6 Stunden Arbeit
...und dann zum Yoga

Die Schlagzeilen sind voll mit Meldungen, in denen man sich über die Generation Z und ihre Arbeitsmoral beschwert. Zuletzt ging es zum jemand, die meinte, nach 6 Stunden Arbeit zum Yogakurs zu müssen. Außerdem würden manche im Vorstellungsgespräch eine "Wunschliste" präsentieren.
Ehrlich gesagt verstehe ich die ganze Aufregung nicht. Es ist doch jedem selbst überlassen, ob man mehr Wert auf Geld oder mehr Wert auf Freizeit legt und wenn man sich leisten kann, von 6 Stunden Arbeit am Tag zu leben, warum denn nicht? Für die eigene Gesundheit und damit auch das allgemeine Gesundheitssystem ist es doch besser, jemand arbeitet nur 6 Stunden und ist dann noch fit genug, um zum Sport zu gehen, als jemand arbeitet 8 Stunden und mehr, schlimmstenfalls noch verbunden mit einem langen Arbeitsweg, und ist dann abends zu nichts mehr fähig als auf der Couch zu lümmeln.

Auch wenn manches vielleicht übertrieben ist ( oder wird es vielleicht nur übertrieben dargestellt? ), so haben die jungen Leute doch in vielem Recht. Ich habe nur 30 Arbeitsjahre gebraucht, um das zu erkennen. Wobei es zu Beginn meiner Berufstätigkeit so was wie einen 6-Stunden-Tag allerdings noch gar nicht gab. Es gab nur Vollzeit oder die Hälfte davon. Und die Hälfte - das war was für Mütter, die von 8 bis 12 im Büro waren und danach ihre Kinder aus der Kita holten. Allerdings hatten wir damals schon ein Zeiterfassungssystem, und wenn man genügend Stunden hatte, durfte man 1 Tag oder 2 halbe Tage im Monat "abgleiten". Zumindest den halben Tag bekam ich fast immer zusammen.

Nun die "Wunschliste". Falls es nicht um absolut unrealistische Wünsche geht, macht es doch Sinn, bereits im Vorstellungsgespräch über die jeweiligen Wünsche und Erwartungen zu sprechen. Das erspart später böse Überraschungen und dass man sich ggf. schon nach wenigen Wochen wieder trennt. Die Frage nach gleitenden Arbeitszeiten und, falls der Anfahrtsweg weit ist, zumindest teilweise im Homeoffice arbeiten zu dürfen, finde ich zum Beispiel nicht übertrieben.

Wenn ich so recht überlege, wäre es bei manchen Stellen, die mir von Anfang an nicht zusagten, besser gewesen, ich hätte mehr auf mein Bauchgefühl gehört statt auf irgendeinen gefühlten moralischen Druck zur Pflichterfüllung, das besagte, dass jeder Job auf jeden Fall erstmal anzunehmen ist. Da ich mich immer direkt weiter beworben habe, war ich nie lange auf solchen Stellen ( im Durchschnitt einen Monat ), aber im Grunde genommen war das vertane Zeit, sowohl für den Arbeitgeber, der sicher lieber eine Mitarbeiterin eingearbeitet hätte, die besser ins Unternehmen passt und vorhat, länger zu bleiben, statt einer, die nur Dienst nach Vorschrift macht, um noch genug Energie für den weiteren Bewerbungsprozess zu haben, als auch für mich, die ich sonst mehr Zeit für Bewerbungen und Vorstellungsgespräche gehabt und schneller etwas Passenderes gefunden hätte.

Direkt im Vorstellungsgespräch nicht nur die Qualifikation, sondern auch alles andere, worauf man Wert legt, abzuklären, macht also durchaus Sinn und ist besser für beide Seiten.

Autor:

Astrid Günther aus Duisburg

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