen Beinen.

Jeden 3. Tag starb eine Frau durch häusliche Gewalt

Der Leiterin Karin Bartl fällt es natürlich sehr schwer, dass sie Schutzsuchende zurückweisen muss: „Diese Frauen befinden sich in einer gefährlichen Notsituation, und wir wissen genau, wie viel Überwindung es sie kostet, überhaupt zu uns zu kommen.“
Wie weit häusliche Gewalt gehen kann, wird aus dem Bericht des Bundekriminalamtes deutlich:
2018 wurde jeden dritten Tag in Deutschland eine Frau durch ihren (Ex)Partner getötet. Und das ist nur die Spitze des Eisberges. Die Zahl der häuslichen Übergriffe auf Frauen und zum Teil auch auf deren Kinder liegt viel höher. 

Tausende Frauen bleiben schutzlos

Schon seit Jahren steigt in den über 60 landesgeförderten Frauenhäusern in NRW der Bedarf an Plätzen. Es werden zwar mehrere tausend Frauen pro Jahr aufgenommen, aber etwa doppelt so viele müssen aus Platzmangel abgewiesen werden. „Die Zahl steigt, weil die Schutzsuchenden kaum noch günstige Wohnungen finden“, weiß Sabine Bartl, „außerdem suchen immer mehr Migrantinnen und geflüchtete Frauen Schutz, die kaum auf Freunde und Familie zurückgreifen können, um sich ein neues Leben aufzubauen.“

Auch die Kinder brauchen dringend Hilfe

Sabine Bartl und ihr 4köpfiges Team kümmern sich auch um die Kinder, die mit ihren Müttern ins Frauenhaus kommen: „Viele von Ihnen sind durch die häusliche Gewalt traumatisiert. Bei uns können sie zur Ruhe kommen und ihre Erlebnisse aufarbeiten.“
Die Zielsetzung des „Duisburger Frauenhauses“ ist, dass sich die Gewaltopfer ein neues Leben aufbauen können. Mit einer eigenen Wohnung, einem Job und einem KiTa-Platz können sie das schaffen.

Engagement allein reicht nicht.  Die Poltik muss mehr Geld bereitsstellen!

Leider werden aber auch viele Frauen rückfällig und geraten erneut in die Gewaltspirale. Die Frauenhäuser-und Beratungsstellen brauchen also unbedingt mehr Unterstützung aus der Politik und zwar möglichst schnell. Sprich: Es müssen mehr Gelder fließen und mehr Plätze für bedrohte Frauen geschaffen werden.
Immerhin habe sich das Interesse der Stadt Duisburg , die Situation zu verbessern in den letzten Jahren erhöht, heißt es. Es wird ein drittes Frauenhaus in Duisburg anvisiert. Der Antrag an die Landesregierung wurde gestellt.
Doch insgesamt reicht die Unterstützung der Politik noch lange nicht“, erklärt Ulrich Christofczik vom Vorstand des Christophoruswerkes: „Wir werden viel für unsere Arbeit gelobt. Doch wenn es um die Finanzierung geht, bekommen viele Politiker ganz schnell einen schlanken Fuß.“

Informationen:
Schutzsuchende Frauen erreichen das Duisburger Frauenhaus telefonisch: (0203) 37 00 73 Mail info@frauenhaus-duisburg.de
Das Frauennetz gegen Gewalt informiert Sie über freie Plätze in den Frauenhäusern www.hilfetelefon.de

Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016
www.hilfetelefon.de
Wer Geld, Haushaltsgegenstände, Frauen-und Kinderkleidung spenden möchte, kann sich unter der Rufnummer 0203 370073 informieren. Auch Töpfe, Pfannen und Handtücher werden gesucht.

Autor:

Andrea Niegemann aus Duisburg

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